Der Freudenstädter Marc Tiburski ist seit 1347 Tagen nun mit seinem Fahrrad auf Weltreise. Derzeit ist er einmal von Nord nach Süd mit dem Rad durch Afrika unterwegs.
Nach mehr als 5.000 Stunden im Sattel, durch 51 Länder und mit beeindruckenden 756.347 zurückgelegten Höhenmetern hat Radweltreisender Marc Tiburski vor knapp einem Monat Namibia erreicht.
Zuletzt erhielt der 33-jährige Freudenstädter Besuch von seinen Eltern und einem Freund. Gemeinsam unternahmen sie einen fast vierwöchigen Roadtrip durch das bei Touristen sehr beliebte Land im südlichen Afrika. Für Tiburski war diese Erfahrung ein Kontrastprogramm: „Ich habe hier in Namibia mehr Touristen in vier Wochen gesehen als in ganz West- und Zentralafrika. Für viele ist das hier ’das Afrika’, für mich wirkt es nach den Eindrücken in Gabun, Äquatorialguinea, Kamerun, Angola und entlang der westafrikanischen Küste schon fast europäisch.“
Mit dem Rad durch Afrika
Ein Grund dafür ist Namibias koloniale Vergangenheit. Als ehemalige deutsche Kolonie ist das Land auch heute noch stark von dieser Zeit geprägt – im Alltag, in der Architektur und in der Sprache. In Windhoek hört Tiburski oft Deutsch – ein Stück Heimat mitten in Afrika.
Seit seiner letzten längeren Pause in Äquatorialguinea ist Tiburski wieder froh, auf dem Rad unterwegs zu sein – auch wenn die letzten Monate einige Herausforderungen mit sich brachten. In einem abgelegenen Nationalpark in Gabun war er mehrere hundert Kilometer ohne Handynetz und Kontakt zur Zivilisation unterwegs. „Diese Tage des digitalen Detox habe ich sehr genossen“, erzählt er.
Zwar bekam er keine Elefanten zu Gesicht, aber ihr nächtliches Streifen durch den Regenwald war durch knackende Äste deutlich hörbar. Nach der Durchquerung von Gabun, der Republik Kongo und der angolanischen Exklave Cabinda stand ihm ein weiteres Hindernis bevor: Der direkte Grenzübertritt in die Demokratische Republik Kongo war ohne Visum nicht möglich. Tiburski musste daher mit der Fähre nach Angola übersetzen.
Auch wenn er in Angola kein spezielles Visum benötigte, war das Zeitfenster eng: Nur 30 Tage blieben ihm für die Durchreise.
Nach Wartezeiten auf die Fähre und in Luanda auf seinen neuen Reisepass blieben ihm nur noch 20 Tage für die 2.200 Kilometer bis zur namibischen Grenze. Die Strecke – teils steinig, teils schlammig – forderte ihn heraus. Dennoch ließ er sich einen Umweg nicht nehmen: Die Serpentinenstraße hinauf zum Hochplateau der Serra da Leba war für ihn ein landschaftliches Highlight. „Das war vielleicht die schönste Passstraße, die ich je gefahren bin“, schwärmt er.
Der Ausblick über die dichten Regenwälder Angolas war atemberaubend. Je näher er Namibia kam, desto dünner wurde die Besiedelung. Auf manchen Teilstrecken gab es keine Wasserstellen – eine präzise Planung war gefragt.
Tierwelt hautnah erlebt
In Namibia wurde er schließlich belohnt: Elefanten, Nashörner und Löwen – die erhoffte afrikanische Tierwelt – begegnete ihm nun hautnah. Nachdem sein Besuch aus Deutschland abgereist ist, heißt es auch für Tiburski langsam Abschied nehmen von Namibia. Die Reise geht weiter Richtung Süden – ans Kap der Guten Hoffnung.
„Dann kann ich sagen, ich habe mit eigener Muskelkraft den afrikanischen Kontinent von Nord nach Süd durchquert“, sagt er lachend. Doch das soll noch nicht das Ende seiner Reise sein: Vom Kap aus geht es wieder Richtung Norden – diesmal an der Ostküste Afrikas entlang.
Ein Ziel hat Tiburski dabei bereits fest im Blick: Im Herbst findet in Ruandas Hauptstadt Kigali die erste Rad-WM auf afrikanischem Boden statt. „Wenn ich eh schon in Ostafrika bin, will ich mir das unbedingt anschauen“, erklärt er voller Vorfreude.