Martina Wenzler-Gail ist seit 30 Jahren die Dirigentin des Männerchors Sunthausen. Foto: Strohmeier

Sie hat "ihre Männer" bestens im Griff und gibt im wahrsten Sinne des Wortes den Takt an: Martina Wenzler-Gail ist seit 30 Jahren die Dirigentin des Männergesangverein Sunthausen. Und wer sein Repertoire und seine Projekte kennt der weiß: Der Chor ist vieles, aber alles andere als langweilig.

Bad Dürrheim-Sunthausen - Bei dem Namen Männergesangverein denken viele an ältere Herren, die traditionelles Liedgut singen. In Sunthausen wurde aus dem Männergesangverein der Männerchor und traditionelles Liedgut wie sie einst die Väter sangen, gibt es auch keines mehr – und das moderne Programm kommt beim Publikum gut an. Dafür sorgte in den vergangenen 30 Jahren Martina Wenzler-Gail, eigentlich ist sie schon im 31. Jahr die Dirigentin, doch das geplante Jubiläumskonzert vergangenes Jahr musste coronabedingt ausfallen.

Zehn Jahre geplant

"Mehr als zehn Jahre mache ich das nicht", das war damals der erste Gedanke von Martina Wenzler-Gail, als sie von Rudi Reichmann gefragt wurde, ob sie nicht Dirigentin beim Männerchor werden möchte, erinnert sich die Dirigentin im Gespräch. Sie besuchte die erste Probe und sagte "Ja". Was die zehn Jahre angeht sollte es ganz anders kommen, denn mittlerweile geht es beim einen nicht mehr ohne den anderen. In den ersten Jahren hielt man noch an den Traditionen fest, doch schnell merkte die Dirigentin, dass man damit das Publikum nicht mehr locken konnte. Sie leitete Veränderungen ein, zunächst eher sanft. Die Tradition bestand neben moderneren Lieder wie Schlagern und heute sind die 28 Männer froh, dass alte Zöpfe abgeschnitten wurden. "Die Männer haben willig alles mitgemacht."

Seit den Anfängen der 2010er-Jahren hat man jedes Jahr ein besonderes Projekt einstudiert. Eines der ersten trug den Titel "Die Elemente". Man versteht sich hierbei als Projektchor, der dazu gerne auf Gastsänger, die sich melden, zurückgreift. Der Vorsitzende des Männerchors und gleichzeitig der Ehemann der Dirigentin ergänzt: Von den Gastsängern seien bis auf drei alle geblieben. Deswegen habe man heute so viele Aktive.

Nächstes Projekt

Der Grund, warum sie sich ursprünglich die Zehn-Jahres-Frist setzte war, dass nach dieser Zeit eigentlich ein frischer Wind und neue Ideen in einen Chor hineingebracht werden sollte. Doch seien ihr in all den Jahren die Ideen nicht ausgegangen. Und das nächste Projekt steht an. Ab Ende August sollen die Proben wieder starten und dieses Mal steht Italien im Mittelpunkt. Das Konzert findet dann im Frühjahr statt. So ist der Männerchor nun schon seit zwei Jahrzehnten der Tradition entwachsen, man singt Schlager, Volksrock oder Songs von Liedermachern wie Hubert von Goisern und ab nächstes Frühjahr italienisch. Sie selbst sitzt in den Konzerten öfters am Klavier und begleitet "ihre Männer".

Martina Wenzler-Gail wurde in ihrem musikalischen Werdegang immer von ihren Eltern gefördert, doch ohne Talent wäre es auch nicht gegangen. Mit sechs Jahren begann der Klavierunterricht, mit zwölf Jahren war sie Organistin in Schömberg bei Pforzheim, mit 15 leitete sie ihren ersten Kirchenchor. Problem mit der Akzeptanz als Chorleiterin hatte sie keine, erinnert sie sich.

Als sie 15 war begann sie mit der Orgelausbildung an der Kirchenmusikschule in Freiburg. Zwei Jahre dauerte diese, aber mit 17 durfte sie noch keine Prüfung machen, sie musste ihren 18. Geburtstag abwarten. Als sie 1988 mit dem Studium der Sozialpädagogik fertig war, kam sie auf die Baar, war Organistin in drei Kirchengemeinden der Ostbaar und gründete den Hochemminger Kirchenchor.

Erfolgreicher Kinderchor

An eine Zeit, an die sie sich immer wieder gerne zurück erinnert sei die mit dem von ihr im Jahr 1998 gegründeten Kinderchor "Singuine". Mit ihm studierte sie das Musical "Der kleine Tag" ein. Mehrere Male führten sie das Stück auf, in Sunthausen, Tuningen und im Haus des Bürgers in Bad Dürrheim. Jedes mal ausverkauftes Haus. Aus diesem Chor heraus fanden sich einige Eltern zusammen und gründeten den Projektchor SAM.

Was sie sich für die Zukunft des Männerchors Sunthausen wünscht? Dass sie die Freude am Singen weiter hinaustragen. Denn eines versichert sie: Die moderne Richtung beim Gesang werde man beibehalten.