Eine Frage der Einstellung (Karikatur) Foto: Melanie Jilg

Gegen einen „Treffpunkt Lahrer Kulturen“ formiert sich Widerstand. Das ist sehr bedenklich, findet unser Autor.

Anfang Oktober war es, als wir wir über die Platznot des „Treffpunkts Lahrer Kulturen“ berichteten: Weil die Zahl der Muslime, für die der Verein seit Jahren das Freitagsgebet organisiert, stark angewachsen ist, reicht ihm das städtische Stiftsschaffneigebäude nicht mehr aus. Nach langer Suche, vermeldeten wir, durfte sich der emsige Vorsitzende Benotmane Adda freuen: Von privat hatte er ein Grundstück an der Mietersheimer Hauptstraße gekauft. Dort will er einen Treffpunkt für seinen „Treffpunkt“ schaffen. Doch statt für den Bau benötigter Spenden gibt es nun: Gegenwind.

 

Im aktuellen Mietersheimer Mitteilungsblatt findet sich eine Anzeige, die eine „Unterschriftenaktion gegen den Neubau eines Vereinsheims und eines Gebetshauses“ bewirbt. Der Grund für seine Ablehnung bleibt das Geheimnis des Inserenten. Auch die Listen, auf die Gleichgesinnte ihr Servus kritzeln sollen, bringen keine Erhellung.

Ein typisches Argument in solchen Fällen ist die Furcht vor Verkehr und Lärm. Aber zieht das hier – in direkter Nachbarschaft einer rund um die Uhr geöffneten Tankstelle, einer Autowaschanlage und eines Lebensmittelmarkts? Oder werden auf dem Grundstück etwa bedrohte Arten Eidechsen oder Schmetterlinge vermutet, die es zu schützen gilt?

Auch was genau die Unterschriftensammlung bezwecken soll, wohlgemerkt: noch bevor auch nur ein Detail des Vorhabens bekannt ist, bleibt unklar. Wie berichtet, sieht die Stadt aus baurechtlicher Sicht keine Probleme. Im betroffenen Gebiet sind kulturelle und religiöse Nutzungen ausdrücklich erlaubt. Und ein Gesetz, wonach allein ein Anwohner-Veto einen Hausbau verhindert, gibt es – zum Glück – nicht.

Sind wir ehrlich: Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Protest gegen die Vereinsheim-Pläne regt – die Aktion spiegelt eine unschöne Entwicklung in unserer Gesellschaft wider. Alle wollen neue Wohnungen, aber keine neuen Nachbarn. Alle wollen Raum für die Jugend, aber nicht am eigenen Gartenzaun. Alle wollen ein aktives Vereinsleben, aber am liebsten ihre Ruhe. Sehr bedenklich.