Einen grandiosen Fastnachtsball feierte die ehrwürdige Narrenzunft. Bühnenstücke mit ganz viel Esprit, Scharfsinn, Pfiffigkeit und Witz, dann auch flotte und sinnliche Tanzvorführungen prägten bis nach Mitternacht die gelungene Saalfasnet in Bad Dürrheim.
Stars des langen Abends waren nicht nur die Darsteller auf der Bühne sondern auch die Gäste im übervollen Siedersaal. Das Publikum selbst hatte für die Erfolgsgeschichte schon allerbeste Laune mitgebracht.
Nachdem das Blasorchester in den Abend eingestimmt hatte, begann das eigentliche Ballprogramm mit dem Auftritt des Fanfarenzugs. Dann gab es Gänsehaut pur, als zum Dieremer Narrenmarsch die hohen Narrenverantwortlichen sowie die Salzhansel und Narros einliefen.
Den Stadtverantwortlichen wird Spiegel vorgehalten
Gleich zur Begrüßung durch Zunftmeister Volker Martin und seinen Vize Lucian Götz wurde den Stadtverantwortlichen der Spiegel vorgehalten: Ein Zweimillionenminus müsste im Haushalt verkraftet werden. Kritisiert wurde das übergroße Radsportengagement, das wohl jetzt einen neuen Gipfel erreichen wird, wenn die Salinensporthalle nach Rennradlegende Jan Ullrich benannt werden könnte.
Die Fasnetsökonomen machten klar, dass schon allein mit den eigenen 100-Jahr-Feierlichkeiten verbunden mit dem großen Umzug dem Tourismus ein vielfacher Mehrwert zugekommen sei als mit den ganzen Radgeschichten.
Sie haben über Jahrzehnte viel bewegt
Die verdächtig kurze Stadtkritik geht vielleicht auch darauf zurück, dass zwei in Dürrheim einflussreiche Unternehmer in der Narrenzunft über Jahrzehnte ganz schön viel bewegen und deshalb gar nicht recht in der Fasnet durch den Kakao gezogen werden können. Joachim Limberger und Michael Rebholz.
Ersterer hielt als „Mann im Ohr“ auf seinen Freund eine Laudatio, der nach über 25 Jahren als Narrovater die Verantwortung weiterreicht. Limberger erzählte mit viel Humor die schrägen Begebenheiten auf, in die Rebholz in den vielen Jahren von Kißlegg bis Rom so verwickelt war. Rebholz wurde zum Ehrennarren und der hinter den Kulissen lange Zeit ganz wichtige Hans-Dieter Bayer zum Ehrennarrenrat. Gleichfalls wurde Matthias Fritz geehrt.
Den Abend als Putzkolonne moderiert
Auch bei den Zunftfrauen ist mittlerweile eine jüngere Generation in Verantwortung und kommt durchaus an das hohe Niveau ihrer Altvorderinnen heran.
Die Damenriege um Melanie Wildgruber und Petra Böhnisch gestalteten den Abend als Putzkolonne moderierend humorvoll mit.
Situationen in einer Backstube
Von den Hanselfrauen wurden Situationen in einer Backstube aufgezeigt, etwa mit übergesundheitsorientierten Naturkostessern, die alle erdenklichen Zutaten im Brot ausgeschlossen haben wollten und in Konsequenz dann nur noch eine Tüte mit Luft überreicht bekamen.
Die Bäckerinnen stellten auch fest, dass in der Stadt ein Apothekensterben stattgefunden habe, während die legendäre Boygroup the „Johlis“ sängerisch ein Manko an guten Gaststätten und Kneipen in der Stadt ausmachte. „Nichts zum Trinken, nichts zum Essen - das Nest hier ist einfach zum Vergessen“, lautete die Reklamation.
Der ganze Saal verfiel in eine ultimative Glückseligkeit, als der legendäre Ohrwurm der Zylinderköpfe mit „Ballaballa – lass doch an Fasnet deine Alte zu Hause“ mit Inbrunst mitgesungen wurde.
Fanfarenzug bietet einen besonderen Augenschmaus
Der Fanfarenzug punktete mit einem besonderen Augenschmaus. Die Darsteller in Tracht drehten sich auf einer Plattform zur Melodie der Schwarzwaldmarie.
Die „Ritter der Schwafelrunde“ erwiesen sich als wahre Wortakrobaten und bekannten sich zum Gendern, wenn nach dem großen Saufgelage eben kein Kater sondern eben auch eine Katz zu ertragen ist. Obwohl gern unter der Gürtellinie punkteten die Sketche mit vielen intelligenten Aussagen.
Narrensamen und Jugendliche der Narros
Verschiedene Tanzvorführungen mit dem Narrensamen, den Jugendlichen der Narros unter dem Motto „Elvis lebt“ den Zunftmarichen, Benji und Gnomi sowie der großen Tanzgruppe „Goldmarie“ waren der sportliche und sinnliche Konterpart zu den lustigen Beiträgen.