Erinnerungen an längst vergangene Tage: Vor wenigen Jahren hatte Ingrid Naue mit ihrer Familie die einstige Olympiastätte in Rom besucht. Zu sehen ist das Schwimmbecken, in dem sie die Bronzemedaille erschwamm. Unlängst ist Ingrid Naue in Zimmern gestorben. Foto: Matthias Naue

Ingrid Naue ist im Alter von 78 Jahren gestorben. In jungen Jahren hat die leidenschaftliche Schwimmerin vielfache sportliche Erfolge errungen. 1960 bekam sie in Rom eine Bronzemedaille umgehängt.

Wenn Ingrid Naue von ihrem Leben erzählte, dann kam man aus dem Staunen nicht heraus.

 

Denn ihre Biographie hat so manche Überraschung parat, nimmt man nur die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1960 in Rom und 1964 in Tokio, oder die nervenaufreibende Ausreise mit der Familie aus der DDR im Jahr 1984 und den Neustart in Rottweil.

Vor wenigen Tagen nun ist Ingrid Naue im Alter von 78 Jahren gestorben. Um sie trauern ihr Ehemann Artur, die beiden Söhne mit Familien, aber auch viele Freunde und Bekannte.

1984 in Rottweil

Im Jahr 1984 kam Ingrid Naue mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen Markus und Matthias nach Rottweil. Ihr erstes Domizil war in der Alemannenstraße in der Altstadt.

Bereits 1980 hatte die Familie in der DDR einen Ausreiseantrag gestellt, der aber ablehnt wurde, erzählt Sohn Matthias im Gespräch mit unserer Zeitung. Und nicht nur das. Ab dem Zeitpunkt durften Ingrid Naue, studierte Ärztin, und ihr Mann, von Beruf Bauingenieur, nicht mehr in ihren Berufen arbeiten.

Sie arbeitete als Kinderkrankenschwester, ihr Mann als Maurer. „1984 kam dann die überraschende Wende“, erzählt Matthias Naue, denn dann musste alles schnell gehen. Sie durften plötzlich doch ausreisen. Mit all ihrer Habe und dem kompletten Hausstand.

Ein neues Leben

„Ein echtes Glück für uns Kinder, da wir dadurch im Westen aufwachsen konnten“, wie Matthias Naue sagt. Er war damals gerade mal vier Jahre alt, sein Bruder acht. In Rottweil, ganz in der Nähe vom Bruder des Vaters, der in Villingendorf lebte, begann die Familie ein neues Leben.

Ingrid Naue, die bereits in der DDR der Kirche eng verbunden war, suchte in Rottweil schnell Kontakt zum Chor der Predigerkirche, der damals noch von Hansjörg Epple geleitet wurde. Hier fand sie schnell eine Heimat, Freunde und über den Chor auch einen neuen Job.

Denn dort hatte man sie auf die offene Stelle beim Versorgungsamt aufmerksam gemacht. Ingrid Naue bekam die Stelle, wurde nach wenigen Jahren verbeamtet und war dort auch bis zum Ruhestand tätig.

Seit 1994 in Zimmern

1994 zog die Familie ins neue Heim nach Zimmern, wo Ingrid Naue mit ihrem Mann bis zuletzt lebte.

Bereits lange bevor Ingrid Naue mit ihrer Familie nach Rottweil kam, hatte sie als Schwimmerin eine steile Sportkarriere hinter sich.

Bei den Olympischen Spielen in Rom hat sie 1960 mit der gesamtdeutschen Lagenstaffel die Bronzemedaille geholt. In ihrer Heimatstadt Greiz in Thüringen ist man heute noch stolz auf die einstige Olympionikin.

In Greiz hatte Ingrid Naue, damals noch Schmidt, als Kind das Schwimmen gelernt. Erst vor wenigen Jahren hat Ingrid Naue gemeinsam mit ihrer Familie die einstige Olympiastätte in Rom besucht und in Erinnerungen geschwelgt, wie Matthias Naue sagt.

„Sie hat immer gerne von dieser Zeit erzählt. Wir hatten auch eine kleine Vitrine mit Erinnerungsstücken daheim.“

Beim TSV aktiv

In Rottweil blieb sie dem Schwimmsport noch viele Jahre beim TSV verbunden, beteiligte sich unter anderem an der deutschen Seniorenmeisterschaft. Und auch bis zuletzt kamen immer noch Briefe und Autogrammanfragen aus aller Welt – die Schwimmkarriere begleitete sie auf diese Weise bis ans Ende.

In ihren letzten Jahren hat Ingrid Naue ihren kranken Mann mitbetreut und hatte ebenfalls mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Zuletzt war sie schwer erkrankt. Von der Krankheit geschwächt, starb sie am 6. August im Kreise ihrer Familie.

Der Trauergottesdienst für Ingrid Naue beginnt am Montag, 11. September, um 14 Uhr in der Predigerkirche. Der Predigerkirche war sie bis zu ihrem Tod immer sehr verbunden. Beigesetzt wird sie zu einem späteren Zeitpunkt in ihrer Heimatstadt Greiz in der Familiengruft.