Der Autor Hanno Millesi fühlt sich in Hausach wohl. Foto: Jorghi Poll/

Der Wiener Hanno Millesi ist einer von drei Schriftstellern, die in dieser Saison im Rahmen des Leselenz-Stipendiums für jeweils sechs Wochen in Hausach leben. Im Gespräch mit der Redaktion gab der Österreicher Einblicke in seine Tätigkeit.

Seit der Corona-Zeit hat sich beim Hausacher Leselenz sowie bei den Stadtschreibern einiges geändert: Ging das Literaturfestival zuvor eine ganze Woche lang, findet der Leselenz mittlerweile zweimal im Jahr jeweils während eines Wochenendes statt. Und auch der Posten des Stadtschreibers wurde gesplittet: Die Autoren Romina Nikolic, Juliane Blech aus Halle und der Wiener Hanno Millesi teilen sich das Stadtschreiber-Stipendiat der Saison 2024/25.

 

Zusätzlich wurde auch diese Zeit noch einmal zweigeteilt. Die derartig heruntergeschraubte Zeitspanne gleicht nun eher einem Urlaub und hat für die jeweiligen Autoren den Vorteil, dass die persönlichen Lebensverhältnisse nicht entscheidend unterbrochen werden müssen.

Hanno Millesi war bereits beim Leselenz 2019 dabei

So war der kurz nach den Osterfeiertagen angereiste Österreicher Millesi bereits Anfang Januar für drei Wochen in Hausach. Wie ist er denn an das Amt des Stadtschreibers gekommen? Man werde von einer Jury ausgewählt, so Millesi. Den Kontakt nach Hausach gebe es bereits seit seinem Auftritt beim Leselenz im Jahr 2019. Dass die Hausacher so eine enge Beziehung zum Literaturfestival und ihrem Stadtschreiber haben, beeindruckt Millesi. Als er im November als neuer Stadtschreiber vorgestellt wurde, habe fast die ganze Stadt mitgemacht, erzählt er.

Millesi wusste seine erste Zeit für sich und seine Arbeit zu nutzen. Einmal in der Woche schrieb er in seiner Funktion als Stadtschreiber einen Text für eine Zeitungskolumne, ansonsten arbeitete er die ganze Zeit an seinem aktuellen Projekt. Es soll eine längere Erzählung werden, die auf einer Reise beruht, die Millesi in seiner Zeit als Frühjugendlicher gemacht hatte. Genaueres möchte der Schriftsteller nicht erzählen.

In Hausach, so hofft Millesi, werde er die Zeit und Muße haben, die Struktur der Erzählung herauszuarbeiten. Der Vorteil seiner Zurückgezogenheit auf Zeit: „Ich kann mich von Verbindlichkeiten und Alltagsdingen befreit ganz meiner Arbeit widmen. Und das mache ich auch.“ Größere Verpflichtungen seitens der Stiftung gebe es nicht. „Es ist nicht so, dass ich ein Honorar für eine bestimmte Tätigkeit bekomme“, sagt Millesi.

Das Stipendium macht dem Autor keinen Druck

Das Hausacher Stipendium inklusiver kostenloser Beherbergung wird ohne Gegenleistung vergeben. Denn so war das Stadtschreibertum in seinen Anfängen gedacht gewesen: Das Stipendium solle es den jeweiligen Autoren ermöglichen, in einem freien Denk- und Schreibraum zu arbeiten. Dass manche Stipendien mit zusätzlichen kulturellen Aufgaben in den entsprechenden Gemeinden verbunden werden, sei in Hausach ausdrücklich nicht der Fall, sagt Millesi: „Ich kann machen was ich will.“

Eine Lesung im Rahmen seines Engagements gibt es trotzdem. So wird der Autor am Dienstag, 29. April, im Hausacher Rathaus lesen. Und auch sonst nimmt Millesi an Hausachs gesellschaftlichem Leben teil. Bei seinem ersten Besuch sei er am Dreikönigstag in Hausach angekommen, erzählt er. Da sei noch alles voller Weihnachtsschmuck gewesen. „Und dann war am 7. Januar alles weg und die Leute fingen an, ihre Stadt zu schmücken. Und diese Inszenierungen, wo die ganze Ortschaft dabei ist, das ist schon toll.“

Hanno Millesi: „Das war ein Kulturschock im besten Sinne.“

Bei der Öffentlichen Narrensitzung und auch beim Narrenbaumstellen war Millesi dabei: „Ein Kulturschock im positiven Sinne war das, echt beeindruckend“, erzählt Millesi. „Bei uns in Wien gibt es nur diesen Kinderfasching, ansonsten ist das ganze Brauchtum ziemlich eingeschlafen.“

Das Leben in der Gemeinschaft fasziniert den Österreicher. „Ich habe da eher den Blick von außen, aber mir gefällt das sehr“, sagt Millesi in Bezug auf die Fasentkultur Hausachs. „Literatur ist ja eher so ein einsames Ding“, sagt er. Zum Ausgleich spielt Millesi Gitarre in einer Band namens Albers. Die anderen Bandmitglieder seien ansonsten allesamt Bildende Künstler. Veröffentlichungen gebe es keine, auch in Zukunft nicht – das könne man keinem antun, so Millesi. Aber er schätze das gemeinsame Musizieren und wünschte, das wäre auch in der Literatur umzusetzen. Er habe auch schon versucht, mit anderen Autoren gemeinsam an einem Text zu zu schreiben: „Das ist bisher gescheitert. Irgendwann kam es immer zu Streitigkeiten.“

Lesung im Rathaus

Hanno Millesi wird am Dienstag, 29. April, im Rathaus Hausach seinen aktuellen Roman „Zur Zeit der Schneefälle“ präsentieren. José F. A. Oliver wird die Veranstaltung moderieren. Beginn ist 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.