Foto: Wetzel

Zwölf Wochen lang hat Benjamin Wetzel aus Stetten a.k.M. beim Bau einer Kantine für die Tagespflegeeinrichtung des Kinderdorfes "Human Dreams" geholfen. Nun ist er wieder zu Hause mit vielen lebensprägenden Erfahrungen und Begegnungen im Gepäck.

Stetten a. k. M. - Das Projekt kannte Benjamin Wetzel bereits von seiner Schwester Kathrin, die in den vergangenen Jahren mehrfach einige Wochen als Volontärin im Kinderdorf für schwer geistig und körperlich behinderte Kinder als Betreuerin mitgeholfen hat. Seit dieser Zeit wird das von der Deutschen Nicole Mtawa gegründete und aufgebaute Projekt regelmäßig mit Spenden des Stettener Fördervereins "Zukunft für Kinder in Afrika" unterstützt.

Als dann Ende vergangenen Jahres der Bau einer Kantine für die Tageshilfeeinrichtung geplant wurde, war es für den ausgebildeten Maurer klar, dass er dort sein Fachwissen und seine Lust auf das Kennenlernen neuer Länder und Kulturen perfekt verbinden könnte.

Nach zwei Wochen Wechsel zum Bautrupp

So saß er also im Januar im Flieger nach Daressalaam, gespannt, was in dort so alles erwarten würde. In den ersten Tagen lernte er die Einrichtung und den Umgang mit den körperlich und geistig schwer behinderten Kindern kennen. Nachhaltig beeindruckt hat ihn die Herzlichkeit und Fürsorge, mit der in der Tagespflegeeinrichtung mit den Schützlingen umgegangen wird, die am Rande der Gesellschaft stehen. Nach knapp zwei Wochen wechselte er dann zum Bautrupp, wo er den Bau des neuen Kantinengebäudes vom Ausmessen bis fast zur Fertigstellung mitbegleitete und bei allen notwendigen Arbeiten Hand anlegte. Sein Fachwissen erwies sich dabei als äußerst wertvoll und wurde von seinen einheimischen Kollegen gerne angenommen und geschätzt.

"Ein Hausbau bei uns und in Tansania ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", so sein nüchternes Fazit über die verschiedenen Arbeitsweisen und vor allem den unterschiedlichen Einsatz von technischen Hilfsmitteln. Allein eineinhalb Wochen gingen ins Land bis die Fundamente mit Pickel und Schaufel ausgegraben waren. Wo in Deutschland mit Bagger und Betonmischer gearbeitet wird, muss in Tansania alles noch in Handarbeit erledigt werden.

Ausgebildete Maurer gibt es keine, dennoch ist das Kinderdorf in der glücklichen Lage, eigene Betriebshandwerker vor Ort zu haben, die sich ihre Fähigkeiten durch beständiges Lernen und Erfahrung angeeignet haben.

"Die Verständigung auf Englisch funktionierte eigentlich problemlos, und mit der Zeit war es mir sogar möglich ein bisschen Smalltalk auf Suaheli zu halten", erzählt der 23-Jährige. Groß war die Freude, als die ersten Mauern hochgezogen und schließlich der Rohbau fertig war. "Die 11 000 Euro, die der Stettener Förderverein für den Bau der Kantine gespendet hat, sind auf jeden Fall gut angelegt und helfen dem Kinderdorf wesentlich bei der Versorgung und Verpflegung ihrer Schützlinge aus der Tagespflege", resümiert Wetzel nach seinem Arbeitseinsatz.

Land und Menschen kennengelernt

Im Anschluss an die Zeit im Kinderdorf nutzte der junge Stettener die Gelegenheit, das Land und seine Menschen näher kennenzulernen. Seine Touren führten ihn unter anderem auf die Insel Sansibar sowie in den Serengeti Nationalpark.

Ein besonders prägendes Erlebnis und ein Höhepunkt seiner Reise sei die Besteigung des Kilimanjaro gewesen, den er mit seinem Team abseits der Touristenströme über die Machame Route nach sechs Tagen erreichte.

"Man muss sich schon auf die fremde Kultur, auf die anderen Ess- und Trinkgewohnheiten sowie das krasse soziale Gefälle im Land einstellen können", erzählt Wetzel. Das Leben sei in Tansania sehr viel langsamer, da komme man mit deutscher Pünktlichkeit nicht besonders weit. Wenn irgendwo Fußball im Fernsehen laufe, dann sei klar, wie die Prioritäten gesetzt werden. Die Fußball-EM beim Public Viewing zu erleben, sei jedenfalls kein Problem gewesen.

Weshalb er mit seinen 23 Jahren noch nicht verheiratet ist und keine Kinder hat wurde er des öfteren gefragt und erntete dafür bei den Einheimischen eher Unverständnis und Kopfschütteln. "Ich würde gerne mal wieder kommen, vor allem um die Entwicklung des Kinderdorfes weiter zu verfolgen. Die Kontakte, die ich geknüpft habe, werde ich sicher weiterpflegen", sagte Wetzel.

Er möchte seine Erlebnisse und Erfahrungen gerne an Interessierte weitergeben. Der Förderverein "Zukunft für Kinder in Afrika" plant deshalb in naher Zukunft eine Veranstaltung, bei der Benjamin Wetzel von seiner Reise berichten und seine Erlebnisse mit vielen Bildern illustrieren wird.