Jana (Petra Schmidt-Schaller, Mitte) ist dankbar für ihre Tochter Lotta (Tilda Wunderlich) und ihren Mann Christian (Florian Stetter) – noch. Foto: ARD Degeto//Boris Laewen

In dem ARD-Vierteiler „Ein Schritt zum Abgrund“ spielt Petra Schaller-Schmidt eine selbstsichere Ärztin, die Betrug und Verrat durch ihren Ehemann nicht einfach so hinnehmen will – und in ihrer Rache unberechenbar wird.

Es beginnt mit einem langen blonden Haar. Jana (Petra Schmidt-Schaller) findet es am Schal ihres Mannes, und ein erster Verdacht schleicht sich ein, der sie nicht mehr loslässt. Dabei scheint es zunächst – abgesehen von diesem harmlosen Haar – keinen Grund für ihr Misstrauen zu geben. Ihre Ehe ist nach wie vor leidenschaftlich, das Familienglück mit der zehnjährigen Tochter Lotta (Tilda Wunderlich) perfekt. Aus Liebe zu ihrem charmanten Mann Christian (Florian Stetter) hatte sich Jana einst gegen eine Karriere in der Forschung entschieden und leitet stattdessen eine Praxis in dessen Heimatstadt Husum. Er ist als Projektentwickler bei großen Bauvorhaben viel unterwegs, dennoch kümmert er sich auch liebevoll um die gemeinsame Tochter. Eine Familienidylle, die sich zwischen dem hübschen Häuschen, dem Reiterhof der Tochter und Geburtstagsfeiern am Strand abspielt.

Doch was passiert, wenn die Fassade nach und nach Risse zeigt und zum Vorschein kommt, was sich unerträglich anfühlt? Jana reagiert nicht so, wie man es von einer betrogenen Ehefrau erwarten würde. Weder will sie sich in ihr Schicksal fügen und hinnehmen, dass Männer nun mal so sind, wie es ihr aus ihrem Umfeld geraten wird, noch will sie ihren Mann zur Rede zu stellen und verlassen. Stattdessen steuert sie auf einen Abgrund zu – mal getrieben von Rache, mal von der Hoffnung, ihr Glück doch noch retten zu können. Dabei entfernt sie sich immer mehr von einer selbstsicheren, vertrauenswürdigen Frau und wird zu einer unberechenbaren Rachegöttin, der man zutraut, auch ihr Liebstes zu opfern.

Die Kulisse von Husum schafft eine besondere Atmosphäre

Diesen Weg glaubhaft darzustellen, ist Regisseur Alexander Dierbach und Drehbuch-Autorin Britta Stöckle in dem ARD-Vierteiler „Ein Schritt zum Abgrund“ meisterhaft gelungen. Die deutsche Adaption der BBC-Serie „Doc Foster“ bedient sich am griechischen Mythos der Medea, die gegen jede Vernunft und nur von ihren Emotionen getrieben handelt. Das Familiendrama – das bis zur kleinsten Nebenrolle hochkarätig besetzt ist – entfaltet dabei den Sog eines Thrillers, der sich von Folge zu Folge steigert. Statt dies mit düsteren Bildern zu unterstreichen, platziert Britta Stöckle ihre Handlung ins malerische Husum direkt ans Meer und schaff damit eine besondere Atmosphäre. Gebannt schaut man dabei zu, wie aus der Idylle ein Albtraum wird.

Dass der Medea-Mythos in der modernen Version funktioniert, ist in erster Linie der Hauptdarstellerin Petra Schmidt-Schaller zu verdanken. Sie zeigt Jana mal als eiskalte, mal als zutiefst verletzte Frau, die sich nicht passiv in ihr Leid fügen will. Und so bleibt man auf ihrer Seite, auch wenn ihr Handeln manchmal verstörend ist. Ebenso gelungen ist die Dynamik, die sich zwischen Petra Schmidt-Schaller und Florian Stetter entfaltet. Ihr Wechselspiel aus Zuneigung, die sich trotz des Verrats nicht ganz abschütteln lässt, und bodenlosem Hass macht den besonderen Reiz der Geschichte aus.

Ein Schritt zum Abgrund Die ARD zeigt alle vier Folgen hintereinander, am Samstag,1. April, ab 20.15 Uhr.