So könnte eine der Heizzentralen in Bitz aussehen. Als Standort der ersten Ausbaustufe wurde die Lichtensteinschule vorgeschlagen. Foto: © 2022 IBS Ingenieurgesellschaft mbH

Als das Quartierskonzept für ein Nahwärmenetz Anfang des Jahres öffentlich in Bitz beworben wurde, wurde als Hauptargument der Klimaschutz geltend gemacht. Mittlerweile ist ein weiterer Aspekt hinzugekommen: die günstigen Heizkosten.

Bitz - Das Quartierskonzept, dessen Fernperspektive ein Nahwärmenetz ist, nimmt mehr und mehr Gestalt an. Jetzt haben Michael Rottenmayr von der Energieagentur Zollernalb und Wolfgang Schuler vom Ingenieurbüro IBS in Bietigheim-Bissingen den Bitzer Gemeinderäten einen Zwischenstandsbericht erstattet.

Rottenmayr projizierte dazu einige Diagramme an die Wand, welche die Ergebnisse der Einwohnerbefragung visualisierten. Die Häuser in den drei Bereichen Bitz Mitte, Bitz Ost und Bitz West sind überwiegend älter; zwei Drittel wurden gebaut, als es noch keine Wärmeschutzverordnung gab, und sind daher entsprechend schlecht isoliert. Ein Großteil der Häuser, nämlich 86 Prozent, wird bewohnt, sieben Prozent werden gewerblich genutzt. Dass Bedarf nach einer Umrüstung besteht, belegen die Zahlen: Lediglich ein Sechstel der Bitzer nutzt zum Heizen erneuerbare Energien; zwei Drittel heizen mit Öl, 14 Prozent mit Gas.

Das Interesse ist merklich gestiegen

Viele Bitzer sind im Hinblick auf Neuerungen eher zurückhaltend, aber nicht grundsätzlich abgeneigt. Während zwölf Prozent keinen Bedarf sehen, ihre Immobilie an ein Nahwärmenetz anzuschließen, signalisierte ein Viertel deutliches Interesse. Ebenfalls interessiert sind weitere 63 Prozent; sie wünschen weitere Informationen. "Das Interesse ist größer als wir noch vor zwei Jahren dachten", resümierte Michael Rottenmayr. "Die hohen Gaspreise haben offensichtlich weiteren Auftrieb gegeben." Nun will er die Umfrageergebnisse in eine Potenzialanalyse einfließen lassen und auf ihrer Basis einen Maßnahmenkatalog erstellen. Der Abschlussbericht soll bis Februar vorliegen.

Größtes Potenzial im kleinsten Quartier

Wolfgang Schuler erklärte, dass das größte Handlungspotenzial im kleinsten Quartier liege, in der Ortsmitte von Bitz. Hier sei mit 7600 Megawattstunden die Energiedichte am höchsten, weshalb dieses Gebiet erste Ausbaustufe werden solle. Als möglichen Standort der Energiezentrale für Bitz Mitte favorisiert das Büro IBS das Gebiet um die Lichtensteinschule. Als Energiequellen kämen der neu installierte Hackschnitzelkessel, ein Blockheizkraftwerk, eine Wärmepumpe oder eine Photovoltaik-Anlage in Betracht. Die Optik gleicht eher einer Fertiggarage.

Auch im Fall der zweiten Ausbaustufe wüsste Schuler bereits einen Standort für die Heizzentrale, doch betonte er, dass dies lediglich erste Überlegungen respektive Vorschläge seien. Eine zweite Energiezentrale könne man im Gewerbegebiet erstellen und die Wärmeleitungen der beiden Zentralen dann verbinde, sodass die verschiedenen Wärmequellen der Energiezentrale den Wärmebedarf flexibel abdeckten.

Es winken hohe Fördersummen

Dass so eine tiefgreifende Investition nicht günstig zu haben ist, war klar – indes winken hohe Fördersummen. Schuler gab den Gemeinderäten einen ersten Überblick über mögliche Kosten: In der ersten Ausbaustufe zur Versorgung der Ortsmitte würden mit der Errichtung der Zentrale bei der Lichtensteinschule Kosten von 1,7 Millionen Euro entstehen; das Wärmenetz schlägt mit weiteren 1,97 Millionen Euro zu Buche. Zieht man die Fördergelder ab, bleiben an der Gemeinde Kosten von 1,4 Millionen Euro hängen.

Die Kosten für die zweite Heizzentrale im Gewerbegebiet werden derzeit auf 2,95 Millionen Euro geschätzt. Addiert man die Kosten des Wärmenetzes – 2,43 Millionen Euro- , so schlägt die zweite Ausbaustufe mit insgesamt 5,38 Millionen Euro zu Buche. Nach Abzug der zu erwartenden Förderungen und Zuschüsse stünden unter dem Strich noch 1,63 Millionen Euro.