Fast täglich wird in Ostelsheim und vielen Nachbargemeinden für Frieden in der Ukraine gebetet. Foto: © Sabphoto - stock.adobe.com

Der Kriegszustand in der Ukraine darf nicht alltäglich werden – dieses Zeichen setzen seit dem ersten Tag der Auseinandersetzungen vor genau einem Jahr fast jeden Tag Menschen in Ostelsheim und auch Nachbargemeinden mit einem Friedensgebet.

Vor zwölf Monaten beginnt die russische Invasion in die Ukraine. Der Vormarsch der Soldaten stockt schnell, die Ukrainer leisten – bis heute – erbitterten Widerstand. Zerstörung, Leid und Flucht, das sind die Bilder, die seither aus dem Land um die Welt gehen.

Ein baldiges Ende des Krieges scheint trotz Hilfe aus dem Ausland durch Waffenlieferungen nicht in Sicht. Sich mit dem Leid und Unrecht in der Ukraine abzufinden und die Situation dort einfach hinzunehmen, kommt für die Menschen nicht infrage, die vor einem Jahr begonnen haben, sich zum Friedensgebet zu treffen. Das tun sie in zahlreichen Kirchengemeinden, zum Beispiel in Ostelsheim.

Anfangs an sieben Tagen die Woche

„Seit dem 24. Februar 2022, dem ersten Kriegstag, wurden in Ostelsheim täglich Friedensgebete angeboten, anfänglich an sieben Tagen die Woche. Seit dem ersten Advent 2022 haben wir auf die Werktage reduziert, weil den Verantwortlichen sieben mal die Woche zu viel wurde“, berichtet der Ostelsheimer Pfarrer Jochen Stolch auf Nachfrage unserer Redaktion. Da es samstags noch eine weitere Gebetsgruppe in Ostelsheim gebe, die für viele Situationen und Belange bete, seien die Friedensgebete auf Montag bis Freitag reduziert worden. „In den Nachbargemeinden finden auch regelmäßig Friedensgebete statt, allerdings nur ein bis zwei mal monatlich. Auch hier sind wir gut vernetzt und sprechen die Termine ab“, äußert sich der Geistliche weiter.

Manchmal seien es zehn bis 15 Personen, die zusammen kämen, manchmal nur eine Handvoll, „diese treffen sich beharrlich, weil es ihnen wichtig ist, sich proaktiv einzusetzen und für eine Veränderung der Situation zu beten. Es wird ein Zeichen gegen die Gewöhnung an Unrecht, die Resignation und Hoffnungslosigkeit gesetzt“, so Scholch.

Kontakt zu drei bis vier ukrainischen Familien

Die evangelische Kirchengemeinde Ostelsheim steht laut Stolch und seiner Ehefrau, Pfarrerin Heike Ehmer-Stolch, in relativ engem Kontakt zu drei bis vier ukrainischen Familien, die hier gestrandet sind. „Diese besuchen regelmäßig unser Bistro, unsere Kegel-Abende und auch die Deutsch-Kurse, die Ehrenamtliche des Arbeitskreises Asyl anbieten“, berichtet sie.

Man helfe bei allen Fragen zu Wohnung, Arbeit oder Schulunterricht. Die ukrainischen Familien und die ganze Bevölkerung seien am Freitag, 24. Februar, zum Friedensgottesdienst ab 19 Uhr ins evangelische Gemeindehaus eingeladen. Einige Ukrainer würden an diesem Tag nach Stuttgart fahren, wo eine größere Gedenk-Veranstaltung geplant sei.

Geflüchtete sind sehr dankbar

„Diejenigen, zu denen wir Kontakt haben, sind dankbar, dass sie Zuflucht in Deutschland finden konnten und hier eine (vorübergehende) Heimat gefunden haben und hier in Frieden leben können“, äußert sich der Pfarrer. „Wichtig ist manchen der Austausch mit den hier lebenden Menschen. Auch dass ihre Kinder hier in die Schule gehen und lernen können, was in den okkupierten Gebieten und manchmal ja auch in der Ukraine selbst nur schwer möglich ist.“

Der Friedensgottesdienst am Freitag im Gemeindehaus finde nicht nur in und für die Ostelsheimer statt, „sondern es sind auch Mitchristen aus den Nachbargemeinden eingeladen. Wir haben das bewusst mit den Kollegen aus den Gäugemeinden abgesprochen. Und hier in Ostelsheim haben wir auch die katholischen Mitchristen eingeladen, damit dieser Gottesdienst in ökumenischer Weise gefeiert werden kann“.