Bauern legten heute vor einem Jahr vielerorts den Ortenauer Verkehr lahm, um gegen die Sparpläne der Regierung zu protestieren. Gebessert hat sich seither laut dem BLHV-Kreisvorsitzenden Klaus Dorner nicht viel, die Bundestagswahl könnte das ändern.
Traktoren sorgen auf der B 33 zwischen Biberach und Gengenbach für Stillstand, legen das Offenburger Ei lahm und machen die Kehler Europa-Brücke zu: Heute vor genau einem Jahr riefen Landwirte aus ganz Deutschland zum bundesweiten Protest auf und machten ihrem Ärger auch in der Ortenau Luft. Anlass des Ganzen war die angedrohte Streichung der Agrardiesel-Subvention.
„Das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, erklärt Klaus Dorner, Kreisvorsitzender des Hauptverbands der badischen Landwirte (BLHV), im Gespräch mit unserer Redaktion. Er war beim Protest seit der ersten Stunde dabei, ging damals am 8. Januar 2024 beim Sulzer Kreuz auf die Straße und organisierte seither viele weitere Aktionen. „Ich habe das alles sehr positiv wahrgenommen“, zieht Dorner Bilanz. „Der Aufschrei hat die Wichtigkeit rund um das Thema Landwirtschaft ins Bewusstsein der Bevölkerung gerufen.“ Das sei heute zwar wieder ein wenig abgeflacht, dennoch werde er immer wieder auf die Aktionen angesprochen.
Protest führte zum Erhalt des grünen Kennzeichens
Und hat der Protest etwas verändert? Ja, erklärt Dorner. Demnach hatten die Sparpläne der Bundesregierung vorgesehen, das grüne Nummernschild abzuschaffen, das Landwirte von der Kfz-Steuer befreit. „Wir haben geschafft, dass es bleibt“, berichtet der BLHV-Kreisvorsitzende. Die große Freude darüber bleibt jedoch aus. Denn die „grüne Nummer“ ist nur ein Punkt auf der langen Liste der Landwirte. „Es wurde viel über den Bürokratieabbau diskutiert, dennoch geht das Ganze nur schleppend voran“, so Dorner. Auch das Thema rund um Agrardiesel ist noch nicht vom Tisch. „Das ist für viele Betriebe eine Belastung“, weiß der Lahrer.
Und aus diesem Grund ist der Kampf der Landwirte auch noch nicht zu Ende. So geht es für Dorner heute dorthin, wo es für ihn vor einem Jahr angefangen hat: ans Sulzer Kreuz. Dort wird östlich der B3 zwischen Kippenheim um 17 Uhr ein weiteres Mahnfeuer entfacht. „Wir wollen daran erinnern, dass viele Forderungen nicht erfüllt wurden“, betont er. Dass Bauern mit ihren Traktoren wieder den Ortenauer Verkehr lahmlegen, müssten Bürger jedoch nicht befürchten.
Landwirte wollen Gespräch mit Kandidaten suchen
Viel mehr wolle man nun Präsenz auf auf politischer Ebene zeigen. So schöpfe Dorner aus der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar Hoffnung auf Veränderung. „So wie es bisher gelaufen ist, hätte es nicht weiterlaufen können – nicht nur für die Landwirtschaft, sondern für die ganze Gesellschaft.“ Der Plan: Kontakt mit dem Bundestagskandidaten suchen und ihnen den Standpunkt der Ortenauer Landwirte klar machen. „Die Versprechen im Moment jedem alles. Wir wollen mit ihnen Reden und sie später gegebenenfalls an ihre Versprechen erinnern“, so Dorner.
Bis es soweit ist, können laut dem Kreisvorsitzenden auch Bürger etwas tun, um die lokale Landwirtschaft zu fördern: „Regionale Produkte kaufen. Damit ist uns schon viel geholfen.“