Foto: Maute

1964 wird eine alamannische Lanze aus dem siebten Jahrhundert gefunden

Er ist weithin sichtbar und das Wahrzeichen der Ortschaft, die im Hinblick auf die Abstimmung über die Unechte Teilortswahl als nächstes vorgestellt werden soll: der Wasserturm – ein prägnantes Bauwerk in Sickingen.

Hechingen-Sickingen. Mit einer Gesamthöhe von 31 Metern ist der als Stahlbetonkonstruktion ausgeführte Turm mit 200 Kubikmetern Fassungsvermögen im wahrsten Sinne des Wortes herausragend. Als er 1973 in Sickingen errichtet wurde, war der Ort schon etwa 1300 Jahre lang besiedelt, was ein ganz besonderes Fundstück belegt, das um 1964 an der Kreuzung Bergweg/Mozartweg geborgen wurde: eine alamannische Lanzenspitze aus dem späteren 7. Jahrhundert. Dieser Fund war Anlass, dass sich die Sickinger beim Irma-West-Kinderfest bis heute als Alamannen präsentieren.

Erstmals erwähnt wurde Sickingen 1188 anlässlich einer Güterschenkung an das Bistum Speyer. Im 14. Jahrhundert sind die Walger von Bisingen verbürgt, die vermutlich auch Ortsherren waren. Auf sie folgten die Herren von Ow, die das Dorf 1446/53 an Württemberg verkauften, bevor der Ort 1472 an Zollern ging.

Vom 16. bis 18. Jahrhundert gehörte Sickingen zum Amt Stein. Nach der Märzrevolution 1848 und dem Übergang der Hohenzollerischen Lande an Preußen gehörte das Dorf zum Oberamt Hechingen, das später zum Landkreis Hechingen wurde. Mit der Gebietsreform in Baden-Württemberg wurde die Ortschaft am 1. April 1972 schließlich in die Stadt Hechingen eingegliedert.

Die Gemarkungsfläche des von vielen Grünzügen gesäumten Ortes, der zum Jahresende .2020 insgesamt 1133 Einwohner hatte, umfasst 215 Hektar. Zur Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens im Dorf, in dem es eine Schule, einen Kindergarten, eine Feuerwehrabteilung und ein Gasthaus gibt, tragen maßgeblich die örtlichen Vereine bei.

Bei den Kirchenbänken packten die Sickinger kräftig mit an

Doch auch die Bürger sind da, wenn Hilfe benötigt wird – so etwa 2014, als der Startschuss für die Sanierung der St.-Antonius-Kirche fiel, die in ihrer heutigen Form 1830/31 entstand. Bereits 1750 wurde die Kapelle Sankt Antonius von Padua erbaut. Als es vor sieben Jahren galt, das in die Jahre gekommene Gotteshaus zu renovieren, packten die Sickinger kräftig mit an und schafften es mit vereinten Kräften etwa, die Kirchenbänke so zu stapeln, dass sie während der Renovierungsarbeiten im Kirchenraum verbleiben konnten.

Dass die Einwohner in die Planung der verschiedenen Projekte im Dorf mit einbezogen werden, ist dem Ortschaftsrat ein Anliegen. Im Gremium engagieren sich neben Ortsvorsteher Siegbert Schetter aktuell Stefan Beilard, Andrea Bogenschütz, Gebhard Daiker, Roland Löffler, Thomas Loos, Andreas Willemßen sowie Andreas Bogenschütz, der Sickingen auch im Gemeinderat vertritt.

Um die Bürger umfassend über die Arbeit des Ortschaftsrats zu informieren, wurde der Bürgertreff ins Leben gerufen, der zugleich das Ziel verfolgt, Neubürger in die Dorfgemeinschaft zu integrieren.

Neben Maßnahmen wie der Dorfplatzgestaltung ist das wichtigste Thema auf der Agenda des Ortschaftsrats das Baugebiet Witzenhart, das jungen Familien die Chance eröffnen soll, in Sickingen ein Eigenheim zu errichten. Am 22. Juli erfolgte der Satzungsbeschluss. Bis dahin war es ein langer und kein leichter Weg, da sich Widerstand gegen das Projekt regte.

Einigkeit herrscht dafür beim Thema Unechte Teilortswahl. Hier kristallisierte sich im Zuge der Diskussionen schließlich eine klare Meinung heraus: Das Sickinger Gremium sprach sich einstimmig gegen deren Abschaffung aus. Nur durch einen garantierten Sitz im Gemeinderat, so der Tenor, würden die Belange des Ortes ausreichend vertreten.

Eine Infoveranstaltung der Bürgerinitiative "Meine Stimme in der Stadt", die den Weg für den Bürgerentscheid zur Beibehaltung der Wahl geebnet hat, fand im Juli deshalb auch in Sickingen statt.