Auch wenn Elisabeth und Bernhard Schäfer nach über 40 Jahren auf dem "Rentnerbänkle" Platz nehmen können, fällt ihnen der Abschied von ihrem Blumenladen nicht leicht. Foto: Kaletta

Wenn ein traditionsreiches und altes Familienunternehmen geschlossen wird, ist dies immer mit etwas Wehmut verbunden. So geht es derzeit dem Ehepaar Elisabeth und Bernhard Schäfer, die nach 45 Jahren das Schloss an der Türe ihres Blumengeschäfts für immer schließen.

Bad Dürrheim - "Ein bisschen Bauchweh haben wir schon", sagt Elisabeth Schäfer. Es sind nicht nur die Jahrzehnte, in denen sie gemeinsam mit ihrem Mann die Kunden bediente, sondern auch der Abschied von einem der ältesten Familienunternehmen in Bad Dürrheim, das 1928 von Josef Schäfer, Vater von Bernhard Schäfer, gegründet wurde. Die Gärtnerei befand sich in der Ludwigsstraße. Dort steht sie immer noch, ist jedoch nicht mehr in Betrieb.

Früher vor allem Gemüse

Bernhard Schäfer erinnert sich: In der Gärtnerei wurde hauptsächlich Gemüse angepflanzt, mit dem die Bad Dürrheimer sowie die örtlichen Pensionen versorgt wurden. Ebenfalls wurden Setzlinge und Samen für die Landwirte angeboten. Auch die Grabbepflanzung auf dem Bad Dürrheimer Friedhof wurde von Schäfer übernommen, insgesamt 60 Jahre lang. "Es war selbstverständlich, dass ich als Kind mithelfen musste", erzählt er.

Von Anfang der 30er-Jahre bis zum Jahr 1973 hatte die Familie in der Friedrichsstraße ihren Blumenladen, dann baute sie gemeinsam mit der Sparkasse das Haus in der Bahnhofsstraße, wo sie ein neues Ladengeschäft mit 100 Quadratmetern Verkaufsfläche und ebenso großen Lagerräumen einrichtete. Die ersten drei Jahre war die Mutter von Bernhard Schäfer im Laden tätig, danach übernahm er den Betrieb.

Vom Büro in den Blumenladen

Wenige Jahre später kam Elisabeth Schäfer dazu und betrat damit ein für sie völlig neues Gebiet. Als kaufmännische Angestellter hatte sie sich in einem ganz anderen Betrieb bis zur Chefsekretärin hochgearbeitet. Es war die Liebe, die sie nach Bad Dürrheim führte, um mit ihrem Bernhard das Blumengeschäft zu führen, verrät sie lächelnd.

Viele Erfahrungen konnte das Ehepaar machen und musste stets informiert sein, denn auch bei Blumen gibt es genau wie in der Mode immer etwas Neues. Man müsse den Trend erkennen, sei es bei den Farben oder mit der Art der Gestecke. Mal wurde etwas Abstraktes gewünscht, mal sollte es mehr verspielt sein. Besondere Wünsche wurden gerne erfüllt. "Einmal brachte ich noch am Heiligen Abend einen Christbaum zu einer Familie, die sonst ohne Baum das Fest hätte verbringen müssen", erinnert sich Schäfer.

Plan für große Gärtnerei

1999 plante das Ehepaar, eine größere Gärtnerei anzulegen, die Pläne dafür waren fertig. Doch dann siedelte sich in der Kurstadt ein großes Gartencenter an. Mit dem wäre die Konkurrenz zu groß gewesen. Doch nicht nur damit, sondern auch mit vielem anderen spürten Schäfers Veränderungen, in den Supermärkten wurden immer häufiger zu jeder Jahreszeit Blumen angeboten. Viel Zeit haben sie dem Fleurop-Dienst gewidmet, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Inzwischen können Blumen im Internet bestellt werden. Viel angepflanzt wurden Pflanzen für die Balkone und die Gräber. Auch hier sei die Zeit nicht stehen geblieben. Es gebe immer mehr Urnengräber, für die kein üppiger Kranz- und Blumenschmuck benötigt werde. Geldgeschenke sollen auf Wunsch des Verstorbenen oder der Angehörigen nicht mehr für Blumen verwendet werden, sondern Sozialeinrichtungen zufließen. Pensionen und Kliniken würden ihren Bedarf direkt vom Großhändler beziehen.

Nochmals vormittags geöffnet

In der kommenden Woche ist der Blumenladen vormittags noch mal zum günstigen Abverkauf geöffnet. Schäfers hoffen, dass noch viele Blumen und Dekoartikel gekauft werden. Was dann mit dem Laden wird, sei ungewiss. Das Gärtnern wird Bernhard Schäfer aber nicht lassen. In seinem Garten möchte er Gemüse für den eigenen Bedarf anpflanzen, und mehr Zeit habe er endlich, sich um seine Gesundheit zu kümmern.