Wylare – das Dorf der Pfalzgrafen: Die wohl erste schriftliche Nennung von Pfalzgrafenweiler stammt aus dem Jahr 1082. Foto:  

Am Sonntag wird in der Festhalle die Geschichte von Pfalzgrafenweiler aufgeblättert.

Jetzt kommt er auf die große Bühne: Waldemar Friese zeigt seinen Dokumentarfilm „Wylare – das Dorf der Pfalzgrafen“ am Sonntag, 12. Februar, ab 16 Uhr in der Festhalle. In 43 Minuten wird die rund 1000-jährige Geschichte der Gemeinde lebendig. Der passionierte Videofilmer blättert in Video-Sequenzen Ereignisse wie den Großbrand von 1798 und interessante Meilensteine des Ortes auf.

Schon bei der Filmschau 2022 des Filmclubs Pfalzgrafenweiler hatte das sehenswerte Werk Aufsehen erregt. Nach Anfragen und Interesse aus der Bevölkerung wird der Film jetzt in der Festhalle aufgeführt.

Für Pfalzgrafenweiler ist dieser Film wie ein Sechser im Lotto. Horst Dieterle, Vorsitzender der Schwarzwald Film- und Video-Amateure und Bürgermeister-Stellvertreter, weiß um dessen Bedeutung für die Gemeinde: „Ein einmaliges Werk“, befindet er – ein zeitgeschichtliches Dokument für nachfolgende Generationen.

Ogger von Uffweiler 1082 urkundlich erwähnt

Der frühere technische Oberlehrer Friese investierte zweieinhalb Jahre Freizeit in seinen Videofilm. Neben technischem Können war für den 70-jährigen Amateurfilmer viel Fleißarbeit erforderlich, um Material aus Landes- und Gemeindearchiven sowie Kirchen zeitgemäß in Szene zu setzen.

Friese visualisiert viel Wissenswertes über „Weiler“. So wird in einer Urkunde aus dem Jahr 1082 ein Ogger von Uffweiler im Zusammenhang mit der Ansiedlung „Wylare Graffa“, der Weiler Grafen, als Zeuge genannt. Uffweiler bedeutet so viel wie ein auf der Höhe gelegener Weiler, womit Pfalzgrafenweiler gemeint sein könnte.

Vorausgegangen waren Erwähnungen eines Jagdsitzes Ende des achten Jahrhunderts im Reichswald Wylare. Friese recherchierte: „Es wird angenommen, dass der Jagdsitz an der Burgquelle zwischen 1000 und 1100 zu der Burg Castum Wylare als Stützpunkt zum Schutz der Westgrenze der Pfalzgrafschaft umgebaut wurde.“ Und: „Einen Besitzer-Schwerpunkt der Tübinger Pfalzgrafen bildete die Burg in Wylare, die erstmalig anlässlich ihrer Zerstörung im Jahr 1165 erwähnt wird.“

1228 gab Pfalzgraf Rudolf der II. seine Besitzungen im Schwarzwald dem Bischof von Straßburg als Lehen, darunter auch die Burg Wylare, die wieder aufgebaut war. Die Ortsbezeichnung „Pfalzgrafenweiler“ findet sich erstmals in einem Pfründe-Verzeichnis des Bistums Konstanz von 1370.

Im Jahr 1933 gab es 27 Schreinereien im Ort

Bereits 1353 soll es in Pfalzgrafenweiler eine katholische Kapelle gegeben haben, die als Tochterkirche von Altheim genannt wird. Durch die lutherische Reformation wurde der Ort evangelisch. Auf dem als alte Heerstraße bezeichneten Fernweg zwischen Stuttgart und Straßburg verkehrten bereits 1629 Postkutschen. 1726 erhielt „Weiler“ das Marktrecht. „Mit diesem Privileg ausgestattet, entwickelte sich Pfalzgrafenweiler zu einem Zentrum für Handwerk und Gewerbe, in dem insbesondere das Schreiner-Handwerk aufgrund des Holzreichtums überwog“, so der Filmemacher. 1933 gab es 27 Schreinereien im Ort.

Nach dem Ortsbrand 1798 markierte die Grundsteinlegung für das neue Rathaus am Marktplatz 1822 den Abschluss zum Wiederaufbau des Ortes. 1841 verkaufte die Gemeinde das Haus an Apotheker Gaab aus Dornstetten. Dem Wunsch der Bevölkerung entsprechend, die Straßen nachts zu beleuchten, beschloss der Gemeinderat 1862, sechs mit Schieferöl betriebene Laternen zu ersteigern. 1911 erfolgte die Umstellung auf strombetriebene Laternen. „Durch die rasanten Entwicklungen im 20. und 21. Jahrhundert konnte sich Pfalzgrafenweiler zu einer bedeutenden Mittelpunkt-Gemeinde entwickeln“, resümiert Friese.

Aktion für krebskranke Kinder

Mit einer Spendenaktion
für krebskranke Kinder koppeln die Schwarzwald Film- und Videoamateure (SAF) Pfalzgrafenweiler ihre Veranstaltung. Die Zahl schwer Erkrankter hat stark zugenommen. „Für die Kinder und deren Familien ist das eine unbeschreibliche Belastung“, weiß Waldemar Friese zu berichten. „Um diesen Kindern alle Möglichkeiten zu geben, ihre Krankheit zu überwinden, haben wir uns entschlossen, die Arbeit des Fördervereins krebskranke Kinder Tübingen mit dieser Veranstaltung zu unterstützen.“ Informationen zu dem Verein gibt es unter www.krebskranke-kinder-tuebingen.de.

Der Eintritt
zur Pfalzgrafenweiler-Filmschau am Sonntag, 12. Februar, ab 16 Uhr in der Festhalle ist frei. Die Veranstalter bitten aber um Spenden für krebskranke Kinder. In der Festhalle werden Getränke angeboten.