Noch sind die Tennishallen gesperrt und leer. Wenn es aber nach den Verbänden geht, soll sich das bald ändern. Foto: Hoppe Foto: Schwarzwälder Bote

Tennis: Befürchtung, dass die Früchte der Jugendarbeit verloren gehen

Durch die zuletzt sinkenden Inzidenzzahlen ist bei Tennisspielern in Baden-Württemberg die Hoffnung gestiegen, eventuell in der Halle den Schläger wieder schwingen zu können. Beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim wurde deshalb ein Eilantrag zur Öffnung der Hallen eingereicht.

Seit dem 7. November war das Spielen in einer Halle zunächst nur zu zweit unabhängig von der Anzahl der Plätze gestattet, ab Mitte Dezember dann generell verboten. Vergangenen Freitag haben der Württembergische Tennis-Bund (WTB) und der Badische Tennisverband (BTV) nun beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim einen Eilantrag zur Öffnung der Hallen für den Amateur- und Breitensport gestellt. Angestoßen hat diesen Schritt nicht zuletzt eine Initiative von Vereinen aus der Region.

Den Stein ins Rollen gebracht hatten schon im vergangenen Herbst Thomas Bürkle, Geschäftsführer des TEC Waldau in Stuttgart, und Boris Clar, derzeit kommissarischer Abteilungsleiter des VfL Sindelfingen. Sie nahmen Kontakt vor allem zu Vereinen mit eigener Halle auf, um sich ein Bild über deren konkrete Situation zu machen. "Es wären einige Vereine bereit gewesen, auch ohne die Entscheidung des Verbandes, den Rechtsweg zu gehen. Wir sind überwiegend der Meinung, dass die aktuell immer noch gültigen Einschränkungen für den Tennissport und des Berufsverbotes für die Trainer schon lange nicht mehr verhältnismäßig sind. Ich begrüße es deshalb sehr, dass die beiden Verbände diesen Schritt jetzt beschlossen haben und als Dachorganisationen der Tennisvereine Flagge zeigen", sagt Boris Clar und ergänzt: "Die Geduld bei Verantwortlichen in den Vereinen, Tennistrainer und Hallenbetreibern ist aufgebraucht. Wir brauchen endlich einen Schritt in die richtige Richtung und eine Öffnungsperspektive."

In Hessen sind Hallen offen

"Für uns ist es nach wie vor nicht nachvollziehbar, warum beispielsweise in Hessen bei einer höheren Inzidenz als in Baden-Württemberg die Hallen seit November weiterhin geöffnet sind und im Ländle das nicht gehen soll. Meines Erachtens hat die Politik an dieser Stelle komplett versagt", ärgert sich Boris Clar. Er findet: "Statt im Herbst auf die steigenden Infektionszahlen mit einem kompletten Lockdown zu reagieren hätte man die Sommermonate nutzen können, um sich auf die zweite Welle vorzubereiten. Arbeitsgruppen hätten differenziert ausarbeiten können, welche Bereiche des öffentlichen, kulturellen und sportlichen Lebens unter entsprechenden Hygienebedingungen weiter betrieben werden können und was geschlossen werden muss. Die Reaktion, alles wieder dicht zu machen und alle über einen Kamm zu scheren, zeugt von schlechter Vorbereitung. Auch dass der Politik nicht viel mehr einfiel als den Lockdown zu verlängern, frustriert und lässt einen im Unverständnis zurück. Ich hätte mir hier wesentlich mehr gewünscht."

"Es geht für uns darum, den Sport überhaupt wieder ausüben zu dürfen", sagt vom TC Herrenberg Andreas Löffler, der schon Mitte November zu den rund 35 Unterzeichnern eines Anschreibens an Ministerpräsident Kretschmann und Sozialminister Lucha zählte, um sich gegen die damals beschlossene Verschärfung der Einschränkungen für das Tennisspiel in Tennishallen stark zu machen. Gleichwohl räumt der TCH-Vorsitzende ein, dass sich der Verein durch die Schließung finanziell in keiner Notlage befindet. "Wir haben durch die November- und Dezemberhilfe Gelder zurückerhalten und hoffen darauf, dass mit Hilfe des Eilantrags wenigstens noch zwei Monate in der Halle gespielt werden kann. Auf die geplanten Investitionen der im April und Mai anstehenden Sanierung unserer beiden Tennishallen hat die aktuelle Situation aber keinen Einfluss", so Löffler.

Kontakt könnte abreißen

Auch Gerhard Kerschagel, Sportwart des TSV Dagersheim, findet den nun gestellten Eilantrag richtig. "Wir haben als Abteilung zwar keine eigene Halle, sehen aber das Risiko, dass uns die vielen Kinder und Jugendlichen, die wir mit viel Engagement und Werbung über die letzten Jahre gewonnen haben, wieder weglaufen. Dann wären alle Mühen umsonst und verpufft. Beim Hallentraining war uns Sindelfingen stets ein wichtiger Partner, aufgrund unseres Zulaufs sind wir aber auch ausgewichen nach Maichingen, Aidlingen und Holzgerlingen", so Kerschagel.

"Mir geht’s nicht nur allein um unsere Jugend", sagt Rainer Mack, Vorsitzender des über eine Zweifeldhalle verfügenden TC Schönaich. "Klar habe ich Sorge, dass uns da etwas verloren geht. Mir geht’s aber auch um die jungen Erwachsenen unserer Damen- und Herrenmannschaften, bei denen sich zuletzt ein guter Geist formierte hat. Durch den Wegfall des Hallentrainings könnte der Kontakt abreißen und wir diese Gruppe aufgrund der vielen konkurrierenden Angebote für ihre Altersgruppe verlieren", so Mack.

"Noch vor wenigen Wochen hätte solch eine Klage nur geringe Erfolgsaussichten gehabt", informiert WTB-Präsident Stefan Hofherr. Seine Argumentation: "Mittlerweile aber hat sich die Situation verändert, die Inzidenzzahlen sind gesunken. In vielen Landkreisen Baden-Württembergs liegt der Inzidenzwert mittlerweile unter 35. Daher rechnen wir uns Chancen aus, dass unserem Eilantrag stattgegeben wird. Tennis ist keine Kontaktsportart, der notwendige Abstand kann jederzeit gut eingehalten werden. Die Vereine haben im Sommer und Herbst mithilfe ihrer meist ehrenamtlichen Mitstreiter und auch mit hohem finanziellem Einsatz dafür gesorgt, dass alle vorgegebenen Maßnahmen umgesetzt werden konnten und konnten beweisen, dass wir uns dieser Verantwortung bewusst sind und alle erforderlichen Maßnahmen umsetzen können." Und BTV-Geschäftsführer Samuel Kainhofer sagt: "Wir wünschen uns eine differenzierte Betrachtung der Sportarten." Auf die Entscheidungen aus der Politik wollen die beiden baden-württembergischen Tennisverbände nicht länger warten.