Der Eierdieb in der Stuttgarter Markthalle tappt nicht in die Falle. Foto: Leif Piechowski

Der Marder in der Markthalle Stuttgart scheint unersättlich. Seit Wochen nascht er nachts an einem Stand Eier und tappt nicht in die Falle. Am 28. Februar beginnt die Schonfrist: Der Vollzugsdienst muss dann die Jagd abblasen.

Stuttgart - Der kleine Marder in der Markthalle scheint unersättlich. Seit Wochen schleicht er sich nachts an einen Stand und nascht dort frische Eier. Eigentlich eine nette Tiergeschichte. Aber weil derzeit nichts auf ein Happy End hindeutet, zehrt die Sache an den Nerven aller Beteiligten.

Der Volksmund würde sagen: Der Marder geht allen gewaltig auf die Eier.

Denn bisher scheiterten alle Versuche, den dreisten Eierdieb loszuwerden oder zu fangen. Der erste Versuch, ihn mit üblen Gerüchen zu vertreiben, war ein Schlag ins Wasser. Offenbar gehört dieser Marder zu der Sorte, die besondere Gerüche eher noch neugierig machen und anziehen.

Auch eine Drahtfalle hat er gewitzt umgangen. Und Schlaubergern, die geraten hatten, mit dem Gewehr auf die Marderjagd zu gehen, erklärte der Fachmann: Marder gehören zum jagdbaren Wild. Ohne Jagdschein geht gar nichts. Nur Jäger dürfen sich in diesem Fall auf die Lauer legen. Aber selbst dann sei es nahezu unmöglich, mitten in der Markthalle einen gezielten Schuss abzugeben, erklären die Experten.

Ausgefuchster Marder

Also einigte man sich darauf, dem Marder eine Falle zu stellen, um ihn später auszuwildern. Der Städtische Vollzugsdienst rückte mit einer speziellen Marderfalle an, köderte das Tier mit frischen Eiern und – wartet bis zum heutigen Tag auf den Marder. Die Holzkiste (ein Meter lang, 40 Zentimeter hoch und breit), die mit Klapptüren und einem raffinierten Wiegebrett ausgestattet ist, blieb bisher leer.

Der Marder ist offenbar sehr ausgefuchst.

„Wir gehen regelmäßig zu der Falle und schauen nach, aber leider ohne Ergebnisse“, berichtet der Leiter des Städtischen Vollzugsdiensts, Hans-Jörg Longin, und verrät, dass seine Ungeduld wachse. Denn so langsam wird die Zeit knapp. „Wir müssen bis zum 28. Februar erfolgreich sein“, sagt Longin, „von da an beginnt die Schonfrist.“

Ohne Mutter sterben Jungtiere qualvoll

An diesem Tag muss der Städtische Vollzugsdiensts die Jagd abblasen. Denn der Markthallen-Marder könnte ein Weibchen sein, das seinen Nachwuchs aufziehen muss. Diese Jungtiere würden ohne die Mutter qualvoll sterben. „Würden wir den Marder nach diesem Termin fangen, wäre das ein tierschutzrechtlicher Verstoß. Ein Jäger würde in so einem Fall seinen Waffenschein verlieren“, erklärt Longin.

All das hebt freilich die Laune der Standbetreiber und des Vertreters der Märkte Stuttgart GmbH kaum. „Für uns wird die Sache so langsam zu einem Riesenproblem“, sagt Hans Eisele, der in der Markthalle für den Betrieb und die Technik zuständig ist. Was als amüsante Tiergeschichte seinen Lauf nahm, bekommt für Eisele nun eine unappetitliche Note. Schließlich werde in der Markthalle mit Lebensmitteln gehandelt. Sollte der Marder nicht bis zum 28. Februar in die Falle gegangen sein, will Eisele eine Sondergenehmigung für die Jagd erwirken.