Unter einer mächtigen Eibe im Wald über Weilstetten erklärt Revierförster Siegfried Geiger den Teilnehmern der Nabu-Exkursion die Besonderheiten dieser Baumart. Foto: Faber

Natur: Revierförster Siegfried Geiger spricht über die Besonderheiten im Weilstetter Wald unter dem Lochenstein

Der Wald mit dem wahrscheinlich größten Eibenbestand des Landes ist in Weilstetten. Interessierte haben nun bei einer Exkursion Spannendes rund um den Weilstetter Wald erfahren.

 

Balingen-Weilstetten. Wieso stehen über Weilstetten Richtung Lochen so viele alte Eiben im Wald? Warum sind sie anderorts so selten? Heißt das Gewann nun "Riebenhau" oder "Rübenhau"? Diese Fragen beantwortete Revierförster Siegfried Geiger den 20 interessierten Teilnehmern der Nabu-Exkursion am vergangenen Sonntag.

Mit Witz und Wissen begeisterte der Förster die Teilnehmer auf dieser Wanderung im Wald unter dem Lochenstein. Zuerst galt es, die erste Eibe zu finden. Das ist gar nicht so leicht, denn Tanne, Fichte und Eibe sehen sich recht ähnlich. Aber schon bald erkannten die Wanderer die Unterschiede der Nadeln an Geruch und Aussehen.

Laut Förster Geiger vermutete man den Bestand an großen Eiben zuerst auf rund 350 Exemplare. Man war dann sehr überrascht, als die Zählung eines Forststudenten auf annähernd 1500 Bäume kam. Damit dürfte der Eibenbestand rund um Weilstetten der größte in Baden-Württemberg, wenn nicht gar der größte in ganz Deutschland sein.

Nicht alle tragen Früchte

Warum ist die Eibe im Wald etwas Besonderes? Die Eibe ist ein einheimischer Waldbaum und von Alters her bekannt. Es gibt männliche und weibliche Eiben; nur die letzteren tragen rote beerenartige Früchte. Der Bogen, den Gletschermann Ötzi bei sich trug, bestand aus Eibenholz. In einem im ewigen Eis gefundenen Mammut in Sibirien fand man Pfeile daraus. Bei den alten Germanen war die Eibe ein heiliger Baum, der den Weg in die Unterwelt säumte. Der christlichen Religion ist sie ein Symbol des ewigen Lebens, hat sie doch als einziger Nadelbaum die Fähigkeit, aus altem Holz wieder neue Triebe zu bilden.

Fluch und Segen zugleich

Ihre Giftigkeit schadet und nützt zugleich. Die Bauern, die das Vieh in den Wald trieben, bekämpften sie. Zu groß war die Gefahr, dass Rinder und Pferde sich vergifteten. Das Eibengift kann aber auch Krebszellen zum Absterben bringen, und es ist der Pharmaindustrie in der Zwischenzeit gelungen, auch aus der Europäischen Eibe Taxus baccata Krebsmedikamente herzustellen.

Fluch und Segen liegen oft nah beieinander. Die Eibe steht unter Naturschutz, und die Förster versuchen den Bestand durch umsichtige Waldwirtschaft zu erhalten. Kahlschläge verträgt die Eibe nicht. Nur in den Waldstücken, wo verschiedene Laub- und Nadelholzarten zusammen wachsen und nur Einzelbäume entnommen werden, kann sie langfristig gedeihen.

Als typische Schattenbaumart braucht sie den Überstand von Laubbäumen und die wechselnden Lichtverhältnisse von Sommer und Winter. So haben es die Weilstetter Eiben der gemischten Besitzstruktur von Staats-, Gemeinde- und Privatwald zu verdanken, dass sie genügend Zeit bekommen, um alt zu werden.

Ratlosigkeit herrschte selbst unter Weilstetter Ureinwohnern über den Namen des Gewanns, in dem die meisten Eiben stehen. Heißt es nun "Riebenhau" oder "Rübenhau"? Auch hier wusste Förster Geiger Rat: Aus dem schwäbischen "D’r Ibenhau", auf Hochdeutsch "der Eibenhau" wurde kurzerhand Riebenhau und dann, noch falscher, Rübenhau. Also hat überraschend auch dabei die Eibe ihre Hand im Spiel. Die Weilstetter können stolz auf ihren heimischen Eibenbestand sein, hieß es.

Um viel Wissen und Eindrücke reicher, spendeten die Teilnehmer dem Exkursionsleiter Geiger großen Beifall.