Gruppenbild der ausgezeichneten Stuttgarter Sporttalente. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Die Sportkreisjugend Stuttgart hat rund 130 Sporttalente für ihre Erfolge im Jahr 2021 ausgezeichnet. Zwei Nachwuchsathleten standen besonders im Fokus.

Jahrelang war der Große Sitzungssaal im Stuttgarter Rathaus Heimstätte der Ehrung für die besten Nachwuchssportlerinnen und -sportler der Stadt. Zuletzt war das aufgrund der Coronapandemie zweimal nicht möglich. Und nun, da der Ehrungsabend der Sportkreisjugend (SKJ) wieder stattfinden konnte, hat man sich ein neues Wohnzimmer gesucht. Passenderweise im Haus des Sports (SpOrt) in Bad Cannstatt.

129 Talente des Stuttgarter Sports wurden also von Martin Maixner, dem SKJ-Vorsitzenden, und von Sportbürgermeister Clemens Maier für ihre herausragenden Leistungen im Jahr 2021 geehrt. Zwei weitere Auszeichnungen überreichte Benjamin Barth von der BW-Bank. Beziehungsweise: Zwei Ehrungen hätte er gerne vorgenommen – aber nur eine war möglich. Denn der „Sportler des Jahres“ war, als Folge erneut starker Vorstellungen, gar nicht anwesend.

„Aufgrund seiner super Leistungen darf er in der kommenden Woche beim European Youth Olympic Festival starten und befindet sich bereits im Trainingslager“, sagt Farshid Shami – über Subäjr Biltaev. Der 15-jährige Schwimmer vom SV Cannstatt ist der Schützling von Landestrainer Shami. Und nicht erst seit Biltaevs drei Jahrgangstiteln bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Jahr ist klar, dass hier ein ganz besonders talentierter junger Mann im Becken unterwegs ist.

Subäjr Biltaev gilt als Siegertyp

Die körperlichen Anlagen, die einen Topschwimmer ausmachen, sind schon seit jungen Jahren erkennbar bei Subäjr Biltaev, dazu kommen Charaktereigenschaften, die eine große Zukunft im Leistungssport möglich machen können. „Er ist sehr diszipliniert, sehr ruhig, und er setzt alles, was man ihm sagt, akribisch um“, sagt Farshid Shami. Mit dieser Ruhe sei es aber vorbei, sobald der Schwimmer im Becken in direkte Duelle verwickelt wird. Dann, so erzählt es der Landestrainer, erwacht „ein sportlicher Killerinstinkt“ beim Talent. So habe Biltaev das Zeug zum echten Siegertypen.

Auch in diesem Jahr hat der Brustspezialist, dessen Eltern Anfang der 1990er Jahre aus Tschetschenien nach Deutschland geflüchtet waren, wieder drei DM-Titel in seinem Jahrgang gewonnen, er hält zudem den Altersklassenrekord über 100 Meter Brust, hat einen Platz sowohl im baden-württembergischen Perspektivteam als auch im Nachwuchskader I des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Der stete Aufbau soll weitergehen – damit der ehrgeizige Teenager sein großes Ziel einmal erreicht. Er will zu den Olympischen Spielen – und dort möglichst aufs Podest.

Neue Pläne in den USA

Aufs Podest hat es auch Nora Radke geschafft im vergangenen Jahr – und zwar nicht als Einzelkämpferin, weshalb sie am Freitagabend die Auszeichnung für die „Mannschaft des Jahres“ entgegennehmen durfte. Die Athletin von der Stuttgarter Rudergesellschaft saß als Schlagfrau im deutschen Vierer mit Steuerfrau, der bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2021 im bulgarischen Plovdiv auf Platz drei ruderte. Dabei war sie ursprünglich eher unterwegs wie Subäjr Biltaev.

„Sie war eigentlich Schwimmerin“, erinnert sich Steffen Jakob, der Trainer der Rudergesellschaft, doch dann brachte Lena Radke ihre Schwester Nora doch mal mit zum Rudertraining – und ihr Talent wurde schnell sichtbar. „Sie hat ein sehr gutes Körpergefühl“, sagt ihr Coach, „ihren Fleiß und ihre Disziplin hat sie dann vom Schwimmen aufs Rudern übertragen.“ Die Entwicklung oberhalb der Wasseroberfläche schritt dann schnell voran. Vor allem bei den Tests auf dem Ruderergometer, also an Land, beeindruckte die heute 18-Jährige immer wieder, weshalb sie sich im vergangenen Jahr einen der begehrten Plätze in einem WM-Boot sichern und mit ihren drei Mitstreiterinnen zur Medaille rudern konnte. Danach allerdings lief es dann nicht mehr wie erhofft.

Ehrung als weitere Motivation?

Im vergangenen Herbst bremste eine Corona-Infektion die Ruderin, Trainingsausfälle über mehrere Wochen waren die Folge. Dann kam der Abiturstress hinzu, weshalb die laufende Saison ganz anders lief als geplant. „Es war von Anfang an der Wurm drin“, sagt Steffen Jakob. Aber: Es gibt schon einen neuen Plan, der alles andere als gewöhnlich ist.

Im September wird Nora Radke an ein US-College wechseln und dort Studium mit Leistungssport verbinden. Dort trifft sie auf ihre zwei Jahre ältere Schwester – gemeinsam will das Duo dann in einem Boot erfolgreich sein. Ziel, so sagt es Steffen Jakob, ist die Teilnahme an einer U-23-EM oder -WM.

In Stuttgart wird man den Weg der Ausnahmetalente im und auf dem Wasser weiter aufmerksam verfolgen – und hoffen, dass die Auszeichnung vom Freitagabend noch einmal einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben hat.