Christina Jeremias-Hofius (von links), Sina Schaible, Sarah Schwab und Thomas Brehm freuen sich auf viele neue Ehrenamtliche. Foto: Hezel

Für Menschen im Seniorenheim ist es wichtig, gezeigt zu bekommen, dass sie nicht vergessen sind. Doch sollten Besucher, neben Freundlichkeit und Offenheit auch bestimmtes Wissen mitbringen.

Die Corona-Krise hat im Haus Raphael Spuren hinterlassen. Einst wurde durch die katholische Kirchengemeinde der Seelsorgeeinheit Raum Oberndorf der Besuchsdienst von Senioren für Senioren durchgeführt. Doch sei dieser durch die Pandemie „eingeschlafen“, berichtet Diakon Thomas Brehm. Während der Beschränkungen habe es mancherseits geheißen: „Solange ich eine Maske tragen oder mich testen lassen muss, komme ich nicht“. Dann sei auch noch ein Impfnachweis erforderlich gewesen, so Sozialdienstleiterin Sarah Schwab.

 

Jetzt, wo wieder jeder ohne Einschränkungen kommen dürfe, sei festzustellen, dass sich mancher dauerhaft vom Besuchsdienst zurückgezogen hat, so Schwab. Die Anzahl ehrenamtlicher sei stark zusammengeschrumpft, bedauert Sina Schaible, Mitarbeiterin im Sozialdienst.

Keine konfessionellen Grenzen

Entsprechend sei nun die Bestrebung der Kirchengemeinden, den Besuchsdienst in den Altenheimen wieder aufzubauen, sagt Brehm. Dafür wurde dieser neu konzipiert. Im Kirchengemeinderat sei besprochen worden, den Besuchsdienst nicht mehr als gemeindliche Veranstaltung durchzuführen, sondern diesen als Besuchskreis im Altersheim zu verankern. Dafür setzte sich Brehm mit Christina Jeremias-Hofius in Verbindung, die seit Juni vergangenen Jahres Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Aistaig ist, um für das Ehrenamt zu werben.

Sie sei sehr dankbar für die ökumenische Offenheit im Haus Raphael, welches eigentlich eine katholische Institution ist. Auch Brehm macht wiederholt deutlich: „Es sind längst alle konfessionellen Grenzen gesprengt.“

Brehm betont besonders, wie wichtig es für die Bewohner ist, zu erfahren, dass das Seniorenheim nicht abgekapselt ist. „Die Menschen brauchen Kontakt von außen und das soziale Miteinander.“ Darum gehe es. Besuche von zwei bis drei Stunden müssten es nicht sein, stellt Schwab klar. Auch 15 Minuten könnten ausreichen. Zudem betont Schwab, dass niemand „zwangsverpflichtet“ werde, jeder könne kommen, wie es passt.

Offen für alles

Neben Besuchen gehe es auch um Begleitungen in die Gottesdienste, Mithilfe bei gesellschaftlichen Angeboten oder Aushilfe im Café Paula, welches im Haus Raphael verortet ist, erläutert Brehm. Die Möglichkeiten, sich einzubringen, sind vielfältig. „Wir sind immer offen für neue Ideen“, sagt Schaible.

Willkommen sei auch, wer gut musizieren kann, so Jeremias-Hofius. Schaible berichtet von einem ehemaligen Lehrer, welcher einst am Klavier begleitet mit den Einwohnern Volkslieder gesungen habe und schmerzlich vermisst werde. Wenn jemand gerne Karten spiele, seien Kartenrunden eine Option, so Schwab. Darüber hinaus seien einmalige Aktionen „klasse“, wie Jeremias-Hofius beifügt. Schwab erzählt von Jugendlichen, die einmal Waffeln gebacken haben.

Die neue Verankerung des Besuchsdienst im Haus Raphael habe auch Qualitätssicherungsgründe, erklärt Brehm. So können die Ehrenamtlichen von einem großen Weiterbildungspool profitieren, unter anderem zu den Themen Demenz oder Begleitung in der letzten Lebensphase und dadurch gewisse Standards erfüllen. Dafür werde angefragt, wo Bedarf an Fortbildungen besteht und entsprechendes angeboten, erläutert Schwab. Sie und Sina Schaible seien Ansprechpartner für die Anliegen und Fragen der Besucher, insbesondere auch, wenn es um den Umgang mit den jeweiligen Bewohnern geht.

Dankbarkeit und Wertschätzung

Am 23. Mai um 14 Uhr im Café Paula wird eine erste Einführungsveranstaltung stattfinden. Diese ist für einen halben Tag vorgesehen. Es werde ein Kennenlernen und ein erlebnisreicher Nachmittag in offener Atmosphäre mit gutem Kaffee, verspricht Brehm. Unter anderem sei geplant, im Umgang mit einem Rollstuhl zu schulen oder auch über Demenz aufzuklären, berichtet Schaible.

Es sei zudem viel Raum für offene Fragen, auch um Ängsten und Vorbehalten zu begegnen, so Schwab. Die Teilnahme sei offen für alle Interessierte. „Man darf auch einfach kommen, ohne sich zu verpflichten“, versichert die Sozialdienstleiterin.

Eine wertschätzende Tätigkeit mache zufrieden, teilt Brehm mit. „Mir geht es immer gut, wenn ich aus dem Altersheim rausgehe.“ Man werde mit großer Dankbarkeit beschenkt und bekomme mit, was nicht im eigenen Fokus ist, fügt Jermias-Hofius hinzu.