Bürgermeister Michael Moser (von links),Feuerwehrkommandant Christian Vögele, der Vorsitzende des Musikvereins Wittelbach Roman Himmelsbach und die evangelischen Pfarrerin Anke Doleschalsprachen beim Frühlingsempfang über die Herausforderungen im Ehrenamt. Foto: Kiryakova

Vieles neu in Seelbach: Erstmals hatte die Gemeinde zu einem Empfang im Frühling geladen, erstmals war der neue Bürgermeister als Moderator gefragt. Der verhehlte anstehende Herausforderungen nicht und rief zum Anpacken auf. Optimismus zog er aus dem Ehrenamt, dem Gesprächsthema Nummer eins.

Blumen, Tageslicht, Gesangseinlagen: Der Frühlingsempfang in Seelbach sollte Aufbruchstimmung vermitteln und tat dies auch. Vor allem dank der Gesprächsrunden bot die Gemeinde einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Vormittag, bei dem es mitunter aber auch ernst wurde.

 

Herausforderungen wurden unverblümt angesprochen, ebenso die Lösung: Es geht nur gemeinsam.

Der Auftritt

Bürgermeister Michael Moser begrüßte gut 200 Gäste zu seinem ersten Frühlingsempfang. Mit Spannung war im Vorfeld erwartet worden: Wie schlägt sich „der Neue“, wenngleich schon 13 Monate im Amt? Die Antwort: gut und souverän. In seiner – für Bürgermeisterverhältnisse – knackigen Rede, die dennoch mit vielen Fakten gespickt war, hielt er das Publikum bei der Stange.

Michael Moser bei seiner Ansprache Foto: Kiryakova

Auf umschweifende Ausführungen über die weltpolitische Lage verzichtete er, machte lediglich deutlich, dass mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Land unabdingbar sei: „Wir erleben, dass die Kommunen mit immer mehr Aufgaben betraut werden, ohne, dass sie dafür ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt bekommen.“ Der Blick ging dabei zu den anwesenden Landtags- und Bundestagsabgeordneten Marion Gentges, Sandra Boser und Johannes Fechner. Bei den Gesprächsrunden punktete Moser vor allem dann, als er sich weniger an seinen Karteikarten orientierte und mit den Gästen ins offene Gespräch ging. Da bewies er mit lockeren Sprüchen Humor, auch etwa bei Schwierigkeiten mit dem Funkmikrofon.

Der Rückblick

„Ich bin angekommen“, fasste Moser in seiner Ansprache sein erstes Jahr im Amt zusammen. Die Entscheidung, Bürgermeister werden zu wollen, sei genau richtig gewesen. Der Rathauschef schaute auf einige umgesetzte Projekte – etwa die Eröffnung des Naturkindergartens Drachenstein, die Schwimmbadöffnung ohne Einschränkungen oder die Freilichtspiele mit 2300 Besuchern.

Zudem habe man mit 200 000 Übernachtungen einen Rekord im Bereich Tourismus erzielt. Die Theodor-Simon-Straße wurde saniert, der Glasfaserausbau vorangetrieben. Inzwischen seien 75 Prozent der Leerrohre verlegt. Zuletzt seien im Oktober die Bauarbeiten für den Schulcampus 2030 gestartet. Im ersten Abschnitt des „größten Projekts“ entstehen neue Klassen- und Fachräume.

Der Ausblick

Mit dem Schulcampus leitete Moser über auf das laufende Jahr. Die Arbeiten, die 3,52 Millionen Euro kosten, kämen gut voran, im Dezember sollen sie abgeschlossen sein. Parallel liefen die Planungen für den zweiten Bauabschnitt – die Sanierung des Grundschulgebäudes und den Ausbau der Betreuungsangebote. Moser ging auf den Bau des Abwasserkanals vom Schönberg in Richtung Biberach ein und erwähnte, dass die Speicherdecke in der Kita St. Elisabeth in Wittelbach gedämmt wird und eine Klimaanlage erhält. Denn die Hitze sei im Sommer kaum zu ertragen gewesen.

Die Umgestaltung des Bolz-, Spiel- und Festplatzes in Wittelbach steht ebenfalls an, auch freue er sich auf den Landschaftspflegetag am 18. Oktober, so Moser. Der Bürgermeister bedankte sich bei allen Unterstützern in Seelbach, bei allen Gemeindemitarbeitern und besonders bei seiner Frau Sarah, an die er ganz persönliche Worte richtete. „Du machst es mir möglich, ein ganz normaler Papa zu sein wie jeder andere auch.“ Dann richtete Moser einen Appell an die Gäste: „Die Herausforderungen, die vor uns liegen, sind groß. Doch viel größer sind die Möglichkeiten, die vor uns liegen, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Lassen Sie uns die Ärmel hochkrempeln und anpacken – mutig, entschlossen und mit echter Begeisterung für unsere Gemeinde.“

Das Ehrenamt

Drei Beispiele fürs „Anpacken“ traten anschließend auf die Bühne. Feuerwehrkommandant Christian Vögele, der Vorsitzende des Musikvereins Wittelbach Roman Himmelsbach und die evangelische Pfarrerin Anke Doleschal hoben die Bedeutung des Ehrenamts hervor und schilderten, welchen Weg sie genommen haben. Bei Himmelsbach und Doleschal war es die Familie, bei Vögele „Zufall“.

Doch wie schafft man es, mehr Menschen dafür zu begeistern? Vögele betonte: „Das Schöne ist, dass sich jeder nach seinen Möglichkeiten einbringen kann.“ Wichtig sei allerdings die Sichtbarkeit. Himmelsbach sprach davon, dass es darum gehe, die Menschen nach und nach an die Verantwortung zu gewöhnen. Dann stelle sich heraus: „Alles ist irgendwie machbar.“ Doleschal berichtete, von dem positiven Gefühl, das einem ehrenamtliche Arbeit verleihe. Denn „Ehrenamt ist Beziehungsarbeit“ und das Leben bestehe aus Beziehungen. „Wenn wir begeistert bei der Sache sind, gehen wir über uns hinaus“ – diese Einstellung will sie verbreiten.

Das Ehrenamt, bekräftigten alle drei, sei jedoch auch von Herausforderungen geprägt. Ein Teil sei etwa die Bürokratie, die, das bestätigte auch Moser, viele Menschen zunächst abschrecke. Himmelsbach wünschte sich, dass etwa die Gemeinde, wenn ein Verein Wünsche äußert, den Blickwinkel wechselt, um Argumente zu verstehen.

50 Jahre Eingemeindung

Zeit seines Lebens sei es für ihn selbstverständlich, sagte Bürgermeister Moser, dass Wittelbach zu Seelbach gehört. Darum, dass die Orte erst 1975 zusammenfanden und es „keine Liebesheirat“ war, ging es in der zweiten Gesprächsrunde mit Wolfgang Miessmer, damals Gemeinderat und nach seinem Umzug nach Wittelbach auch Ortschaftsrat, und Ortsvorsteher Werner Göhrig. „Wir haben zu den Wittelbachern gesagt: Lasst euch doch eingemeinden, es gibt doch auch Geld dafür“, erzählte Miessmer, doch die Wittelbacher wollten unbedingt selbstständig bleiben – bis sie zwangseingemeindet wurden.

In der Zwischenzeit, so Göhrig, habe sich die Lage geändert, es gebe viele „positive Entwicklungen“ – nicht zuletzt die anstehende Umgestaltung des Bolz- und Festplatzes. Wittelbach habe sich gut integriert, bestes Beispiel sei Tamira Himmelsbach, die den Vormittag musikalisch begleitete. Miessmer sah in einer Sache jedoch Nachholbedarf: Als die Kirche in Wittelbach umfangreich saniert wurde, hat Seelbach einen Werbefilm gedreht. „Und was war aus Wittelbach zu sehen? Nicht die Kirche, nur die Wassertretstelle“, erzählte Miessmer und erntete zahlreiche Lacher.

Musiktalent

Zwischen den einzelnen Sektionen des Frühlingsempfangs sorgte Tamira Himmelsbach für musikalische Abwechslung. Die junge Wittelbacherin zeigte sich als Multitalent, eröffnete den Vormittag mit einer Klaviereinlage. Mit „Hometown Glory“ und später „The Best“ stellte sie ihre kraftvolle Stimme unter Beweis, die auch bei deutschen Werken, bei denen sie sich selbst am Klavier begleitete, deutlich wurde. Unter großem Applaus erhielt sie von Bürgermeister Michael Moser als Dank einen Blumenstrauß. Beim Konzert des Musikvereins Wittelbach am Samstag, 29. März, 20 Uhr, ist sie an gleicher Stelle erneut zu hören.