Anke Platz engagiert sich bei "Miteinander = Füreinander" Foto: Hummel-Wagner

Der ehrenamtliche Einsatz der Bürger wird derzeit im OB-Wahlkampf – noch mehr als sonst – gelobt und beschworen. Doch wie sieht es tatsächlich damit aus?

Albstadt - Spaß haben, anderen helfen, etwas fürs Gemeinwohl tun, die Gesellschaft mitgestalten, etwas bewegen, Abwechslung im Alltag, nicht allein sein – das sind vielseitige Beweggründe für ein Ehrenamt. Wolfgang Maßow ist seit April 2022 in Albstadt und für ihn war nach seinem Umzug von Hamburg, wo er sich viele Jahre ehrenamtlich engagiert hatte, klar, dass er das auch in Albstadt tun wollte.

Warum ist ihm sein Ehrenamt wichtig? "Die Entscheidung für ein Ehrenamt kam mit Beginn der Rente. Ich wollte Senioren mein großes Interesse und Wissen über die digitale Vernetzung nahebringen, um dieser Generation die Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialem Leben zu erleichtern", sagt Maßow. Wie zuvor in Hamburg wollte er den Umgang mit Smartphone und Tablett auch der Generation plus in Albstadt näher bringen, stellte das Projekt Tanja Wachter, der Leiterin der Stadtbücherei vor, und begann im Juli 2022 mit monatlichen Seminares "Generation Plus – Digital - Umgang mit dem Smartphone und Tablet".

Große Bereicherung für sich selbst

Seine Aufgabe empfindet Maßow auch als große Bereicherung für sich selbst: "Wenn ich meinen Wohnsitz verändere, muss ich mir neue Kontakte suchen, und das kann ich nur, wenn ich mich selber bewege und auf die anderen Menschen zugehe." Die positive Resonanz der Teilnehmenden bestärkt ihn, "und auch ich selber bleibe immer auf dem laufenden", sagt Maßow.

Anke Platz, 58 Jahre alt, verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ein Enkelkind und engagiert sich in der Initiative "Miteinander = Füreinander" der Stadt Albstadt. Eine Gesellschaft ohne den Einsatz von Freiwilligen funktioniert nicht", ist sie überzeugt. "Nicht alles, was unser Menschsein ausmacht, lässt sich mit der Logik ›Zeit ist Geld‹ verrechnen", sagt Platz. Sie will einen Teil ihrer Zeit in ein gemeinnütziges Projekt investieren, das ohne ehrenamtliche Helfer nicht möglich wäre, bei dem sie selbst entscheiden kann, was, wann und wie viel sie einsetzen will und kann.

Der Blick weitet sich

Das Projekt begeistert sie, weil die Stadt eine Anlaufstelle biete für Menschen, die soziale Kontakte suchen, und Menschen, die Kontakte knüpfen und durch Vorlesen, Plaudern, Zuhören, Spazierengehen, und Spielen vertiefen und ausbauen. Ihr Blick habe sich dadurch geweitet, sagt Anke Platz, und sie habe erfahren, "wie viele einsame Menschen es in unserer Stadt gibt, die eben nicht von einem familiären Netz gehalten und aufgefangen sind". Zudem bereicherten die Kontakte zu anderen Freiwilligen ihr Leben, sei es durch gemeinsame Ausflüge oder Feste, was während der Coronavirus-Pandemie zu kurz gekommen sei.

Auch die aktuellen Herausforderungen sind für alle immens, doch das Ehrenamt sei eine wichtige Konstante, weil Menschen für Menschen da seien, so Platz. Diese solidarische Stärke schenke soziale Sicherheit und sei Kitt fürs Zusammenleben vor Ort.

Wie viel Zeit jemand einbringt, bleibt jedem selbst überlassen

Die Initiative "Miteinander = Füreinander" der Stadt Albstadt macht seit mehr als zehn Jahren Unterstützung möglich. Hilfesuchende und Helfende kommen generationenübergreifend zusammen, wodurch das soziale Miteinander und Verständnis füreinander wachsen. "Dafür suchen wir Menschen, die bereit sind, Unterstützung zu geben oder anzunehmen", erklärt Elke Bitzer, Ansprechpartnerin für das Projekt bei der Stadt Albstadt. "Die Unterstützung ist individuell und abhängig von den Beteiligten, ihren Zeitressourcen und Absprachen. Die Inanspruchnahme der Hilfe ist kostenlos. Wer wie viel Zeit investiert, kann jeder individuell bestimmen", betont sie. "Soziale Isolation und Einsamkeit von Menschen ist heute und in absehbarer Zukunft eines der relevantesten gesellschaftlichen Probleme. Durch den Aufbau sozialer Kontakte möchten wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das solidarische Miteinander stärken. Außerdem gesundheitliche Risiken, die in der Regel mit Einsamkeit und Isolation einhergehen, reduzieren oder besser noch: vermeiden", so BItzer.

 Wer Zeit, Ideen und Erfahrungen einbringen, neue Kontakte knüpfen und sich mit anderen austauschen will, meldet sich bei Elke Bitzer, Telefon 07431/160-25 05, E-Mail elke.bitzer@albstadt.de.