Im ehemaligen Grandhotel Waldlust wurde die „Denkmal-Weihnacht“ gefeiert. Vom gewaltigen Besucherzustrom zeigten sich selbst die Veranstalter überrascht.
Sie steckt eben immer noch voller Zauber und Überraschungen: die alte Waldlust, das Kulturdenkmal am Freudenstädter Stadtrand, ein ehemaliges Prunkhotel von Hotelier Ernst Luz, das in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts seine goldenen Jahre erlebte. Denn übers Wochenende hatte der Verein der Waldlustfreunde zur „Denkmal-Weihnacht“ geladen.
Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. An beiden Tagen herrschte weit mehr als nur reges Kommen und Gehen. Über 1000 Gäste schätzten die vom Ansturm völlig überraschten Gastgeber allein am Samstag. Und am Sonntag dürften es eher noch mehr gewesen sein.
Offensichtlich reicht der Ruf des alten Grandhotels inzwischen weit über die Region hinaus. Das zumindest ließen die Nummernschilder der Fahrzeuge vermuten, die das Hotel mitunter weiträumig einpferchten.
Historische Gewänder
Für die Gäste hatten die Denkmalfreunde an beiden Tagen ein Programm vorbereitet. Vor den Denkmalführungen gab es regelmäßig Gedränge. Die plüschige Atmosphäre, die ausladenden Sessel, die Einrichtungen aus den Gründerjahren oder die kleinen Ausstellungen in den Salons und im Festsaal erzählten von der Noblesse des Grandhotels, in dem vor über 100 Jahren eine internationale feine Gesellschaft Weihnachten feierte.
Kunstgewerbler und Modemacher in historischen Gewändern boten Spielzeug, Schmuck, feines Tuch und Schnickschnack an. Liedchen vom kleinen grünen Kaktus oder den Kleckereien in der Weihnachtsbäckerei steuerte der singende „Oberkellner Leopold“ bei. Daneben war Sascha Faisst am Festsaal-Flügel zu hören.
Auch Matthias Jarcke, Vorsitzender der Denkmalfreunde, zeigte sich begeistert vom starken Zuspruch der Gäste. Angesichts des Ansturms fehlten selbst dem eloquenten Krimi-Buchautor Bernd Leix beinahe die Worte: „Wir wurden regelrecht geflutet“, meinte er.
Viel beachtet und immer wieder fotografiert waren als bunte Farbtupfer im zwanglosen Geschehen „Sissis Erben“ aus Villingen-Schwenningen. Die Gruppe besteht aus „etwa 25 Frauen, Männern, Kindern und einem Hund“, wie Chefin Petra Haller aufzählte. Sie flanierten in selbstgeschneiderten Gewändern und mit gewaltigen Hüten aus edlen Materialien im Stil der österreichischen Kaiserin Elisabeth einzeln oder in Paaren durch die Salons.
Am Samstagabend nutzten viele Besucher die Möglichkeit, den oberen Gemächern des Hotels einen Besuch abzustatten, auch wenn sie sich im Taschenlampenschimmer ihrer Handys von Zimmer zu Zimmer vortasten mussten. Gerade dort konnten sie sich dem morbid-vergänglichem Charme einer einstmals ersten Hoteladresse in Europa nicht entziehen.