Alle Augen sind nach dem Tod von Papst Franziskus auf den Vatikan gerichtet. Ausgerechnet ein Villinger gehört zum dortigen Staatssekretariat und agiert auch im engen Umfeld des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche.
Als der damals 26-jährige Francesco Riegger vor 13 Jahren im Villinger Münster seine Heimatprimiz feierte, hätte wohl kaum jemand geahnt, dass er einmal Teil einer der wichtigsten Behörden im Vatikan sein und im direkten Umfeld des Papstes arbeiten würde. Doch genau diesen Werdegang hat der in Italien geborene und in Villingen aufgewachsene Riegger erfolgreich eingeschlagen.
Der heutige Monsignore – also Träger des Ehrentitels für Geistliche der römisch-katholischen Kirche, der vom Papst ernannt wurde – war nach seiner Erstkommunion zunächst viele Jahre Ministrant in der Münstergemeinde. Seine theologische Ausbildung erhielt Riegger im Seminar der Priesterbruderschaft St. Petrus in Wigratzbad bei Wangen im Allgäu, wo er sieben Jahre lang auf das Priesteramt vorbereitet wurde.
Die Verbindung dorthin pflegte er seit einer Wallfahrt nach Assisi, die ein Priester der Petrusbruderschaft leitete. Die Bruderschaft ist bekannt für ihre Verbundenheit mit der traditionellen lateinischen Liturgie. Die Gelegenheit, an der heiligen Messe in der außerordentlichen Form teilzunehmen, wirkte somit über Jahre hinweg nach und sorgte dafür, dass er seine theologische Laufbahn in der Priesterbruderschaft St. Petrus begann.
Vom Bistum Chur nach Rom entsandt
Die Petrusbruderschaft verließ Riegger schließlich, sein Weg führte ins Schweizer Bistum Chur. Von hier aus wurde er nach Rom entsandt – und gehört dort zu einer jüngeren Generation von Klerikern im vatikanischen Dienst. Riegger ist mittlerweile schon seit Jahren im Vatikan tätig, ausgerechnet in der mächtigsten und zugleich undurchsichtigsten Behörde im kleinsten Staat der Welt: im Staatssekretariat.
Im Zentralorgan des Heiligen Stuhls hatte er sogar die Aufmerksamkeit von Papst Franziskus auf sich gezogen, wie das katholische Medienzentrum der Schweizer Kirche in einem Artikel berichtet: „Francesco Riegger hat eine sonore Stimme, die auch seinem Namensvetter Franziskus positiv aufgefallen ist.“
Als Übersetzer für den Papst im Einsatz
Der Monsignore arbeitet in der deutschsprachigen Abteilung des Staatssekretariats. Sie verantwortet die Belange der Kirche in Deutschland, Österreich, der deutschsprachigen Schweiz, Liechtenstein und Südtirol – unter anderem die Bearbeitung der Korrespondenz aus diesen Regionen sowie die Übersetzung vatikanischer und päpstlicher Dokumente. Eine Aufgabe, die aus praktischen und organisatorischen Gründen unerlässlich für die Arbeit des Heiligen Stuhls ist.
Rieggers Tätigkeit im vatikanischen Staatssekretariat ist eng mit der Arbeit des Papstes verknüpft. Als zentrale Schaltstelle der römischen Kurie unterstützt das Staatssekretariat den Papst bei der Leitung und Verwaltung der Weltkirche. Und in dieser Funktion agierte er als Übersetzer schon im direkten Umfeld des nun verstorbenen Papstes. So unterstützte Riegger Papst Franziskus bei Audienzen, begleitete hierbei auch den Besuch von Bischof Heinrich Timmerevers vom Bistum Dresden-Meißen im Vatikan.
Strebt er im Vatikan zu etwas Höherem?
Sein Fachwissen zur Struktur sowie Arbeitsweise des Vatikan-Staatssekretariats gibt Riegger zudem im Rahmen von Seminaren und bei Besuchen im Vatikan weiter, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht. Seine Expertise umfasst aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen sicherlich nicht nur die organisatorischen Aspekte des Staatssekretariats, sondern ebenso diplomatische Protokolle und die komplexen Kommunikationswege innerhalb der Kurie. Als Mitglied der deutschsprachigen Abteilung ist er somit an der Schnittstelle zwischen dem Heiligen Stuhl und den deutschsprachigen Ländern positioniert, was ihm eine strategisch wichtige Rolle verleiht.
Beobachter prognostizieren dem verhältnismäßig jungen Kleriker im vatikanischen Dienst deshalb eine möglicherweise noch bedeutendere Rolle in den deutsch-vatikanischen Beziehungen – auch unter dem noch zu wählenden neuen Papst.