Als aus dem Bankdirektor Carl Baetzner 1905 der Stadtschultheiß Wildbads wurde, lag sein Amtszimmer noch in diesem Haus gegenüber der evangelischen Stadtkirche an der Ecke der heutigen Rathausgasse und Uhlandstraße, von wo er in der Inflationszeit ins heutige Verwaltungsgebäude umzog.Archivfotos: Schabert Quelle: Unbekannt

Serie: Stadtschultheiß hat in seiner Amtszeit Bergbahn gebaut und viele Bauvorhaben verwirklicht

Einige ältere Einwohner erinnern sich wohl noch an Carl Baetzner (1867 bis 1946). Der ehemalige Bürgermeister und Ehrenbürger von Bad Wildbad hat unter anderem in seiner Amtszeit den Bau der Sommerbergbahn umgesetzt.

Bad Wildbad. Am Familiengrab der Baetzners auf dem Waldfriedhof ist auf einer ins Grabfeld eingelegten Tafel unter dem Namen von Carl Baetzner zu lesen: "Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Wildbad". Auf dem Grabdenkmal sind auch die Namen von "Stadtschultheiß von Wildbad" Heinrich Baetzner (1841 bis 1905) und "Schultheiß" Heinrich Baetzner (1869 bis 1930) eingemeißelt.

Carl Baetzner wurde nach zwei Tage später erfolgter Bekanntmachung des Oberamts Neuenbürg im "Enztäler" am 6. Mai 1905 in sein Amt eingesetzt. Aus der Aufgabe des Bankdirektors wechselte er ins Rathaus und entwickelte offensichtlich bis 1933 mit Elan die Bäderstadt. Baetzner war der Nachfolger seines Vaters Heinrich, der das Amt seit 1878 bis zu seinem Tod 1905 innehatte.

Wenn auf der Homepage der Stadt bei der Bergbahngeschichte von einem "ersten orientierenden Schriftwechsel in Richtung Bergbahn" im Jahr 1898 durch Stadtschultheiß Karl Baetzner geschrieben steht, dann handelt es sich dabei um eine Verwechslung. Denn damals lenkte noch der Vater Heinrich des mit "C" geschriebenen Carl die Geschicke im Rathaus. Den eigentlichen Anstoß zum Bergbahnbau gab der Mediziner Wilhelm Josenhans. Ihm war es wichtig und er warb dafür, die Badekur mit einer Klimakur zu verbinden und den Sommerberg zum Frischluft-Tanken nutzbar zu machen. Zusammen mit Stadtoberhaupt Carl Baetzner gelang es ihm, für den Bau einer Bergbahn 49 Wildbader und eine Reihe auswärtiger Freunde der Idee zu gewinnen, die über eine AG das nötige Kapital aufbrachten.

Schon bald nach ihrer Gründung gab die Gesellschaft den Bauauftrag. Nach wenig mehr als einem Jahr Bauzeit war am 23. Mai 1908 Einweihung. Die Stadt zahlte 1910 die Aktionäre aus und übernahm die Bahn, mit der im ersten Jahr 82 000 Fahrgäste den Sommerberg "erklommen" und 72 000 talwärts fuhren. Aber dies war nur der Anfang: Baetzner hatte viele Visionen und wickelte eine große Menge an Projekten ab. "Endlich wird eine zweite Bergbahn auf den Meistern ins Auge gefasst", war eine Aussage 1929 von ihm. Schon damals dachte er an eine Umgehungsstraße am Hang des Meistern oder durch einen Tunnel. Während er diese Vorhaben in seiner fast 30-jährigen Amtszeit nicht verwirklichen konnte, berichtet der Enztäler vom 19. August 1929 von einer Fülle unter seiner Regie erledigter Aufgaben.

Wörtlich heißt es in dem alten Vorgängerblatt des Schwarzwälder Boten: "Nach der Inflationszeit wurde das neue Rathaus erworben, wurden die Baetznerstraße, die Panoramastraße und die Paulinenstraße erbaut, die Rennbachstraße und Hohenlohestraße korrigiert. […] Seit Ende der Inflation folgten: Umbau der Turnhalle zur Festhalle 95 028 RM [Reichsmark], Wehrbau in dem Stadtbild angepasster Ausführung 57 737 RM, Sport- und Festplatz 84 731 RM, Friedhof und Kriegerdenkmal 73 345 RM." Weiter sind Geldsummen aufgeführt, mit denen verschiedene Kanalisations-, Gas- und Wasserleitungsbauten, die Erweiterung des E-Werks und der "Gasfabrik" bezahlt wurden. Brücken-Neubauten erfolgten mit der Postbrücke und einer Rennbach-Überquerung.

Straßen-Neubauten waren in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre Laienberg- und Aichelberger Straße, asphaltiert wurden Wilhelm- und König-Karl-Straße. Für die Sommerbergbahn wurden 1928 neue Wagen angeschafft und auf der Höhe "eine Vergrößerung des Skiübungsfelds und der Liegewiesen" vorgenommen. An gegenwärtige Zeiten erinnert folgender Satz an städtischen Aktivitäten, die heute eher privaten Investoren überlassen werden: "Für Wohnungsbauten zur Behebung der Wohnungsnot wurden insgesamt 432 859 RM aufgewendet." Zur Finanzierung heißt es vor 92 Jahren: "Die Mittel zur Ausführung all dieser Bauten wurden durch Schuldaufnahme in der Gesamthöhe von ein-einerviertel Million beschafft, teilweise auch aus laufenden Mitteln bestritten."

Wer war nun der Schultheiß Heinrich Baetzner (1869 bis 1930) ohne "Stadt" vor der Amtsbezeichnung? – Er war ein Bruder von Carl Baetzner und Gemeindeoberhaupt von Pleidelsheim. Ein weiterer Ehrenbürger von Wildbad liegt einige Grabstätten weiter und trägt den Namen Karl Baetzner (1912 bis 2000). Der Mediziner war ein Sohn des Carl mit "C" und ist gelegentlich auch eine Geschichte wert.