Für ihre Darbietungen wurden Schauspieler und Musiker des Luthermusicals mit einem langen Applaus belohnt. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Beeindruckendes Luthermusical in der Silberdistelhalle Egenhausen von 500 Zuschauern bejubelt

Eine glanzvolle Vorstellung des Luthermusicals von Heiko Bräuning erlebten am Reformationstag über 500 Zuschauer in der Silberdistelhalle in Egenhausen.

Egenhausen. Eine halbe Stunde vor Beginn der Aufführung wurde wegen drohender Überfüllung niemand mehr in die Halle eingelassen. Um diese Zeit waren alle Sitzplätze belegt und an den Seitenwänden standen Besucher dicht gedrängt.

Als sich der Vorhang öffnete, fiel der Blick auf 60 Chorsänger in schwarzen Gewändern mit weißer Halskrause. Am Tisch davor hatte sich die Familie Luther zum Abendbrot versammelt: Vater Martin (Stefan Henssler), seine Frau Katharina, eine geborene von Bora (Sabine Bühler), die stotternde, etwas einfältige Mume Lene (Sabine Brenner) und die vier Kinder (Laurenz Welker, Justin Steeb, Julian Bauer, Rosanna Schweikardt). Als sie über Schulerlebnisse plauderten – später gesellten sich noch zwei Studenten (Nico Schlecht und Benedikt Schweikardt) dazu – erinnerte sich Luther daran, wie es ihm damals ergangen ist. "Erzähl uns von dir" bettelte der Nachwuchs – und ein Kinderchor, der auf einem Podest gegenüber Aufstellung genommen hatte und im Verlauf des Abends unter Leitung von Simone Lehmann und begleitet von Elke Thomas am Klavier noch mehrmals zu hören war.

Bekanntlich studierte Luther in Erfurt Astronomie, Latein und "fünf andere Künste". Nach dem Willen des Vaters sollte er die juristische Laufbahn einschlagen, bis er auf einem Heimweg vom Unwetter mit Blitzeinschlägen überrascht wurde und den Entschluss fasste, ins Kloster zu gehen und Mönch zu werden, sollte er heil davonkommen. In mehreren Szenen wurden im Musical wegweisende Stationen des Reformators lebendig: die dramatische Begegnung mit dem Ablassprediger Johann Tetzel (Andreas Kopp), der 100 Gulden für eine "kleine Sünde" und 200 Gulden für den Diebstahl einer Kuh verlangte, um nicht im Fegefeuer zu landen, der Protest von Luther gegen die Geldschneiderei, seine 95 Thesen, die er an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll, das Verhör durch Kardinal Cajetan (Michael Schrade), seine Verteidigungsrede auf dem Reichstag, die von Friedrich dem Weisen (Mona Rath) veranlasste Entführung (für Heiterkeit im Saal sorgte der willkürlich in die Handlung eingebaute Ausruf Luthers: "Ich kenne euch, ihr seid Spielberger"), die Zeit auf der Wartburg als Junker Jörg und die die Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche.

Um das ehrgeizige Projekt stemmen zu können, erhielten alle Haushalte der evangelischen Kirchengemeinde Egenhausen-Spielberg Flyer mit der eingedruckten Bitte, sich zu beteiligen. Pfarrer Ulrich Holland, der im Musical eine kleine Rolle als Beerdigungsprediger übernommen hatte, war von der Resonanz positiv überrascht.

Dias erweisen sich als guter Regieeinfall

Nicht nur genügend Laienschauspieler konnten gefunden werden, sondern 6o Sängerinnen und Sänger, mehr als 20 Kinder und eine Handvoll Posaunenbläser beim gemeinsam gesungenen Lutherlied: "Ein feste Burg ist unser Gott". Das erste informelle Treffen fand am 29. Mai statt, die erste von insgesamt acht Proben am 3. Juli. Am Samstag vor der Aufführung trafen sich alle Beteiligten einen ganzen Tag.

Bei den Laiendarstellern muss an erster Stelle Stefan Henssler genannt werden, der sich in unterschiedlichen Gewändern stark in Szene setzte und über eine ordentliche Singstimme verfügt. Auch die anderen Hauptrollen waren passend besetzt. Dass Geschehnisse im Leben des Reformators durch Dias auf eine mobile Großleinwand projiziert wurden, erwies sich als gelungener Regieeinfall. Die Näherinnen Monika Merkle und Nadine Spittler hatten viel zu tun. Sebastian Bühler sorgte bei der eineinhalbstündigen Aufführung für effektvolles Licht und guten Ton.

Erzählerin Elke Seeger hatte in die Handlung eingeführt und berichtete zum Schluss in wenigen Sätzen, dass die Reformation nicht mehr aufzuhalten gewesen sei. Vorher versammelten sich alle rund 100 Mitwirkende auf der Bühne und wurden nach dem Schlussgesang vom begeisterten Publikum mit minutenlangem Beifall für eine geschlossene, äußerst gelungene Musicalaufführung belohnt.