Die Sanierung des alten Egenhauser Schulhauses soll rund 400 000 Euro kosten.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzplanung: Kämmerer weist Gemeinderäte auf zu niedrigen Deckungsgrad bei Wassergebühren hin / Haushalt verabschiedet

Der Haushalt 2021 der Gemeinde Egenhausen schließt im laufenden Betrieb mit Aufwendungen von fast 4,9 Millionen Euro und Erträgen von 4,3 Millionen ab – ein Defizit von 577 000 Euro. Die Investitionen in Höhe von 2,4 Millionen können dennoch ohne Darlehensaufnahme finanziert werden.

Egenhausen. Zum ersten Mal hat der neue Kämmerer Daniel Merkle den Egenhauser Etat aufgestellt und dessen Eckpunkte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erläutert. Gleich zu Beginn machte er deutlich, dass die Kommune in Zukunft um eine Anpassung der Wasser- und Abwassergebühren nicht herumkommen werde, weil der Deckungsgrad "viel zu niedrig ist". Überprüfen sollte man aus seiner Sicht auch die Bestattungsgebühren. Die höchsten Defizite gebe es indes im Kindergartenbereich. Für dieses Jahr rechnet der Kämmerer mit einem Abmangel von 661 400 Euro.

Die Auswirkungen der Corona-Krise machen sich nach Merkles Worten deutlich bemerkbar. Die Einnahmen verringern sich gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent oder 109 000 Euro auf eine Million Euro. Die Schlüsselzuweisungen des Landes gehen um 45 000 Euro zurück. Dafür verantwortlich sind hohe Steuereinnahmen der Gemeinde im Jahr 2019, die als Messzahl herangezogen werden.

Wegen der eingebrochenen Konjunktur müsse man bei der Gewerbesteuer laut Merkle "vorsichtiger kalkulieren". Statt 550 000 Euro wie im vergangenen Jahr hat er 400 000 Euro im Etat eingesetzt. Weil der Boom an Neubauten in Egenhausen anhält, wird bei der Grundsteuer mit Einnahmen in Höhe von 151 700 Euro kalkuliert.

Größter Posten bei den Aufwendungen sind die Personalkosten. Gegenüber dem Vorjahr steigen sie um 207 400 Euro oder 17,8 Prozent. Hauptgründe sind die Eröffnung einer zweiten Gruppe im Waldkindergarten und die Einführung der Ganztagesbetreuung. Dafür wurden fünf neue Mitarbeiterinnen eingestellt. Außerdem muss das Gehalt des neuen Kämmerers finanziert werden. An den Landkreis Calw überweist Egenhausen aufgrund des Hebesatzes von 30 Prozentpunkten noch nie dagewesene 848 700 Euro.

Bei den Investitionen nimmt die Gemeinde viel Geld in die Hand. Größte Maßnahme ist in der Siedlung die Sanierung "Bei den Eichen, Allmand- und Meisenweg". Wegen größerer Schäden muss die Kanal- und Wasserleitung ausgewechselt werden. Wann mit den Bauarbeiten begonnen wird, hängt von der Gewährung des beantragten Zuschusses ab. Gerechnet wird mit einer Entscheidung im Sommer.

Eine weitere Tiefbaumaßnahme ist die Erschließung des Wohnbaugebiets "Walddorfer Straße" mit 14 Plätzen. Sobald eine endgültige Einigung mit den Anliegern auf dem Tisch liegt , will man mit der Ausschreibung der Arbeiten und der Vermarktung der Grundstücke beginnen.

Im Hochbau konzentriert sich die Investitionstätigkeit auf die Sanierung des ehemaligen Schulhauses in der Hauptstraße 22 mit 400 000 Euro (dafür gibt es einen Zuschuss von 60 Prozent) und den Abbruch der Liegenschaften auf dem Areal der früheren Möbelfabrik Wolf.

Zur Finanzierung aller Vorhaben muss kein Darlehen aufgenommen werden, die erforderliche gute Million Euro werden den Rücklagen von 5,4 Millionen Euro entnommen, weshalb man laut Merkle "noch ruhig schlafen kann."

Allerdings, schaltete sich Bürgermeister Sven Holder ein, könne man auf Dauer nicht von der Substanz leben. Deshalb seien Gebührenerhöhungen in bestimmten Bereichen unausweichlich. Dass die Sätze beim Frisch- und Abwasser relativ niedrig sind, ist für Gemeinderat Hans Kern ein Standortvorteil. Die Investitionen in Millionenhöhe könnte sich die Kommune leisten, auf Schnickschnack werde verzichtet.

Aus Sicht Michael Schulers sollten weitere, gewerbliche Bauplätze zur Verfügung gestellt werden. Dass die kalkulatorischen Kosten – es handelt sich um innere Verrechnungen in unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel Tätigkeiten des Bauhofs und der Gemeindeverwaltung – von 29 000 Euro im Vorjahr auf 79 000 Euro ansteigen, konnte Eberhard Hammer nicht nachvollziehen. "Ich werde mir das noch einmal anschauen", versicherte Merkle.

Der Haushalt 2021 wurde einstimmig verabschiedet.