Sebastian Groß (rechts) und Missionar Michael Osiw (daneben) führten in die Indianerausstellung ein. Bürgermeister Sven Holder (Zweiter von links) sprach ein Grußwort. Mit auf dem Bild Pfarrer Ulrich Holland. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Exponate im Rathaus zeugen vom Leben der Indianer aus Paraguay und Brasilien

"Wie Indianer überleben": Unter dieser Überschrift steht eine Ausstellung im Rathaus Egenhausen mit Exponaten aus Paraguay und Brasilien, die einen Eindruck vom Leben mehrerer Indianerstämme vermitteln.

Egenhausen. An den Wänden hängen zwölf großformatige Bilder von Eingeborenen in unterschiedlichen Lebenssituationen, auf den Tischen lagern Kunstgegenstände, überwiegend Tierfiguren aus dem weichen und leichten Wurzelholz des Timbo-Baumes, an Aufgängen fallen Fächer aus Palmwedeln für das Entfachen von Feuer und Körbe aus Bambus ins Auge.

Auf die Ausstellungsstücke ging der Kulturwissenschaftler Sebastian Groß bei der Vernissage näher ein. Anwesend war Michael Osiw, von 1978 bis 1984 Diakon in der evangelischen Kirchengemeinde Spielberg/Egenhausen und danach als Mitarbeiter der Deutschen Indianer Pioniermission (DIPM) mit seiner Familie in Paraguay tätig. Er hat die Ausstellung mit aussagekräftigen, großformatigen Bildern, Werkzeugen für den Alltagsgebrauch und kunstvolle Handwerksarbeiten konzipiert.

Naturvölker prallen auf die Moderne

Mit der Ausstellung werde laut Weiß schwerpunktmäßig das Ziel verfolgt, den Zusammenprall von Naturvölkern mit der modernen Wirklichkeit zu verdeutlichen. Einerseits wolle man das Weltbild der Indianer samt ihrer geistlichen und materiellen Not aufzeigen und andererseits, welche Bewältigungsstrategien angewendet werden, um mit der neuen Lebensmentalität zurechtzukommen. Weiß: "Der Opa war noch mit Pfeil und Bogen unterwegs, das muss man erst einmal verkraften."

Das Leben und Überleben der Indianer wurde an drei Stämmen exemplarisch aufgezeigt. Die Maka sind ein kleines Volk von Hochlandindianern, die von paraguayischen Truppen auf einer Insel in der Nähe von Asuncion angesiedelt wurden. Die Frauen verstehen sich auf das Weben von farbenfrohen Bändern und Taschen, die sich gut an Touristen verkaufen lassen. In der Maka-Siedlung herrscht eine strenge Ordnung. Es gilt absolutes Alkoholverbot. Der Gottesdienst am Sonntag ist obligatorisch, ebenso der Schulbesuch der Kinder.

Die Kadiweu-Indianer leben in einem eigenen Reservat im mittleren Westen Brasiliens an der Grenze zu Bolivien. Sie sind künstlerisch hochbegabt, bekannt für ihre kunstvolle Körper- und Gesichtsbemalung. Krankheiten wie Tuberkulose und Stammeskriege haben die Zahl stark reduziert. Ungewollte Kinder wurden gnadenlos umgebracht. Seit Beginn der Missionsarbeit ist die Zahl auf 1800 Kadiweu-Indianer angestiegen.

Die 1200 Ache leben in fünf Dörfern in Ostparaguay. Sie sind relativ klein, haben eine hellere Haut und ausgeprägte, asiatische Gesichtszüge. Das Naturvolk ist für seine Offenherzigkeit, Fröhlichkeit und menschliche Wärme berühmt. 1978 kam die letzte Gruppe der Urwaldindianer in Kontakt mit DIPM-Missionaren. Die meisten Ache sind Christen und leben befreit von der Angst vor Geistern.

Bürgermeister Sven Holder erklärte in seiner Begrüßung, dass im Rathaus Egenhausen in Zukunft häufiger Kunst- und Kulturausstellungen stattfinden werden. Nach der Eröffnung lud Missionar Michael Osiw die Besucher ein, die von ihm zubereitete Speise Sopa Paraguay zu genießen – hergestellt aus Maismehl, Käse, Eier und Zwiebel, die im Ofen gebacken werden.

Die Indianerausstellung im Rathaus Egenhausen dauert bis zum 9. Februar. Die Deutsche Indianer Pioniermission ist ein überkonfessionelles Missionswerk mit Sitz in St. Johann auf der Schwäbischen Alb.