Die Kleinsten der Trachten- und Volkstanzgruppe begeisterten das Publikum. Foto: Ines Bode

Die Landfrauen feierten ihr Jubiläum stilecht auf dem Seebodenhof.

„Linzer und Mailänder“, waren sich die Damen an der Kuchentheke einig, diese beiden Torten seien bereits vor 75 Jahren gegessen worden: Im April 1950 gründete sich der heutige Ortsverein der Landfrauen Egringen/Efringen-Kirchen unter dem Dach des Land-Frauenverbands Südbaden. Das Jubiläum wurde mit einem Familiensonntag gefeiert.

 

Der Dachverband besteht seit Januar 1949, und in der Folgezeit kamen ringsum zahlreiche Ortsvereine hinzu. Doch nicht alle haben es in die heutige Zeit geschafft. Die Jubilarinnen indes bewältigten den Schritt in die Zukunft, so seien Social Media und moderne Instrumentarien laut der Vorsitzenden Christine Kaufmann zum Alltag geworden. Der feierliche Anlass zog ein breites Publikum an. Und wie immer, wenn der Seeboden ruft, füllten sich die Bankreihen im Nu. Eingefunden hatten sich Mitglieder sowie kleine und große Besucher.

Hausherr Heinz Kaufmann sprach in der Rolle des Kreisvorsitzenden des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) ein Grußwort. Außerdem trat Bürgermeisterin Carolin Holzmüller ans Mikro, um die Beständigkeit hervorzuheben. Bärbel Ganter, Vorsitzende des LandFrauen Bezirks Lörrach gratulierte ihrerseits und erwähnte, der Ortsverein sei mit 75 Jahren einer der ältesten. Sie übergab einen quittengelben Landfrauenschirm, der sich „an Tagen wie diesen als Sonnenschutz nutzen“ ließe. Zur Frage, ob womöglich Gründerfrauen das Ereignis miterleben können, meinte Chrstine Kaufmann, eine 95-jährige „Ägringerin“ sei bis heute im Dorf unterwegs.

Die jüngste Generation, die Zöglinge der Bambi- und Ponygruppe der Trachten- und Volkstanzgruppe Egringen, hatten zur Feier des Tages ihre Gewänder angelegt. Nach dem offiziellen Teil rückte die Festgesellschaft näher an den Stall, um unter dem riesigen Nußbaum eine bejubelte Vorstellung zu geben.

Wer wollte, konnte gleich nebenan den Kühen „Guten Tag“ sagen, und eine würzige Prise Landluft atmen. Im Zuge des Projekts „Lernort Bauernhof“ kämen Weiler Schüler bis Klasse fünf auf den Hof, berichtet die Vorsitzende am Rande. Der Frage, welche Gemüsesorten bekannt seien, folgten zwei Antworten: Gurke und Paprika. An Stadtkindern laufe vieles vorbei. Dabei produzieren die Landwirte alle Grundnahrungsmittel, erklärte die Landfrau.

In den Anfängen des Vereins kannte jedes Kind sogar das Unkraut beim Namen. Auch an der Jubiläumsfeier wurde an den Nachwuchs gedacht. Es galt etwa (Holz)Fische zu angeln, zu malen oder Dosen zu werfen. Mit letzterem dürften sich Kinder vergangener Jahrzehnte auch die Zeit vertrieben haben.

Drei dicke Fotoalben entstammen der jüngeren Vergangenheit, wie einerseits die Jahreszahlen, vor allem aber die Bilder in Farbe bezeugten. Die Alben berichten von Unternehmungen informativer wie vergnüglicher Art.

Landfrauen, so die Vorsitzende, hatten seit jeher einen 24/7-Woche, wie man heute sagen würde. Teilweise habe sich an diesem Programm wenig geändert. Die Besucher indes seien bei Visiten des Hoflebens immer entspannt, freut sie sich. Der Appetit führte die Gäste etwa an die Hof-Eis-Theke und in die Kaffeestube, wie immer reich bestückt und gut gekühlt. Kühlmöglichkeiten habe es vor 75 Jahren nicht gegeben, weiß die Vorsitzende zu berichten. Statt mehrstöckiger Sahnetorten setzten die Bäckerinnen auf besagte trockene Linzer und Mailänder. Oder auf „Guss“, auch Bodenbiskuit genannt, wie sich ein Kuchenlatein entspinnt – Guss sei Blätterteig mit Marmelade und Biskuit als Deckel, klärt eine Landfrau über örtliche Rezept-Preziosen auf.