Der Gemeinderat hätte im Rahmen der Haushaltsberatungen beinahe die halbe Stelle für die Schulsozialarbeit in der Grundschule Egringen gestrichen. Rektorin Stefanie Kapfer erklärt, warum diese selbst in kleinen Schulen auf dem Land wichtig ist.
Wenn man sich die Aufgaben und das Einsatzgebiet der Schulsozialarbeit genauer anschaut, stellt man schnell fest, dass auch für kleine Schulen im ländlichen Raum eben eine solche sehr sinnvoll und gewinnbringend ist, beurteilt Kapfer die Lage für ihre Grundschule. Sicherlich sei Egringen kein Brennpunkt, meint die Rektorin. „Der Erziehungsauftrag nimmt zu Lasten des Bildungsauftrages immer mehr Raum ein“, sagt Kapfer. Schulsozialarbeit könne es den Lehrern ermöglichen, ihrem eigentlichen Auftrag besser nachzukommen, Bildung zu vermitteln.
Probleme könnten bereits beim bloßen schulischen Beisammensein entstehen. „Die Kinder sind zuhause gut behütet. Alles dreht sich um das Kind“, erzählt die Rektorin. Zurückzustecken seien sie nicht gewohnt. Sozialfähigkeit müsse trainiert werden. Es könne in leichter Gewalt münden, wenn ein Kind es nicht abwarten könnte, bis es in der Schule mit dem Gespräch an der Reihe sei. Die Lehrerin unterhalte sich mit einem anderen Kind. „Es passiert, dass das eine Kind das andere zur Seite schubst“, erklärt Kapfer.
Basierend auf dem Jugendhilfeverständnis handle Schulsozialarbeit planend, präventiv, flexibel und situativ, erklärt Kapfer. Sie nehme kurzfristige Bedarfe auf, ohne aber in eine „Feuerwehrfunktion“ zu geraten.
In der Gruppe und einzeln
Einige Themen könnten durch eine Schulsozialarbeiterin sicherlich klassenweise gemeinsam mit dem Lehrer erarbeitet werden. Es gebe aber auch Arbeiten mit kleineren Gruppen und Einzelangebote.
Die Gründe für aufkeimende Probleme seien vielschichtig. „Die Kinder kommen täglich mit eigenen Problematiken, Ängsten und Fragen bei uns in der Schule an“, sagt Kapfer. Dies könne der gestorbene Hamster oder Hund sein, der das Mitwirken in der Klasse nicht möglich mache. Sehr viel schlimmer sei, wenn Familienangehörige versterben würden. „Trennungen der Eltern finden statistisch häufiger statt. Diese beschäftigen die Kinder stark“, weiß die Rektorin.
Vielschichtige Probleme
Es gebe ebenso Mediale Probleme. Spielekonsolen und Computer. „Im Unterricht ist Konzentrieren oft nur schwer möglich. Das senken der Bildschirmzeit hilft.“ Es sei gut, wenn nicht nur die Lehrer mit den Eltern darüber reden, sondern wenn dies von Seiten der Schulsozialarbeit angesprochen werde.
All diese Problemr können nicht während des Unterrichtsvormittags von den Lehrkräften erarbeitet und mit den betroffenen Kindern bearbeitet werden. Vor allem die Prävention ist ein Grundprinzip von Schulsozialarbeit, welche in einem ausgewogenen Verhältnis zur einzelfallbezogenen Intervention stehen sollte.
Prävention
Zur Prävention gehört, gemeinsam mit allen am Schulleben beteiligten pädagogischen Fachkräften und Bezugspersonen alle Belange des Aufwachsens junger Menschen zu beachten, Ausgrenzungen oder Benachteiligungen rechtzeitig zu erkennen und frühzeitig abzubauen beziehungsweise zu verhindern.
Der Bildungsplan sei angelegt auf vernetztes und nachhaltiges Lernen, insbesondere in den Feldern Demokratieerziehung, Friedensbildung und kulturelle Bildung. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, die Kinder zu friedfertigen und toleranten Menschen zu erziehen. Schulsozialarbeiter suchen die individuellen Stärken der jungen Menschen und ihrer Bezugspersonen, erläutert die Rektorin, sie beziehen aktiv die Unterstützungsmöglichkeiten im Lebensumfeld der Betroffenen ein. Die Lebenswelt besteht aus den Bereichen individuelle familiale Situation, Schule, Medien, Freizeitgestaltung, Arbeit und sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen. Schulsozialarbeit steht zur Lebensweltorientierung und akzeptiert die individuellen Sichtweisen, Lebensentwürfe und Zielsetzungen der jungen Menschen.
Begleitung und Beratung
Durch Angebote für Klassen und klassenübergreifende Gruppen wird auf Initiative und unter Beteiligung der Schulsozialarbeit soziales Lernen angeboten. „Dabei soll die Einbindung aller am Schulleben beteiligten pädagogischen Fachkräfte dafür Sorge tragen, dass soziales Lernen kontinuierlich stattfinden kann“, erklärt die Rektorin.
Neben der Begleitung und Beratung von Eltern und weiteren Bezugspersonen gehören Themenabende, Schulungen und Vermittlungsangebote zu den weiteren Schwerpunkten. Auch Formate wie Elterncafé, Elterncoaching oder Projektarbeit werden praktiziert.
Dies alles seien Punkte, die vor allem auch in Egringen sehr zum Tragen kommen würden, erklärt Stefanie Kapfer. Jeden Tag verbringen die Lehrkräfte viel Zeit damit, Streit und Konflikte zu lösen. Das soziale Miteinander ist ebenfalls täglich Thema und muss vermehrt mit den Kindern eintrainiert werden.
„Die Grundschule Egringen hat wohl nach außen einen ganz guten Ruf. Dies ist allerdings nur dadurch bedingt, dass die Lehrkräfte und die Schulleitung sich mit ihrer Schule identifizieren“, erklärt Kapfer. Die Arbeit werde vom Kollegium nicht als Beruf, sondern als Berufung angesehen.