Eddie Vedder Foto: Universal/Danny Clinch

Auf seinem Album „Earthling“ rockt Eddie Vedder, aber nicht nur: Mit Gästen wie Elton John und Ringo Starr inszeniert er auch Stadion-Pop.

Stuttgart - Eddie Vedders sonore Männerstimme war immer untrennbar verbunden mit seiner Band Pearl Jam. Die gehörte vor gut 30 Jahren neben Nirvana und Soundgarden zu den Protagonisten des Grunge, der womöglich letzten großen Bewegung in der Popkultur. Vedders Organ wurde zu einem Markenzeichen der Ära, die erste Pearl-Jam-Single „Alive“ über familiären Missbrauch zu einer ihrer Hymnen.

 

Bei seinen bisherigen beiden Soloalben war Vedder immer darauf bedacht, seiner Band nicht zu nahe zu treten; auf „Earthling“ nun, seinem dritten, schließt er ihren Einfluss bewusst mit ein. In „Brother the Cloud“ artikuliert er seine Trauer über den Tod des Soundgarden-Frontmanns und Weggefährten Chris Cornell, gitarrengetrieben, aufgeladen mit purer Rock-Energie und problemlos denkbar auf einem Pearl-Jam-Album.

Mit im Studio: Glen Hansard und Chad Smith

Auch in „Power of Right“, „Good and Evil“ und „Rose of Jericho lässt Eddie Vedder es ordentlich krachen. Er hatte dafür die richtigen Musiker im Studio des Produzenten Andrew Watt in Beverly Hills versammelt: den Ex-Red-Hot-Chili-Peppers-Gitarristen Josh Klinghoffer, die walisische Session-Legende Pino Palladino am Bass, den irischen Multiinstrumentalisten Glen Hansard und den Red-Hot-Chili-Peppers-Drummer Chad Smith.

Riff-Rock ist aber nur ein Aspekt. Watt hat mit Ozzy Osbourne gearbeitet, aber auch mit Justin Bieber und Miley Cyrus. Er zimmert Vedder einen Stadion-Sound, der auch in Zimmerlautstärke nicht zu überhören ist und schon den sonnigen Opener „Invincible“ antreibt, eine Ode an die Liebe. Dazu kommen illustre Gäste. Beim fröhlich groovenden „Picture“ sitzt Elton John am Piano und duettiert mit Vedder. Stevie Wonder spielt eine wilde Harmonika zum Rockabilly von „Try“, die „Sgt. Pepper’s“-Hommage „Mrs. Mills“ veredelt der Beatles-Drummer Ringo Starr am Schlagzeug.

Vedder hat Springsteens Segen

Eddie Vedder nähert sich einem Stadium, auf das auch der ehemalige Nirvana-Drummer und Frontmann der Foo Fighters, Dave Grohl, zusteuert: Er wandelt sich zum Elder Statesman. „Long Way“ ist zumindest musikalisch ein Tribut an den großen Pop-Poeten Tom Petty, „The Dark“ könnte auch von Bruce Springsteen stammen, dem Papst des Americana-Pop. Bei diesem persönlich hat Vedder sich seinen Segen geholt: Zur Veröffentlichung von „Earthling“ ist auf Amazon Prime ein Gespräch mit Springsteen erschienen, aufgezeichnet auf dessen Farm in New Jersey.

Eddie Vedder: Earthling. (Republic/Universal)