Schutzanzüge sind beim Umgang mit Ebola-Kranken von größter Wichtigkeit. Foto: dpa

Viele Hoffnungen ruhen auf den Experten der Uniklinik Hamburg: An rund 30 Freiwilligen wird hier ein Ebola-Impfstoff getestet. Experten sehen hierzulande weiter keine Gefahr durch die Seuche. In Westafrika bleibt die Lage angespannt.

Berlin - In Deutschland beginnen Forscher zum ersten Mal mit der Erprobung eines Ebola-Impfstoffs an Menschen. Er solle in den nächsten sechs Monaten an zunächst 30 Freiwilligen getestet werden, teilte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Montag mit.

Experten rechnen damit, dass in Deutschland die Zahl der Ebola-Verdachtsfälle auch wegen der beginnenden Grippesaison steigen wird. Die Grippe habe ganz ähnliche Symptome wie Ebola, erklärte der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger. Tatsächliche Infektionen dürften aber Einzelfälle bleiben.

Für Westafrika gibt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen keine Entwarnung: Auch in Liberia, dem am schwersten betroffenen Land, breite sich die Seuche weiter aus.

Der Impfstoff gegen Ebola

Am Hamburger UKE sollen die ersten Impfungen in den nächsten Wochen erfolgen. Tests an Tieren seien erfolgreich verlaufen. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Verfügung gestellte Wirkstoff bestehe aus einem ungefährlichen Trägervirus, in den ein kleiner Baustein aus dem Ebola-Virus eingebaut sei, erklärte die Leiterin der Studie, die Tropenmedizinerin Marylyn Addo. „Es besteht daher kein Risiko, dass sich die Probanden durch den Impfstoff mit Ebola infizieren können.“

Sofern alle Erprobungsphasen erfolgreich sein sollten, hoffe man, den Impfstoff etwa ab Herbst 2015 einsetzen zu können, sagte eine UKE-Sprecherin. Falls die aktuelle Seuche bis dahin eingedämmt sei, könne der Stoff bei denkbaren künftigen Ausbrüchen helfen.

Der Impfstoff „rVSV-ZEBOV“ soll bereits nach einer einzigen Dosis schützen. Er habe Potenzial, auch unmittelbar nach einer erfolgten Ebola-Infektion zu wirken, hieß es. „In zahlreichen nicht-klinischen Studien konnten die Vakzine Labortiere vor dem tödlichen Ebola-Virus schützen“, teilte das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) zu dem Impfstoff mit. Das DZIF unterstützt die Studie am UKE.

In dieser Woche wollten auch Wissenschaftler des Uniklinik Tübingen im zentralafrikanischen Gabun beginnen, das Mittel an Freiwilligen zu testen. Weitere Studien laufen in den USA und sollen auch in der Schweiz starten, hieß es am UKE.

Das Risiko für Deutschland

Eine Ausbreitung in Deutschland sei praktisch ausgeschlossen, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts. Ebola sei nicht über die Luft übertragbar, außerdem seien Patienten während der vergleichsweise langen Inkubationszeit nicht ansteckend. „Das sind alles Faktoren, die eine Eingrenzung möglich machen.“ Wichtig sei, Kontaktpersonen zu ermitteln und diese dann zu untersuchen.

Schaade betonte, in den vergangenen Monaten hätten lediglich drei Ebola-Infizierte das westafrikanische Krisengebiet mit Flugzeugen verlassen - in zwei Fällen Richtung USA, in einem Fall nach Nigeria. „Das ist auf die Zeit betrachtet sehr wenig.“ Helfern, die nach einem Einsatz in Westafrika nach Deutschland zurückkämen, sollte insofern nicht mit „irrationalen Ängsten“ begegnet werden.

Deutschland sei mit den insgesamt sieben Sonderisolierstationen „gut aufgestellt“, sagte der Sprecher der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (STAKOB) des Robert-Koch-Instituts, René Gottschalk. Bei den bisher drei dort behandelten Patienten hätten die Abläufe funktioniert.

Katastrophenschutz-Behörden befassten sich bei einer Konferenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) unter anderem mit dem Risiko einer Einschleppung von Ebola nach Deutschland. Es ging auch darum, wie man mit Verdachtsfällen hierzulande umgehen sollte.

Die Lage in Westafrika

Nach WHO-Angaben vom 7. November ist die Zahl der Ebola-Fälle insgesamt auf 13.268 gestiegen. Fast 5000 Menschen starben nach den offiziellen Zahlen bisher an der Seuche. Allein in Liberia erkrankten laut WHO 6619 Menschen, 2766 von ihnen starben. Die Epidemie sei dort „alles andere als vorüber“, warnte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Über das ganze Land verteilt komme es zu neuen Krankheitsausbrüchen. Im Gegensatz zu Guinea und Sierra Leone, wo die Zahl neuer Ebola-Fälle weiter steige, beobachten die Helfer in Liberia aber erstmals, dass weniger Patienten in Behandlungszentren gebracht werden.