Hilfe von außen
Natürlich gab es seinerzeit auch "Ü60er", die sich fit fühlten und bereit waren, das Ansteckungsrisiko in Kauf zu nehmen. Aber allein mit ihnen und den U60ern hätte der Tafelladen nicht betrieben werden können; dies war nur möglich, weil Hilfe von außen kam, etwa aus den Reihen der Feuerwehr, aus den Kirchengemeinden oder von Privatleuten, die kurzarbeiten mussten und mit der unverhofft gewonnenen Freizeit etwas Sinnvolles anfangen wollten. Vor allem aber sprangen Albstadt "Foodsharer" ein, meistens Hochschulstudenten, deren Semesterbeginn sich coronabedingt verzögert hatte. Ohne sie, so Budisky, hätte der Tafelladen vermutlich schließen müssen.
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Einen Lockdown später sieht die Situation etwas anders aus. Der Hörsaal ist zwar noch immer zu, aber die "Foodsharer" studieren online und sind kein fester Posten im Personalplan mehr. Obwohl neue Helfer hinzugekommen sind und obwohl drei Ein-Euro-Jobber und seit Jahresbeginn eine aus dem Jobcenter-Fördertopf finanzierte 75-Prozent-Kraft im Einsatz sind, muss die Tafel, die früher auf bis zu 50 Ehrenamtliche zurückgreifen konnte, jetzt mit der Hälfte der Mannschaft auskommen.
Nachfrage geht zurück
Was dadurch erleichtert wird, dass auch die Kundschaft kleiner geworden ist, wenn auch nicht um die Hälfte, sondern nur um etwa ein Fünftel: Viele von den Älteren bleiben aus Vorsicht weg und machen auch eher zurückhaltenden Gebrauch von dem Angebot, sich Pakete nach Haus bringen zu lassen - überhaupt ist das Interesse an einer Lieferung frei Haus nicht allzu groß; die meisten Kunden kommen lieber persönlich; sie sehen die fertig gepackte Tüte offenbar als Katze im Sack an. Andreas Budisky ist über den Nachfragerückgang derzeit nicht wirklich unglücklich, und zwar wegen der Abstandsregeln. Der Tafelladen ist nun mal nicht besonders groß.
Neben dem Personal und der Kundschaft hatte sich während des ersten Lockdowns auch der Wareneingang merklich verringert, offenbar weil die großen Spender, die Einkaufsmärkte, nicht mehr so spendabel war - sie wollten auf Hamsternachfrage reagieren können. Das ist vorbei; Lieferengpässe zwischen den Jahren waren weniger corona- als saisonbedingt und konnten durch Geld- und Warenspenden, unter anderem aus den beiden katholischen Seelsorgeeinheiten, teilweise aufgefangen werden. Spenden sind übrigens weiterhin willkommen, und das umso mehr, da auch das Spendenaufkommen rückläufig ist und sich bei etwa 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus eingependelt hat. Für Nahrungsmittel stehen Körbe in den Kirchen bereit; wer Geld für den Kauf von Lebensmitteln zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter der Handynummer 0178/161 35 65 an Diakon Michael Weimer oder direkt an die Caritas wenden.
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