Beengt geht es zu im Nebengebäude des Rathauses. Foto: Kistner

Wird auf dem Ebinger Rathausareal ein "Medienzentrum" samt Bürgerbüro entstehen? Die Planungsrate ist in den Haushalt 2022 eingestellt – doch in der Haushaltsdebatte war eine gewisse Skepsis unüberhörbar.

Albstadt-Ebingen - Vor zwölf Jahren war ein neues Rathaus geplant, welches das Haus Kirchengraben 17, ein ehemaliges Fabrikgebäude der Firma Hartner und heute Domizil des Dezernats II der Stadtverwaltung, ersetzen sollte.

Dann kam die Finanzkrise, das Projekt verschwand für ein Jahrzehnt in der Versenkung und kam erst in diesem Sommer wieder zum Vorschein – allerdings wundersam verwandelt. Jetzt stand nicht mehr nur die Hartner-Fabrik, sondern auch die benachbarte Villa zur Disposition; von Verwaltungsräumen war eher am Rande die Rede; stattdessen wurde den Gemeinderäten eine neue Vision präsentiert, zu der Kulturamtsleiter Martin Roscher und Tanja Wachter, die Chefin der Stadtbücherei, durch die 2017 entstandene Rottenburger Stadtbibliothek inspiriert worden waren: ein neues Medienzentrum, ein Tempel der Alltagskultur, der Publikum unterschiedlichster Provenienz anlocken und die Rolle des Frequenzbringers in der von Corona gebeutelten, ökonomisch ausgebluteten Innenstadt übernehmen sollte.

Verwinkelt und verbaut

Keine Frage, die Ebinger Innenstadt kann solche Visionen brauchen – das Thema Medienzentrum wird, wenn die Stadt zu ihrer über vier Millionen Euro schweren Kampagne gegen die Verödung und Verwahrlosung des Ebinger Ortskerns bläst, gewiss eine gewichtige Rolle spielen. Unstrittig ist auch, dass Hartner-Villa und Hartner-Fabrik den Anforderungen an ein modernes Verwaltungsgebäude nicht mehr gerecht werden.

Die Fabrik ist verwinkelt und verbaut; mit ihren versetzten Niveaus und den vielen Treppen spricht sie dem Imperativ der Barrierefreiheit Hohn. Die Villa mag als Reminiszenz an die Gründerjahre der Ebinger Textilindustrie ihren Reiz haben, aber sie steht nicht unter Denkmalschutz, und die Konstruktion des Übergangs zum eigentlichen Rathaus lässt sich laut Baubürgermeister Udo Hollauer energetisch nicht mehr rechtfertigen. Also: abreißen.

Dezernat II im Exil

Fragt sich natürlich, was dann aus der Chefetage des Dezernats II, der Kämmerei, dem Pflegestützpunkt und was sonst noch alles in den Hartner-Gebäuden haust, wird. Diverse Ämter sind bereits jetzt in der Verbannung, im Hof in Ebingen und am Uhlandsgarten in Tailfingen; nach dem Abbruch müssten auch die anderen ins Exil. Wohin mit ihnen? Und wie soll die endgültige Lösung der Raumfrage aussehen?

Bürgermeister Steve Mall würde gerne eines Tages mit all den Seinen in den Kirchgraben zurückkehren, aber laut Udo Hollauer sind im derzeitigen Bauprogramm nur das Medienzentrum und das Bürgerbüro gesetzt. Gewiss, für ein paar Büros bliebe wohl noch Platz – aber für alle? Das erscheint doch eher fraglich.

Vier neue Stellen wollen besetzt sein

Freilich können sich Bauprogramme ändern. Im Haushalt 2022 ist eine Planungsrate von 100 000 Euro eingestellt, und der erste Schritt ist die Bedarfsplanung. Wer braucht wieviel? Mehr, so Hollauer, werde nicht drin sein, schon wegen der Personalsituation im Technischen Rathaus: Vier neue Stellen seien ihm für den Hochbau bewilligt worden, aber die müsse man erst einmal besetzt kriegen. Daran, dass bereits 2023 die Vorbereitungen für einen Architektenwettbewerb über die Bühne gehen könnten, mag der Baubürgermeister derzeit selbst nicht glauben.

Zumal sich die Voraussetzungen seit Juli fundamental geändert haben – seit man weiß, dass die Schlossberghalle ein Fall für die Abrissbirne ist, ist das Projekt Medienzentrum in den Hintergrund getreten. In diesem Punkt waren sich die Redner und Rednerinnen der verschiedenen Fraktionen in der Haushaltsdebatte sehr einig: Die Hallenproblematik habe jetzt absolute Priorität – und das Projekt Medienzentrum ist zum "Kürlauf" degradiert.