2025 sollen die Hirsche wieder im Stundentakt die Köpfe aneinander schlagen. Foto: Lichtenberg

Das Heimatmuseum Ebingen besitzt viele „Schätze“ – aber die wenigsten Ebinger kennen sie. Der Schwarzwälder Bote stellt in den kommenden Wochen einige vor. Im zweiten Bericht der Reihe geht es um Glocken, um eine Uhr – und um Hirsche.

Von Anfang an hatten Glocken im Ausstellungskonzept von Museumskurator Ernst Koch eine wichtige Rolle gespielt – das Ebinger Heimatmuseum ist nicht nur im Besitz einer Kirchenglocke, und sondern auch diverser Haus- und Türglocken.

 

Die Glocken zeigten Brände an

Und natürlich auch des Exponats, das diese Bezeichnung wie kein anders verdient: Keine der musealen Kostbarkeiten ist so auffällig und gut sichtbar wie das Ensemble, das den Dachfirst des Hauses Spitalhof 13 ober- und unterhalb des Giebelkreuzes schmückt.

Auf dem Firstbalken sitzt ein Glockenstuhl mit zwei Glocken, die früher zu jeder Viertel- und vollen Stunde läuteten, darüber hinaus aber auch Brände anzeigten und die Feuerwehr alarmierten. Darunter erblickt man das feinmechanische Korrelat des Glockenstuhls.

Ursprünglich, nämlich seit 1732, hatten Uhr und Glocken an der Frontseite des Unteren Tores Dienst geleistet; nach seinem Abbruch im Jahre 1847 kamen sie auf den Roten Kasten, der seinerseits 1973 abgebrochen wurde. 1974 gelangten Uhr und Glocken an ihren jetzigen Standort – und diese vier Jahreszahlen stehen denn auch in den Ecken des Quadrats, das dem 1974 restaurierten Ziffernblatt unterlegt ist.

Seit längerem schon herrscht Schweigen

Die Uhr läuft übrigens noch, aber die Glocken schweigen seit längerem – schuld daran sind verschiedener Defekte am elektrischen und mechanischen Antrieb.

Ebenfalls außer Betrieb ist der Mechanismus, der früher dafür sorgte, dass die zwei Hirsche über dem Ziffernblatt zur vollen Stunde ihre Köpfe gegeneinander krachen ließen. Renaissance und Barock hatten ihre Freude an derartigen mechanischen Spielereien – und die Hirsche waren die Wappentiere der Württemberger, deren Wappen – genauer: das sogenannte Herzschild – die bekannten drei Hirschstangen zierten.

Der dicke Friedrich wurde sogar König

Das blieb allerdings nicht so. Anfang des 19. Jahrhunderts vergrößerte Napoleon im Zuge der Mediatisierung das Herzogtum Württemberg beträchtlich, und der damalige Herzog Friedrich, genannt „der Dicke“, stieg zunächst zum Kurfürsten und dann sogar zum König auf. Großmannssüchtig legte er sich darauf ein neues, zeitgemäßes Wappen zu, das, entsprechend dem damaligen klassizistischen Stilempfinden, zwar deutlich schlichter, aber auch anmaßender war als das alte.

Der neue König Friedrich stellte sich nämlich in die Tradition des einstigen Herzogtums Schwaben und seiner Herren, der staufischen Kaiser. Deren Wappen hatte drei Löwen gezeigt, und die ergänzten nun auf der Landesflagge des Königreichs Württemberg die drei Hirschstangen – und haben sie aus dem Herzschild des Bundeslandes Baden-Württemberg ganz verdrängt.

Zum Stadtjubiläum sollen sie wieder kämpfen

Immerhin, auf dem Giebel des Ebinger Heimatmuseums haben die Hirsche noch Heimrecht – die Uhr stammt nämlich aus der Zeit vor dem dicken Friedrich, eben aus dem Jahr 1732.

Der Förderverein Ebinger Heimatmuseum hat sich das Ziel gesetzt, den Antrieb des Glockenspiels reparieren zu lassen. Damit spätestens zum Albstadt-Jubiläum die Schädel der Hirsche wieder im Stundentakt aufeinanderprallen.