Da stand er noch, der Grenzstein aus dem Jahr 1836 (rechts). Mittlerweile ist das Kleindenkmal verschwunden. Foto: Lang

Kleindenkmal zwischen Rotfelden und Wenden spurlos verschwunden. Nicht der erste Diebstahl dieser Art.

Ebhausen-Wenden - Historische Denkmäler hat das kleine Wenden nur wenige. Und jetzt haben Unbekannte auch noch eines der wenigen Relikte gestohlen. Ein alter Grenzstein, der an der Kreisstraße 4351 stand, ist spurlos verschwunden.

Wendens Ortsvorsteher Imanuel Deuble versteht die Welt nicht mehr. "Wer tut so etwas?", fragt er und schüttelt ungläubig den Kopf.

Stets hat er in der Vergangenheit die wenigen Denkmäler seines kleinen Ortes im Blick behalten, hat sie auch im Zuge der kreisweiten Erfassungsaktion im vergangenen Jahr dokumentiert. So auch einen so genannten Dreimarkenstein unmittelbar an der Kreisstraße 4351.

Der im Jahr 1836 gesetzte Stein markierte die Gemarkungsgrenze zwischen den inzwischen zur Gemeinde Ebhausen gehörenden Orten Wenden, Ebershardt und Rotfelden. Die Anfangsbuchstaben W, E und R der Orte sind im Stein eingemeißelt. Vor allem im oberen Bereich ist der Grenzstein schon stark verwittert.

"Es sieht so aus, als ob er ausgegraben worden wäre"

Nach der Erfassung im vergangenen Jahr behält Deuble den Stein an der Straße im Blick, immerhin soll die direkt am Stein vorbeiführende Kreisstraße im Herbst saniert werden. Die Bauarbeiten übersteht der historische Grenzstein auch unbeschadet. Ein Foto, das Deuble von dem Stein und seinem größeren Nachbarn macht, dokumentiert das. Irgendwann Ende Oktober vergangenen Jahres schaut Deuble noch einmal nach dem Stein.

Als er dann vor Weihnachten an die Stelle am Waldrand zurückkehrt, findet er dort nur noch ein großes Loch im Boden. "Es sieht aus, als ob der Grenzstein ausgegraben worden wäre", sagt Deuble, der sich kurz nach der Entdeckung des Diebstahls auf die Suche macht. Er informiert sich bei verschiedenen Ämtern, ob das kleine Denkmal eventuell bei Arbeiten an der Straße oder im Wald ausgegraben oder versetzt worden sein könnte. Eine Antwort, die ihm weiterhilft, bekommt er nicht.

Dann informiert er jemanden, der sich von Berufs wegen mit solchen Grenzsteinen bestens auskennt: Kreisarchivar Martin Frieß, der auch die Erfassungskampagne für die Kleindenkmäler geleitet hat. Der bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der verschwundene Stein durchaus wertvoll ist, allein schon wegen seiner seltenen dreieckigen Form. "Davon gibt es im ganzen Kreis nur etwa zehn Stück", weiß Frieß, dem das Phänomen des Grenzstein-Diebstahls nicht unbekannt ist.

So sind in den vergangenen zwei Jahren zwei bis drei historische Grenzsteine aus vorreformatorischer Zeit – also aus dem 15. oder frühen 16. Jahrhundert – verschwunden, die zwischen Wildberg und Effringen standen. Man machte sich nach dem Verschwinden auf die Suche, gab entsprechende Anzeigen auf. Doch vergebens. Die Steine sind bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Im Fall des jetzt abhanden gekommenen Steins bei Wenden hat Frieß dem Wendener Ortsvorsteher geraten, die Polizei einzuschalten. Denn die Tat ist nicht einfach nur ein Diebstahl, sie verstößt auch gegen das Denkmalschutzgesetz. "Auch wenn sie nur klein sind, sind solche Grenzsteine als Denkmäler vom Gesetzgeber explizit geschützt", gibt Frieß zu bedenken.

Seinen Rat, die Polizei einzuschalten, hat Wendens Ortsvorsteher, inzwischen befolgt. Ob das hilft, weiß er nicht. Aber es verstärkt seine Hoffnung, dass eines der wenigen Denkmäler seines kleinen Ortes vielleicht doch wieder auftauchen könnte.