Zum Gedenken an die verstorbenen Tiere lassen Kinder wie Erwachsene Hunderte weiße Luftballons neben der Ruine des Stalls aufsteigen. Foto: Geisel

Nach Brand auf dem Kamelhof: Gut besuchte Gedenkfeier erinnert an die 87 verstorbenen Tiere.

Ebhausen-Rotfelden - Wilhelm Breitling versagte die Stimme. Seine Trauer über den Verlust seiner 87 Kamele und damit seines Lebenswerkes ist immer noch zu groß, als dass er bei der Verabschiedungsfeier vergangenen Samstag hätte eine Rede halten können.

Seine Söhne Jörg und Markus Breitling vertraten ihn würdig und verlasen die Worte ihres gerührten Vaters vor mehreren hundert Besuchern, die noch einmal Abschied nehmen wollten. Die Verabschiedungsfeier fand direkt vor den Resten des Kamelstalls statt, welchen ein verheerender Brand am 31. Januar in Schutt und Asche legte und dabei 87 Tiere mit in den Tod riss, 80 davon waren hier geboren. Die Trümmer sind aufgeräumt, das Fundament wieder begehbar, dennoch sitzen Schmerz und Entsetzen bei vielen immer noch tief. "Nur, wer mit diesen Tieren gearbeitet, gelebt und sie erlebt hat, kann das Bedürfnis nach solch einer Veranstaltung nachvollziehen", gab Markus Breitling die Worte seines Vaters wieder. Der Kamelhof war nicht nur wegen seiner exotischen Bewohner, sondern vor allem auch wegen der Zutraulichkeit der Kamele so beliebt, haben Kamele in ihrer Heimat doch den Ruf, unberechenbar und gefährlich zu sein. Wilhelm Breitling hatte in den 40 Jahren, in denen sich der Landwirt mit dem Kamel beschäftigte, nicht nur viel über die Tiere gelernt, sondern auch etwas vollbracht, was ihm zu Beginn nur wenige zugetraut hatten: Die Haltung eines Kamels im Schwarzwald. Viele Besucher, darunter auch Fachleute, bezeichneten den Rotfelder Kamelbestand als weltweit einmalig.

Während die Emminger Trachtenkapelle mit Stücken wie "Heal the world" von Michael Jackson und "One moment in time" von Whitney Houston die traurige Stimmung der Feier einfing, richteten auch einige Freunde und Förderer das Wort an die Anwesenden. So berichtete Hans-Joachim Fuchtel, Ehrenpräsident des Kamelvereins, von den vielen schönen Ausflügen und Stunden auf dem Kamelhof sowie dessen gutem Ruf bis hin nach Berlin und richtete einige tröstende Worte an Wilhelm Breitling und seine Frau Rosemarie: "Mit all der Trauer steht Ihr nicht alleine, wir alle empfinden mit euch", so Fuchtel. Auch Pfarrer Holger Winterholer, Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Oberes Nagoldtal, spendete den Anwesenden Trost, berichtete von der biblischen Geschichte des Kamels und sang gemeinsam mit einigen Sternsingern ein Lied zu deren Ehre. Albrecht Trumpp, evangelischer Pfarrer von Rotfelden, gab eine positive Antwort auf die Frage, ob Kamele in den Himmel kämen und drückte ebenfalls sein Mitgefühl aus.

Zum Abschluss enthüllten Jugendliche, die die Tiere als Kamelpaten wohl mit am besten kannten und auch pflegten, den Gedenkstein neben dem abgebrannten Stall. Mit Tränen in den Augen zündeten sie Kerzen am Fuß des Steins an, welcher die Namen aller verstorbenen Kamele sowie den Satz "Wir trauern um diese 87 Kamele, 87 Freunde, 87 Gesichter. Jedes Einzelne wird uns in wunderbarer Erinnerung bleiben" trägt. Anschließend ließen die anwesenden Kinder, aber auch viele Erwachsene, hunderte weiße Luftballons in Gedenken an die Tiere in den Himmel fliegen.

Eine Frage stand aber noch bei vielen im Raum: Wird es einen Wiederaufbau geben? Wenn ja, dann nicht in der bekannten Form und nicht unter Leitung von Wilhelm Breitling. Ein Neuaufbau wäre nicht dasselbe, es wären neue Gebäude, neue zugekaufte Tiere, die sich auch nicht so einfügen und verhalten würden wie die verstorbenen. Breitling will das Gelände daher einem Nachfolger überlassen, sofern dieser das nötige Startkapital mitbringt. Bis das aber so weit ist, müssten auch noch Änderungen am Bebauungsplan vorgenommen werden, denn die Erfahrung aus den letzten Jahren hat gezeigt, dass einiges etwas anders aufgebaut werden müsste. Sollten keine Investoren gefunden werden, wird Breitling sich Gedanken machen, ob es nicht Sinn macht, das Gelände einem anderen Sinn und Zweck zuzuführen. Die fünf überlebenden Kamele mit ihren beiden Fohlen werden Breitling und seine Frau allerdings weiterhin selbst auf dem Gelände betreuen.