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Erleichterung groß: Im dritten Anlauf wird Schule von Kultusministerium berücksichtigt. Mit Kommentar

Ebhausen - Wenn es jemand verdient hat im Land, dann die Lindenrainschule. Gestern gab das Kultusministerium bekannt, dass 28 weitere Schulen in Baden-Württemberg zu Gemeinschaftsschulen werden. Darunter auch die Einrichtung in Ebhausen.

Die Erleichterung im Ort ist groß. Schließlich hatte die Lindenrainschule bereits den dritten Antrag laufen, um eine Gemeinschaftsschule zu werden. Die ersten beiden Versuche misslangen – sehr zum Ärger der Beteiligten. Doch müde in den Bemühungen eine Gemeinschaftsschule zu werden, wurde die Schulgemeinschaft nie.

Problem der sinkenden Schülerzahlen an Werkrealschulen

Wen wundert’s: In Zeiten sinkender Schülerzahlen an den Werkrealschulen, scheint die mittelfristige Zukunftsperspektive für den Schulstandort Ebhausen nur in einer Gemeinschaftsschule zu liegen.

"Ich freue mich, dass es endlich geklappt hat und die Anstrengungen der gesamten Schulgemeinde in den letzten Jahren belohnt wird", teilte Rektor Matthias Fröhlich gestern mit. Ab September 2016 wolle man nun in Ebhausen als Gemeinschaftsschule das "seit Jahren erfolgreiche Konzept" weiterführen.

Im Kreis Calw ist Gemeinschaftsschule eher selten

Fröhlich blickte aber auch auf die Vergangenheit zurück. In den vergangenen drei Jahren habe es keine Einigung in der Kommunalpolitik des Oberen Nagoldtals und somit kein Angebot für die Schulform der Gemeinschaftsschule gegeben.

Im Kreis Calw ist die Schulform noch vergleichsweise selten: der nächste Standort ist Neubulach, dann gibt es noch eine Gemeinschaftsschule in Althengstett. Ab Wildberg südwärts aber fehlt diese Schulform ganz. "Wir wollen natürlich unser Angebot über den Schulzweckverband Ebhausen/Rohrdorf hinaus anbieten", so Fröhlich weiter. Eine bessere Bus-Anbindung der Lindenrainschule sei bereits zugesagt.

Auch in Stuttgart hat man offensichtlich die ganze Region im Blick. Das Ministerium versteht die Entscheidung für Ebhausen auch als Stärkung des Bildungsstandortes Kreis Calw sowie als Stärkung des ländlichen Raums insgesamt. Ebhausens Bürgermeister Volker Schuler bezeichnet die Entscheidung als "wichtige Nachricht zur qualitativen Erweiterung des Schulangebotes in der Region, zur Standortsicherung der Lindenrainschule Ebhausen und als Beitrag zur bildungspolitischen Infrastruktur im Oberen Nagoldtal". Und Schuler ist überzeugt, dass die Voraussetzung für den erfolgreichen Antrag "das überaus überzeugende pädagogische Konzept der Lindenrainschule" gewesen sei.

Und dann lobt Schuler auch noch die Hartnäckigkeit, die man bewiesen habe. Die Schulverbandsverwaltung habe sowohl in Karlsruhe als auch in Stuttgart "jeden Stein umgedreht und alle Personen kontaktiert, die mit der Entscheidung zur Gemeinschaftsschule tangiert und befasst waren".

Und was erwartet die künftigen Schüler? "Eine Gemeinschaftsschule kann im Unterschied zu einer Realschule auch die gymnasiale Niveaustufe anbieten", erklärt Rektor Fröhlich. Die Schüler starten in Klasse 5 und sollen nach ihren Begabungen auf unterschiedlichen Niveaustufen unterrichtet werden.

Spätestens in Klasse 8 entscheiden die Eltern mit den Lehrern, ob ihr Kind endgültig im grundlegenden Niveau (führt zum Hauptschulabschluss), im mittleren Niveau (Mittlerer Reife) oder im gehobenen Niveau (führt zum Abitur) unterrichtet wird.

In Ebhausen gedenkt man die Entscheidung nun auch gebührend zu feiern – am Samstag, 12. März, im Rahmen eines Informationstags.

In Altensteig und Nagold wird über Umwandlungen nachgedacht

Derweil könnte es in Zukunft auch noch weitere Gemeinschaftsschulen im Oberen Nagoldtal geben. Ein Antrag der Stadt Altensteig auf eine Umwandlung der Werkrealschule in Altensteig ist in Vorbereitung. Und auch in Nagold wird derzeit erörtert, ob die Zellerschule in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt werden könnte.

Kommentar: Geschafft

Von Heiko Hofmann

Es war schon kein dickes Brett mehr, das die Ebhauser Schulgemeinschaft bohren musste, um endlich den Status einer Gemeinschaftsschule zu erreichen. Das war ein ausgewachsener Baum. Im dritten Anlauf ist es nun also geglückt. Stolz verkündete gestern Schulleiter Matthias Fröhlich: "Wir haben es geschafft!!!" Und wer in den vergangenen Jahren das große Engagement der Lehrer, Eltern, Schüler – aber auch Kommunalpolitiker – für die Lindenrainschule verfolgt hat, der weiß, dass es kaum eine Schule im Land mehr verdient hat als diese. Die Lindenrainschule ist gut gerüstet für den Neustart als Gemeinschaftsschule und kann sich damit auch zu einer echten Bereicherung für die Region entwickeln. Die schmerzhaften Ablehnungen der ersten Anträge gilt es schnell abzuhaken. Nun stehen die Zeichen auf Zukunft. Der Schulstandort Ebhausen ist gesichert.