Der Ebhauser Gemeinderat stimmte einem Kompromiss zu, der in der Unteren Au die Ansiedlung eines Drogeriemarktes ermöglichen soll. Foto: Priestersbach

Gemeinden Ebhausen und Rohrdorf wollen in Zukunft im Bereich Einzelhandel stärker zusammenarbeiten.

Ebhausen - Das Thema Einzelhandels-Entwicklung ist und bleibt ein heißes Eisen im Nagoldtal: Nun gab der Ebhauser Gemeinderat einstimmig grünes Licht für einen Kompromissvorschlag, der die Ansiedlung eines Drogeriemarktes an der Bundesstraße 28 ermöglichen soll.

Dafür wird in Ebhausen auf Pläne zur Erweiterung des bestehenden Discounters in der Unteren Au verzichtet, während man in Rohrdorf von einem eigenen Drogeriemarkt absieht. Bürgermeister Volker Schuler bezeichnete diesen Kompromiss als gute Lösung und kündigte an, dass man im Bereich des Einzelhandels künftig stärker mit der Nachbargemeinde zusammenarbeiten wolle.

Zur Vorgeschichte: Von der Gemeinde Ebhausen wurde eine Bebauungsplanänderung eingebracht, um die Verkaufsfläche im bestehenden Discountermarkt von 800 auf 1000 Quadratmeter zu erhöhen, und um das Sortiment in diesem Bereich um einen Drogeriemarkt zu erweitern. "Ein Drogeriemarkt wäre hier gut für das Ensemble und zur Verbesserung der Nahversorgung", ist Volker Schuler überzeugt.

Rohrdorf befürchtete negative Auswirkungen

Doch der Teufel steckt im Detail, genauer gesagt in den begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten als Gemeinde ohne zentralörtliche Funktion. Daher war von der Gemeinde ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, das nur eine untergeordnete Veränderung der Kaufkraft prognostizierte. Dennoch gab es in Rohrdorf Befürchtungen, dass sich eine Vergrößerung der Verkaufsfläche in Ebhausen negativ auf den dortigen Markt auswirken könne.

Bei einem gemeinsamen Gespräch unter Beteiligung des Regierungspräsidiums und des Regionalverbandes wurde schließlich eine einvernehmliche Lösung gesucht und am Ende in Form des vorliegenden Kompromisses gefunden – dem nun auch noch der Rohrdorfer Gemeinderat zustimmen müsste.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte sich Verbandsdirektor Matthias Proske den Ebhauser Räten vor und betonte: "Der Kompromiss ist dem Regionalverband wichtig, und wir sind froh, dass wir eine Lösung gefunden haben, die beiden Gemeinden gerecht wird." Zudem machte Proske deutlich, dass die Ziele der Raumordnung für die Kommunen bindend seien.

Grundversorgung laut Proske gewährleistet

Danach soll ein großflächiger Einzelhandel über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche nur in den sogenannten Oberzentren zulässig sein – es sei denn, dass diese Märkte zur wohnortnahen Grundversorgung erforderlich sind. In diesem Fall sei jedoch ein Gutachten notwendig, in dem geprüft werde, ob Versorgungsbereiche umliegender Gemeinden beeinflusst werden. Die Grundversorgung sieht der Verbandsdirektor in Ebhausen ohnehin gewährleistet, wobei er von einer "komplexen Materie" sprach.

BWG-Rat Albrecht Scheel merkte dazu an, dass er mit dem gefunden Kompromiss einig sei, wenn der Ebhauser Discounter mit 800 Quadratmetern überleben könne und ein Drogeriemarkt angesiedelt werde. "Bei uns hat niemand ein Interesse, Rohrdorf zu schaden", unterstrich Scheel. Gleichzeitig äußerte er sich kritisch über die Vielzahl großer Märkte in Nagold, und fand die Regelungen unfair gegenüber den kleineren Gemeinden. "Darunter leidet der ländliche Raum, und man muss die Leute nicht immer mehr in die Städte ziehen", ist Scheel überzeugt. Auch Immanuel Deuble (BWG) befürchtet, dass "kleinere Gemeinden nur die Krümel abkriegen". Deshalb sprach er sich für ein faires Miteinander aus und dafür, den kleineren Kommunen mehr Freiraum zu geben.

In dieses Horn blies ebenfalls Bürgermeister Schuler, als er mit Blick auf den Standort zwischen Altensteig und Nagold feststellte, es "darf nicht alles nur von den Polen abgesaugt werden – hier muss auch noch was bestehen können".