Eine Mehrzweckhalle mit Turn- und Bewegungslandschaft ist in Villingendorf eingeweiht worden. Dabei gab Reck-Weltmeister Eberhard Gienger ihr die Ehre.
Strahlender hätte der Auftakt der neuen Halle nicht sein können. Die drohenden dunklen Wolken konnten Eberhard Gienger nicht aufhalten.
Der Fallschirmspringer flog Blitz und Donner einfach davon und landete unter begeistertem Applaus punktgenau auf der Schulwiese. Eben ein Weltmeister. Den bis heute nichts aufzuhalten scheint.
Mit 22 Jahren wurde er am Reck erstmals Europameister, mit 23 Jahren Weltmeister, mit 25 Jahren holte er die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Montreal, und mit 71 Jahren landete er zur Einweihung der Mehrzweckhalle mit dem Fallschirm in Villingendorf.
Die Kontakte zu Eberhard Gienger hat die Gemeinde Wolfgang Staiger, Turntrainer beim Sportverein Villingendorf, zu verdanken. Selbst einst als Bundesligaturner erfolgreich, verbindet ihn eine jahrelange Freundschaft mit Gienger. Gleichwohl lockte Gienger auch die außergewöhnliche Halle.
Auf die Frage von Frank Moosmann, ob Villingendorf mit dem Hallenbau übertrieben habe, antwortete Gienger: „Wenn für Kinder etwas erreicht werden soll, ist so eine Halle unabdingbar.“
Weiche Böden
Weiche Böden wie in der Bewegungslandschaft hätte es zu seinen Zeiten nicht gegeben. Die Notwendigkeit habe er aber schon als Bub erkannt und, ähnlich der Schaumschnitzel heute, weiche Matten genäht.
Den Kindern könnte damit die Angst genommen, und Sprünge und Doppelsaltos vom Reck oder Barren könnten gefahrlos erlernt werden, lobte er und dankte der Gemeinde und dem Sportverein, die sich mit dem Bau der Halle für den Turnsport stark gemacht hätten. Sensationell danach sein Auftritt am Reck. Mit zwei weiteren Turnern vom SVV schwang sich der 71-Jährige mehrmals um die Stangen und landete mit dem doppelten Salto.
Holger Kühner, ein weiterer Freund aus der Turnerfamilie um Gienger, sagte: „Er ist fleißig, macht jeden Tag Sport und trainiert einmal in der Woche im Bundesligazentrum in Frankfurt.“ Aus Ehrgeiz? Weil er nicht loslassen kann? Der Gesundheit wegen? „Nein“, sagte Gienger. „Es macht mir einfach Spaß“.