Der E-Tretroller „Flynn“ der Tübinger Firma BrakeForceOne im Testbetrieb in der Tübinger Innenstadt. Foto: BrakeForceOne

Sind Tretroller mit Elektroantrieb eine Chance auf sauberere Luft und weniger Staus in deutschen Städten? Wir sprachen mit einem Tübinger E-Tretroller-Hersteller über die Chancen und Prognosen der E-Scooter-Mobilität in Deutschland.

Stuttgart/Tübingen - Elektro-Tretroller sollen nach dem Willen der Bundesregierung künftig auch in Deutschland zum Straßenbild gehören. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch (3. April) die Elektro-Kleinstfahrzeuge-Verordnung, die die Nutzung der sogenannten E-Scooter regelt. Zustimmen muss der Verordnung nun noch der Bundesrat.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sieht E-Scooter als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr und als eine „echte zusätzliche Alternative zum Auto“. Ziel ist es, dass die nötigen Vorschriften nach Prüfung in Brüssel und Zustimmung des Bundesrates noch im Frühjahr in Kraft treten können. Ab dann soll das Modell E-Tretroller auch in Deutschland Schule machen.

„Es wird einen Riesenboom bei E-Scootern geben“

Wir sprachen mit Marc Zimmermann, Produktmanager bei der Tübinger Firma BrakeForceOne, die hochwertige E-Tretroller und E-Bikes entwickelt und herstellt, über die gesetzlichen Hürden für E-Scooter, den deutschen Markt und die Zukunft der E-Mobilität.

Herr Zimmermann, BrakeForce (BFO) hat sich auf leichte elektrische Fahrzeuge, insbesondere E-Tretroller, spezialisiert. Steht die Tübinger Firma, bei der Sie als Produktmanager tätig sind, schon in den Startlöchern, um den deutschen Markt mit E-Scootern zu bedienen?

Die Verordnung zu E-Tretrollern ist durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer abgesegnet und vom Bundeskabinett beschlossen worden. Jetzt muss die Diskussion in den Bundesländern und im Bundesrat weitergehen. Die Hersteller – auch BrakeForceOne – haben allerdings noch Klärungsbedarf.

Sie rechnen aber fest mit einer Zulassung von E-Scootern in diesem Jahr?

Ja, davon gehen wir sicher aus. Wir sind darauf vorbereitet und in die Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium involviert.

Hat BrakeForceOne bereits eine Produktpalette, die umgehend angeboten werden kann?

Ja. In diesem Jahr starten wir mit dem elektrischen Kickscooter „Flynn“. Dieses Projekt habe ich entwickelt. Dann werden weitere Roller folgen.

Mit welchen Preisen müssen Kunden rechnen?

„Flynn“ wird 1399 Euro kosten. Als Verbraucher kann man zwischen Billigimporten aussuchen, die bei 400, 500 Euro liegen, bis hin zu qualitativ hochwertigen Produkten wie „Flynn“.

Wie groß schätzen Sie den deutschen Markt für E-Tretroller ein?

Es wird einen Riesenboom bei E-Scootern geben. Das Thema E-Tretroller ist in der Vergangenheit ausgiebig diskutiert worden. Wenn die Nutzung legal ist, wird es einen Überschwinger im Kaufverhalten geben. Der Markt in Deutschland wird noch größer sein als bei E-Bikes. Der Nutzen, den E-Tretroller in der alttäglichen Mobilität bringen, ist höher als bei E-Bikes. Ich schätze, dass es in den nächsten Jahren bis zu fünf Millionen E-Tretroller in Deutschland geben wird.

Wann könnte die Verordnung des Verkehrsministeriums tatsächlich in Kraft treten und E-Tretroller an Händler und Kunden ausgeliefert werden?

Wir werden unsere Produkte noch in diesem Jahr in Deutschland auf den Markt bringen. Wir gehen davon aus, dass die Verordnung der Bundesregierung zu E-Scootern im Juni oder Juli in Kraft treten wird.