Hochtechnisierte Diagnosegeräte hat der gut ausgebildete Mechaniker und Einzelhändler Peter Klaiber aus Burladingen in seiner Werkstatt. Die war vor Jahren mal eine Backstube. Foto: Rapthel-Kieser

Der Zweiradfachmann Peter Klaiber schwimmt gegen den Strom und hat dabei seine perfekte Nische gefunden.

„Peter Klaiber, Fahrradhändler aus Burladingen machte immer das Gegenteil von dem, was andere taten – und gehört nun zu den Gewinnern in der Burladinger Kernstadt.

„Ja, das könnte man wohl so sagen“, kommt es eher zögerlich von dem 55-Jährigen als er gefragt wird, ob man seine Burladinger Laufbahn nicht einfach als „Erfolgsgeschichte“ titulieren könnte. Nein, Peter Klaiber gehört eher zu den ruhigen, bedächtigen, aber zähen und bescheidenen Schaffern. Seine zahlreichen Urkunden, Gesellenbriefe und Abschlüsse bei der IHK hängt sich der ausgebildete KfZ- und Zweiradmechaniker zwar hinter die Ladentheke – dass aufgrund seiner guten Doppelausbildung Erreichte aber nicht an die große Glocke.

Gesellenbriefe, zahlreiche Urkunden über Abschlüsse und Kurse belegen: Peter Klaiber ist vom Fach. Foto: Rapthel-Kieser

Profunde Ausbildung statt Quereinstieg

Auf die profunde Ausbildung ist er dennoch stolz. Unterscheidet es ihn doch von so manch anderem Händler, der sich in der gleichen Branche tummelt. „Da sind ja viele Quereinsteiger“, winkt er mit amüsiertem Unterton ab. Bei Klaiber ist das anders. Nach seinem Gesellenbrief als Automechaniker, widmete er sich seiner Liebe: den Zweirädern. Er kann zwar auch Motorräder reparieren, aber die Fahrräder, die haben es ihm wirklich angetan. Also eröffnete er 2012 im Burladinger Gewerbegebiet Schlichte einen Fahrradladen. Ausstellung, Verkauf und Werkstatt von Fahrrädern auf einer Fläche von 200 Quadratmetern mit einer Deckenhöhe von vier Metern. „Da würde ich mich heute zu Tode heizen“, sagt Klaiber im Rückblick, die derzeitigen Energiekosten kommentierend.

Drei Jahre später fällte Peter Klaiber eine richtungsweisende Entscheidung: Während viele Händler sich aus der Burladinger Kernstadt zurückzogen oder gar aufgaben, mietete er die alte Bäckerei in der Hauptstraße 30, gegenüber vom Optikerladen, in Rufweite zum Rathaus und ganz nah an der Josengasse. Eigentlich eine Top-Lage. Und der Zweiradmechaniker stieg komplett auf E-Bikes um. Zu einer Zeit, als noch kaum jemand ahnte, wie sehr die Branche boomen würde. Diesen Mut musste er nie bereuen.

Während der Pandemie boomte der Markt

Auch als Corona kam. Denn dann boomte der E-Bike-Markt erst recht. Weil in die Ferne fliegen, nicht möglich war, entdeckten die Deutschen – auch die Älbler – den Aktivurlaub in der Region. Und sattelten auf E-Bikes um. Mittlerweile hat Klaiber den ehemaligen Optikerladen von gegenüber angemietet. „Da ist die Ausstellung und das Lager“, sagt er.

Klaiber beschäftigt zwei Mitarbeiter, hat eine Kollegin im Verkauf und einen Teilzeitmitarbeiter, der nach Bedarf kommt. Vor dem Laden und im ersten Raum stehen einige E-Bikes, jede Menge Zubehör gibt es an den Wänden und auf dem Weg zur ehemaligen Backstube. Dort hat Klaiber seine Werkstatt mit den hochtechnisierten Diagnosegeräten und dem Spezialwerkzeug – und dort ist der passionierte Zweiradfan und regelmäßige Albstadt-Marathon-Teilnehmer am liebsten. Und hier werden mittlerweile auch deutlich größere Brötchen gebacken.

Inzwischen ist auch wieder Zubehör zu kriegen. Während der Corona-Jahre war es anders, berichtet der Händler Peter Klaiber. Foto: Rapthel-Kieser

E-Bikes und die Lieferketten

Schwierigkeiten während Corona
Kein einziges Fahrrad sei zu kriegen gewesen, berichtet Peter Klaiber über die Corona-Jahre. Monatelang gab es nicht einmal die simpelsten Ersatzteile. Denn: In Taiwan und in China verhängten die Behörden einen totalen Lockdown, die Wirtschaft lag brach. Aber Fahrradteile – auch für den deutschen Markt – kommen fast komplett aus Asien. Zwar gibt es in Schweinfurt den großen Zwischenhändler, aber der ist auch auf die Zulieferung von der anderen Seite des Globus angewiesen. „Es gibt keine einzige deutsche Firma, die Fahrräder komplett hier zusammenbaut“, sagt Klaiber. Fahrradgabeln, also die Lenker, kommen oft aus den USA. Aber „Wenn eine Speiche fehlt, dann kannst Du das Fahrrad nicht zusammenbauen.“ Das alles hat sich mittlerweile wieder fast normalisiert. Und Peter Klaiber kann, dank der Ausstellungs- und Lagerfläche gegenüber, jetzt einmal im Jahr eine große Vororder von verschiedensten E-Bike-Modellen machen. „Ich bestelle in ein paar Tagen wieder – die Modelle und Entwürfe für das Jahr 2024“.