Foto: Eibner

Der frühere Schwenninger Torhüter Dustin Strahlmeier hat mit den Grizzlys Wolfsburg knapp in der DEL die Play-off-Finalserie (1:2) gegen die Eisbären Berlin verloren. Daheim in Gelsenkirchen denkt der 28-jährige nun über eine insgesamt gelungene Saison nach.

Die Themen, über die wir mit dem ausgewiesenen Schalke-Fan sprachen, waren vielfältig.

Herr Strahlmeier, wie verbringen Sie gerade die Tage nach einer sehr intensiven, unnormalen DEL-Saison mit der abschließenden Finalserie?

Zunächst einmal habe ich ein, zwei Tage gebraucht, um diese Niederlage gegen Berlin zu verarbeiten. Der Stresslevel lässt nach einer so megalangen Saison aber nun langsam bei mir nach. Es geht nun immer mehr in die Erholungsphase, vor allem auch mental. Ich bin inzwischen wieder in meiner Heimat in Gelsenkirchen, freue mich, meine Familie und meine Freunde zu treffen. Ein besseres Abschalten gibt es für mich nicht. Bis zum Beginn des Sommertrainings in Dortmund würde ich gerne ein paar Tage auch mal in den Urlaub fahren, aber dies ist ja in diesen Zeiten nicht so einfach. Aber vielleicht klappt es doch noch mit einem Abstecher an die holländische Nordseeküste.

Was war ausschlaggebend dafür, dass Berlin am Ende den Titel gewann?

Unterm Strich haben sie uns insgesamt zu wenig Chancen erlaubt. Über die beiden letzten Spiele der drei in der Finalserie gesehen, waren sie das bessere Team. Es soll keine Ausrede sein, aber wir hatten in der gesamten Saison aber auch langfristige Ausfälle von wichtigen Spielern wie Fabio Pfohl, Dominik Bittner, Janik Möser oder auch Jan Nijenhuis wegzustecken. Dann verletzte sich im dritten Finalspiel auch gleich noch Garrett Festerling. Wir mussten insgesamt mit einem kleinen Kader durch die Saison kommen. Allein unter diesem Aspekt haben wir sehr viel erreicht.

Was hat diesen Erfolg in Wolfsburg in dieser Saison ausgemacht?

Die Mannschaft ist schnell und sehr gut zusammengewachsen. Wir hatten bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt einen ausgezeichneten Draht zueinander, weil wir, als die Vorbereitung vor einem Jahr begann, schon oft über Video gesprochen haben. Es herrschte mannschaftsintern ein sehr gutes Klima, es gab keine Gruppenbildung und jeder hat den anderen hundertprozentig so akzeptiert, wie er ist.

Sie erlebten persönlich ebenfalls eine sehr gute Saison, zählten zu den besten Keepern in der Liga.

Es war der richtige Schritt für mich, nach einer langen und schönen Zeit in Schwenningen etwas Neues zu machen. Ich habe mich in jedem Bereich verbessern können. Ich wollte einfach viel neuen Input bekommen. Das gesamte Paket hat für mich in dieser Saison bei den Grizzlys gestimmt. Mit meinem Torhüterkollegen Chet Pickard hat es auf sportlicher und menschlicher Ebene optimal gestimmt. Ich hatte somit mehr Entlastung bei den Spielen und konnte bei meinen Pausen auch mal härter trainieren, hier Schwerpunkte setzen. Gerade im sehr spielintensiven Monat März war dies für mich absolut effektiv. Dazu gab es für mich durch den für mich neuen Torwarttrainer Ilari Näckel und durch unseren Fitness-Coach Peter Kruse neue Inspirationen. Und wenn ich von einem gesamten Paket spreche, dann war es auch positiv, dass es von Wolfsburg nur zwei, drei Stunden mit dem Auto zu mir nach Hause nach Gelsenkirchen sind. Meine Familie und meine Freunde sind für mich sehr wichtig. Ich konnte aufgrund der kürzeren Distanz einige Geburtstage mehr feiern, als zu der Zeit in Schwenningen. Es mag banal klingen, aber diese Dinge geben dir auch weitere Energie.

Gab es in diesem Frühjahr auch einmal einen Kontakt zu Bundestrainer Toni Söderholm?

Nein, leider nicht. Aber mein großes Ziel bleibt natürlich, zur Nationalmannschaft zurückkehren.

Der Großteil des Kaders in Wolfsburg bleibt. Aber Ihr bisheriger Chefcoach Pat Cortina und auch der frühere Schwenninger Co-Trainer Petteri Väkiparta müssen trotz des Gewinns der Vizemeisterschaft gehen.

Waren Sie selbst überrascht?

Ja, im ersten Moment, aber es ist eine Entscheidung des Managements, auf die wir Spieler keinen Einfluss haben. Menschlich tut es mir für Pat leid, aber ich stehe natürlich hinter der Entscheidung unserer Verantwortlichen.

Wie haben Sie die Entwicklung in Schwenningen in dieser Saison verfolgt?

Sie haben einen guten Weg gemacht und viele gute Entscheidungen getroffen. Ich wünschte, ich hätte früher einmal dort diesen positiven Trend so miterleben dürfen. Aber es war mein Wunsch, mich zu verändern und etwas Neues zu machen. Schwenningen ist und bleibt mit seinen Fans ein überragender Eishockey-Standort. Es ist wirklich schade, dass die Fans ausgerechnet diese Saison nicht live miterleben durften. Sie hätten es absolut verdient gehabt.

Gibt es noch Kontakte nach Schwenningen?

Natürlich, meine Freundin stammt ja aus der Region. Ich habe zum Beispiel noch einen guten Draht zu einigen vom BSV Schwenningen.

Ihr Herzensklub Schalke 04 macht schwere Zeiten durch. Wie erleben Sie diese große Krise?

Viele Menschen hier in Gelsenkirchen leiden sehr, weil Schalke für sie ein großer Bestandteil ihres Lebens ist. Dass dieser Abstieg nun passiert ist, war seit Jahren in der Entwicklung und den vielen gemachten Fehlern absehbar. Auf Schalke haben sie auch in der vergangenen Zeit wirtschaftlich schlecht gehandelt. Dennoch, von der Papierform her hätte diese Mannschaft nicht absteigen dürfen. Gelsenkirchen ist eine Malocherstadt, deshalb konnten sich die Fans und Menschen kaum mit dieser Mannschaft identifizieren. Aber ich glaube, dass der Neuanfang auf Schalke gelingen wird. Es wird ja gerade ziemlich aufgeräumt. Ich bin da zuversichtlich.