Bank-Vorstand Rainer Fader in der Filiale in Seedorf als "Kunde" von Irina Grefenstein, die in Wirklichkeit in Schwenningen sitzt. Foto: Schönfelder

"Winken Sie mal, ob Sie echt sind." Kunden beklagen Rückzug und "Automatisierung".

Dunningen-Seedorf - Filialen, die nur aus Automaten bestehen, der persönliche Berater ist nicht mehr vor Ort: Viele Kunden in den Gemeinden rund um Schramberg fühlen sich von der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar (VBSDN) regelrecht abgehängt. Bank-Vorstand Rainer Fader sieht das naturgemäß ganz anders.

Fader sieht nämlich eine Serviceverbesserung, eine Konzentration der Kräfte in Zeiten, in denen es im Bankgeschäft immer schwieriger wird, etwas zu verdienen. Dieser Standpunkt überrascht allerdings nicht.

Kunden, die eine Filiale betreten, um eine Überweisung zu tätigen? "Das Thema gibt es fast nicht mehr", so Fader. Die Umstrukturierung der Volksbank-Filialen sei im Zeichen der Digitalisierung in seinen Augen eher die "Sorge Einzelner". "Wir haben Online-Kunden mit über 90 Jahren", versucht er die sinkende Bedeutung der Filialen zu verdeutlichen. Für die meisten Kunden ändere sich durch die laufende Entwicklung deshalb fast nichts.

Er sieht in der Kritik an der Bank eher Verlustängste. Kein Lebensmittelmarkt, oft kein Gasthof mehr in den Dörfern - "wir sind in vielen Fällen die letzte Institution vor Ort", erklärt sich Fader die Aufregung um die Filialen, die bis in den Lauterbacher Gemeinderat schwappte.

Vom eigenen Selbstverständnis her sollten die Volksbanken nahe bei ihren Kunden sein, meinen nicht wenige eben dieser Kunden. Da passt die Umrüstung zu reinen Automatenfilialen für viele nicht ins Bild.

Die Umstrukturierung der Filialen sieht Fader dagegen eher als ein Zeichen der Zeit. Und er kommt schnell auf die Zwänge zu sprechen, denen das Geldinstitut ausgesetzt ist: Niedrigzinsen auf der einen Seite, aber auch Strafzinsen der Europäischen Zentralbank, wenn die Bank Geld hinterlegt. "Für 100.000 hinterlegte Euro zahlen wir 500 Euro Strafzins", so Fader. Da wird die schwäbische Sparwut für die Bank zum Problem.

Und Strafzinsen für die Kunden will die Bank "so lange wie möglich" verhindern. Obwohl es die schon längst gibt. Ab einer halben Million Euro bittet die Volksbank die Anleger schon jetzt zur Kasse.

Gleichwohl benötige die Volksbank den Spagat zwischen Kundennähe und Kostenstruktur. "Wir müssen die Filialen optimieren, um die Kosten in den Griff bekommen und die Ertragssituation zu stabilisieren." Fader geht davon aus, dass es das Bankensystem, wie es heute existiert, in zehn, 20 Jahren wohl nicht mehr gibt.

Im Übrigen stellt er klar, dass keine Filiale im Geschäftsgebiet geschlossen werde. Manche werde zur reinen Service-Filiale, wie beispielsweise Waldmössingen, neun andere zwischen Liptingen und Lauterbach im Geschäftsgebiet der Bank, wie zum Beispiel Seedorf, werden zu Schwerpunkt-Filialen.

Beratung via Bildschirm

In diesen Filialen sind die Berater vor Ort – nun ja, nicht persönlich, aber via Bildschirm. Mit anderen Worten – "SiSy" (Service interaktiv-System) soll es richten. Am vergangenen Mittwoch ging das technische System in Seedorf in Betrieb, die erste SISy-Filiale der VBSDN im Landkreis.

Irina Grefenstein begrüßt die Vorstände und die Mitarbeiter der Bank bei der Vorstellung am Mittwochnachmittag. Sie sitzt in Schwenningen und berichtet von ersten SiSy-Erfahrungen. Die Herren erklären derweil in Seedorf Sinn, Zweck und Technik der "Bildschirm-Bank". Das soll also die Zukunft der Volksbank für das Routine-Geschäft sein.

Irina Grefenstein kann die Kunden sehen und hören, Rechnungen und Überweisungen mit einer Dokumentenkamera einsehen und ihnen bei ihren Geschäften helfen. Unterschrieben wird wie in vielen Geschäften per Pen-Pad.

Laut Christian Duffner aus der "Gruppenleitung KundenServiceCenter" habe man in der ersten Woche schon gute Erfahrungen gemacht. Die Hemmschwelle, oder genauer gesagt die Lichtschranke, die Irina Grefenstein meldet, dass sie Kundschaft "im Laden" hat, werde schnell überwunden. 15 Mitarbeiter seien als SISy-Berater geschult, so Duffner. Wichtig sei, dass der Kunde mit einem Menschen aus Fleisch und Blut spreche – also Irina Grefenstein statt Lara Croft. Obwohl mancher erst überzeugt werden muss. Es herrschen durchaus Zweifel. Ein Kunde machte den Test: "Winken Sie mal, damit ich sehe, ob Sie echt sind."