Raphael Bantle hat keinen alltäglichen Beruf: er ist Clown. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Raphael Bantle aus Dunningen erzählt von seiner Clown- und Zauberausbildung

Ist ein Clown nicht ein wenig aus der Zeit gefallen? "Keinesfalls", sagt Raphael Bantle und gerät sofort ins Schwärmen. Er muss es wissen, denn der 29-Jährige, der in Dunningen aufgewachsen ist und mittlerweile in Paris lebt, ist Clown.

Dunningen/Paris. Raphael Bantle ist Clown aus Überzeugung. Mit dem Kinderzirkus Holdrio tourte er kürzlich mit seinem Freund Mario Schillinger durch mehrere Gemeinden im Landkreis, und brachte Kindern die Artistik näher. Als er erzählte, dass er eine Clown- und Artistikausbildung bei Stefan Cassani absolviert und die Zauberakademie Deutschland besucht hat, war das Interesse geweckt.

Die Figur des Clowns ist alt. Sie entwickelte sich aus den Zanni, den Dienerfiguren der Commedia dell’arte. Über all die Jahrhunderte hat die tragisch-komische Figur des Clowns an Faszination aber keinesfalls verloren. Kinder und Erwachsene lassen sich gleichermaßen von Clowns in ihren Bann ziehen, lachen über die ganz eigene Komik dieser Wesen, die nicht zwingend eine rote Nase brauchen...

Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, Clown zu werden? "In jedem Menschen steckt ein Clown", ist Raphael Bantle überzeugt. Bereits als Kind sei er von Clowns fasziniert gewesen. In seiner Jugend habe er mit Freunden jongliert. "Plötzlich war es mein Traum, beruflich so etwas zu machen", erinnert sich der 29-Jährige. Doch aus dem Traum sollte erst einmal nichts werden, denn nach der Schule stand eine Ausbildung an. In Heiligenbronn absolvierte er ein Praktikum. Schnell habe er gemerkt, dass "im richtigen Leben" vieles vorgegeben ist. "Die Freiheit eines Kindes ist nicht mehr gefragt. Sich frei aus sich heraus zu entwickeln, auch nicht". Da habe es ein Clown wesentlich besser, ist sich Bantle sicher. Ein Clown lasse sich nicht in eine Form pressen. Er müsse frei und offen sein, um sich entfalten zu können. "Er schämt sich auch nicht. Er ist Optimist und überzeugt von seiner Idee", schwärmt Bantle weiter, der es liebt auf der Bühne zu stehen. Sichtlich gefällt ihm aber auch die ganz alltägliche Bühne. Pressegespräch im Café ist nicht sein Ding. Am Weiher mit im Wind knisternden Schilf, erzählt er aus seinem Leben.

Nach dem Praktikum und einem Aufenthalt in Brasilien, wo er bei Moksha Sabedoria Jonglage und Körperbewusstsein gelernt hatte, habe er schließlich eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger begonnen. Die Arbeit habe ihn erfüllt, und doch habe etwas Entscheidendes gefehlt, erinnert er sich. Und so sollte eine weitere Ausbildung folgen: Raphael Bantle besuchte in München die Zauberakademie Deutschland, die er mit einer Clown- und Artistik-Ausbildung abschloss. Daraufhin verdiente er sich als Straßenkünstler sein Geld. "Das war eine ganz wunderbare Zeit", schwärmt er. Die vielen Tricks und Kunststücke habe man ja üben müssen. Und auf der Straße habe man die besten Chancen. "Erst wenn man ganz viel übt und es vielen Leuten vorspielt, dann kann man mit seinem Programm auf die Bühne", glaubt er. Und endlich war er in der Welt angekommen, in der er sich wohlfühlte.

Vor vier Jahren sei er dann nach Paris gezogen und beim "Meister der Clowns", Philippe Gaulier, in die Lehre gegangen. Seither lebt und arbeitet er in der Hauptstadt Frankreichs, gibt aber auch Workshops für Erwachsene und Kinder in Deutschland – erst kürzlich in Dunningen, seiner Heimat. "Es ist wichtig für die Menschen, die heute meist in Raster gesteckt werden, unerkannte Stärken zu entdecken, aus sich herauszugehen und ihre Wünsche zu verwirklichen", sagt Bantle. Nur dann könne man glücklich sein, ist er überzeugt. Nicht lustig zu sein, sondern die Leute mit seinem Tun zu berühren, das ist das Geheimrezept eines guten Clowns. "Und das funktioniert auch in der heutigen Zeit", lacht Bantle.