Offen stellen sich die Dunninger Joseph Mauch (von links), Werner Hutz, Theresa Hutz und Vivien Schatz den Befragungen des Dialektforschers Rudolf Bühler. Foto: Kimmich Foto: Schwarzwälder Bote

Forschung: Projekt untersucht Mundart / Bürger in Dunningen befragt

Im Rahmen des breit angelegten Forschungs- und Veröffentlichungsprojektes zur Mundart im Kreisgebiet (wir berichteten) wurden vergangene Woche im Rathaus Dunningen vereinzelte Bürger aus allen Dunninger Ortsteilen befragt.

Dunningen. Durch die Vermittlung der Gemeindeverwaltung stellten sich Hildegard und Ernst Bantle aus Seedorf den Fragen von Dialektforscher Rudolf Bühler, Mitarbeiter des Ludwig-Uhland-Instituts für empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen. Über eine Stunde lang gaben sie Einblicke in den aktuellen aber auch in den älteren schwäbischen Wortschatz, der jedoch so nicht mehr gesprochen werde. "Wie sagen Sie zu Vogelscheuche?"- "Gschuhu", weiß Ernst Bantle, und: "Den Teig muss man?"- "Kneta!"- "Wo legt man den Kopf drauf?"- "Pfulfa! Aber das hat man eher früher gesagt."

Da beide Ehepartner seit mindestens zwei Generationen in Seedorf ansässig seien, gelten Bantles als authentische Vertreter des Seedorfer Dialekts. "Die Befragung ist ganz interessant, wir wussten auch in etwa, was auf uns zukommt", zeigte sich Ehefrau Hildegard gebannt. Für Dunningen setzten sich vier Personen mit dem Forscher zusammen. Da Bühler auf zwei Projektebenen arbeitet, seien nicht nur Bürger der älteren Generation bedeutsam, auch junge Erwachsene im Alter von 18 bis 26 Jahren hätten wissenswerte Erfahrungen mit den jeweiligen Dialekten.

Als Übersetzerin

Vivien Schatz und Theresa Hutz (beide Jahrgang 2001) boten ihre Erzählungen im etwa 20-minütigen Interview an. Wie weit kommen sie in der Gegend herum, inwiefern beeinflusst das ihre Mundart? "Ich habe eine Freundin aus Trossingen, sie versteht kein Schwäbisch. Also rede ich mit ihr Hochdeutsch", antwortet Theresa Hutz auf die Frage, was ihre Aussprachform beeinflusse. Vivien Schatz geht es ähnlich: "Meine Freundin ist Russin. In der Schule übersetze ich ihr dann manchmal das Gesprochene." Auf Bühlers Frage, wie sich der Dialekt im Alltag so verändere, zeigten die Mädchen ähnliche Erlebnisse: beide sprächen in den jeweiligen Schulen Hochdeutsch und kommunizierten zu Hause auf Schwäbisch . Zumindest in ihren eigenen Augen: "Ich schwätz daheim Schwäbisch, aber mein Vater sagt, ich schwätz Hochdeutsch." Und auch auf folgende Frage gab es sich ähnelnde Antworten: "Sagen die Lehrer, dass ihr auf eine bestimmte Art reden sollt?" Hutz: "In der Realschule hat es ein Lehrer verboten, Schwäbisch zu sprechen." Schatz: "Wir müssen in der Schule Hochdeutsch reden, wegen der Prüfungen."

Zugehörigkeitsgefühl

Weiter brachte das Gespräch hervor, dass es durchaus Situationen gebe, in denen sich die jungen Erwachsenen mit dem schwäbischen Mund unwohl fühlten – nämlich dann, wenn man sie schlichtweg nicht verstehe. Doch genauso könne auch das Gegenteil der Fall sein. In Vereinen beispielsweise würde es sich als hervorragende Eigenschaft herausstellen, wenn man den Dialekt beherrsche, denn das gebe automatisch ein Zugehörigkeitsgefühl.

Die Dialektsprecher Joseph Mauch (Jahrgang 1938) und Werner Hutz (Jahrgang 1966) fungierten als Sprachrohr für die Mundart der Dunninger Bürger. Mit gut 200 Antworten gaben auch sie ein entsprechendes Bild vom Sprachgebrauch wider. Bühler, der in diesen Wochen alle 70 Gemeinden im Kreis Rottweil befragt und dafür zwölf bis 14 Stunden am Tag investiert, ist zufrieden: "Wir sind immer sehr dankbar für die durchweg große Kooperationsbereitschaft seitens der Gemeindeverwaltungen, und nicht zuletzt den Bürgern, die sich dazu bereit erklären, sich die Zeit zu nehmen."