Heimatgeschichte: Leser erinnern sich an ihre Kindheit / Kartoffelernte und Hausschlachtung im Krieg

Dunningen-Seedorf. Vreni Mauch aus Seedorf hat die Kindheit auf dem Lande während des Zweiten Weltkriegs zu Papier gebracht. Ihre Ausführungen wurden von Rainer Pfaller und Rudi Merz ergänzt. Heute veröffentlichen wir einen vierten Teil.

Nach der Schulentlassung 1950 hieß es, daheim und überall: Jetzt geht es ans Geldverdienen. Sogenannte Hilfsarbeit gab es bei Junghans und Karl Haas in Schramberg. Der übliche Stundenlohn lag bei 23 Pfennige. Die ergab monatlich etwa 45 Mark. Die Fahrt nach Schramberg kostete damals fünf Mark pro Woche, und der Rest musste der Mama für den Familienunterhalt abgegeben werden.

Einige von uns konnten eine handwerkliche Lehre antreten. Lehrstellen waren damals Mangelware. Damit war aber unsere Kindheit vorbei und es kam der Ernst des Lebens.

Wir waren bis dahin mit wenig zufrieden und hatten trotz den Kriegswirren und den damit verbundenen Einschränkungen immer wieder auch schöne Stunden im Schutze unserer Mütter und Großeltern erleben dürfen.

Wenn nach der Getreideernte Arbeit wie das Pflügen anfiel, mussten die Frauen schwere Arbeit ausführen. Es galt, den jeweiligen Acker mit den Kühen, Ochsen oder Pferden zu pflügen. Danach wurde geeggt. Und das Unkraut für die Aussaat im Herbst oder kommenden Frühjahr war zu entfernen.

Angepflanzt wurde im Herbst Weizen und Dinkel und im Frühjahr Hafer und Gerste. Mühsam war im Frühjahr das Ausbringen der Saat-Kartoffel.

Zuerst wurde mit dem Einscharpflug eine Furche gezogen, und dann wurden von Hand die Kartoffelknollen eingelegt. Mit dem Pflug wurden dieselben abgedeckt. Sobald die Pflanzen ihre Blätter aus dem Boden streckten, wurden die einzelnen Zeilen mit der Hacke gelockert und später mit dem Häufelpflug angedeckt.

Die Ernte der Kartoffel war wieder mühsame Handarbeit mit dem Karsch; nach und nach wurden Kartoffelroder eingesetzt. Die Knollen allerdings wurden wieder von Hand aufgelesen und in Säcke gefüllt.

Auf dem Acker wurde mit den dreckbeschmierten Händen auch das übliche Speckvesper eingenommen. Niemand ist wegen dieser mangelnden Hygiene krank geworden. Als Getränk gab es auf dem Felde Brunnenwasser, das man an den Hofbrunnen vom Gasthaus Hirsch und bei Baschers (Baur) am Unterbergenweg über ausgehängte Becher in Flaschen abfüllen konnte.

Im Alter von nun mehr als 80 Jahren kommt uns immer wieder zum Bewusstsein, wie primitiv und einfach man Kindheit und Jugendzeit hinter sich gebracht hatte.

Während des Krieges wurde auch geschlachtet. Vielfach war es eine Hausschlachtung. Allerdings musste laut Gesetz ein Teil davon an Bedürftige abgegeben werden. Die Schweine wurden selber aufgezogen und mit Kartoffeln und Abfällen aus der Küche gefüttert und gemästet. Es war immer ein aufregender Tag, wenn der jeweilige Metzger ins Haus kam, um ein Schwein zu schlachten. Das Tier wurde zerlegt in Kopffleisch, Seitenteile und Schnitzel. Da gab es reichlich zu essen.

Fleisch und Würste mussten für ein Jahr ausreichen, und die großen Seiten kamen in den Rauch und wurden zu schmackhaftem Speck. Bratenfleisch wurde in Stücken angebraten und in Weckgläsern eingedünstet. So konnte man an manchen Sonntagen ein gutes Mittagessen auf den Tisch bringen.

In der Metzgerei konnte man während des Krieges weder Fleisch noch Wurst kaufen. Rindfleisch gab es nur, wenn ein Landwirt eine Kuh notschlachten musste. Der Büttel schellte diese Möglichkeit dann im Dorfgebiet an bestimmten Stellen aus.