Lisa (von links), Lena und Emily Wernz haben die Gruppe Feministisches Dorfgeflüster gegründet.Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Sensibilisierung: Lisa, Emily und Lena Wernz haben die Gruppe "Feministisches Dorfgeflüster" gegründet

Mit 20 ging es los, inzwischen sind mehr als 60 Menschen Teil der Gruppe "Feministisches Dorfgeflüster". Hinter ihr stecken die Wernz-Schwestern Lisa (25), Emily (21) und Lena (17). Sie haben gemerkt: "Frauen widerfährt immer noch einiges, was einfach nicht cool ist."

Dunningen. "Bildet Banden" – diesen Ratschlag aus dem Podcast "Feminismus mit Vorsatz" haben sich die Wernz-Schwestern zu Herzen genommen. Er war der Auslöser für sie, eine Plattform zu schaffen, auf der sich die Frauen aus Dunningen und Umgebung, aber auch aus ganz Deutschland austauschen können.

Lisa, Emily und Lena sind Frauen von Welt. Immer wieder waren sie im Ausland und kamen dort schon häufig mit dem Thema Feminismus in Kontakt. Dann kam die Corona-Krise und mit ihr viel Zeit, um Podcasts zu hören und sich intensiver mit interessanten Themen zu beschäftigen.

Den Schwestern geht es bei ihrer Gruppe aber nicht nur darum, Feminismus in den Blickpunkt zu rücken und für das Thema zu sensibilisieren, sondern ein Forum abseits der Vereine zu schaffen, in dem Meinungen und Diskussionen Platz finden.

"Wir wollten andere Verbindungen schaffen, auch zu Zugezogenen", erklärt Lisa Wernz. Sie macht gerade ihren Bachelor im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen. "Natürlich kommt da zwangsläufig das Thema Frau und Karriere auf."

Nicht alles akzeptieren

Alle drei Schwestern waren zudem in der Gastronomie tätig und wurden dort mit einigem konfrontiert, das sie damals einfach so akzeptierten, es aus heutiger Sicht aber nicht unkommentiert geschehen lassen würden.

"Wir wollen auch junge Mädchen ermutigen, den Mund aufzumachen, wenn etwas nicht richtig läuft", sagt Lisa Wernz. Das fange mit der Art an, wie man angesprochen werde, und reiche bis zu Fotos vom Geschlechtsteil des Mannes, die man einfach so ungefragt zugeschickt bekomme. "Als Teenies dachten wir: Das ist eben so. Aber das stimmt nicht. Ich hätte mir damals einen Rat dazu gewünscht, wie ich damit umgehen soll", erzählt Lisa.

Nicht cool sei aber auch, wie Frauen teilweise miteinander umgingen, etwa wenn sie eine andere als "Schlampe" bezeichneten oder lästerten. Auch gebe es noch keine volle Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, ergänzt Lena Wernz.

Um ein Bewusstsein für das Thema Feminismus und alles, was damit zu tun hat, zu schaffen, gibt es in der Whatsapp-Gruppe, die aktuell 64 Mitglieder hat, immer ein Thema, das zwei Wochen lang im Fokus steht. Die Wernz-Geschwister geben dieses vor. Dabei ging es schon um die Geschichte des Feminismus, aber auch weibliche Vorbilder, Sexualität und Misogynie (Frauenfeindlichkeit).

Dazu gibt es Reflexionsfragen, die in einem Montagsmeeting in der Gruppe diskutiert werden. "Manche in der Gruppe sind aktiv, andere beobachten nur", erklärt Lena.

Aktivitäten der Gruppe fanden vor Corona aber auch außerhalb der virtuellen Welt statt. So haben einige Mitglieder gemeinsam das Stück "5 Frauen im Netz" des Zimmertheaters besucht. "Wir haben auch ein feministisches Zimmer bei uns zu Hause eingerichtet", erzählt Lena Wernz. Wie so etwas aussieht? "Es ist voll mit Büchern zum Thema, Biografien, Zeitschriften und mehr, und an der Wand hängen viele Sprüche zum Thema ›Body positivity‹."

Für Lena Wernz bedeutet Feminismus, die Menschen dafür zu sensibilisieren, wie sie mit Geschlechterrollen umgehen. "Es geht um die Abschaffung dieser Rollen und Empowerment, also die Förderung von Frauen", sagt sie. Viele Menschen ließen sich durch den Begriff Feminismus irreführen und hätten nur Klischees im Kopf.

Austausch ohne Scham

"Der Name Feministisches Dorfgeflüster ist bewusst ein wenig provokativ gewählt", gibt Lisa Wernz zu. "Wir sind keine Emanzen im klassischen Sinn und eifern nicht Alice Schwarzer nach", stellt sie klar. Es gehe darum, sein Verhalten und Dinge, von denen man sagt, dass sie "nun mal so sind", zu hinterfragen.

Eine Grundregel in der Gruppe ist Sicherheit. Dort soll es keine Tabus und keine Scham geben. Alles läuft demokratisch ab und wird sachlich diskutiert. Es geht darum, sich Wissen und Selbstvertrauen anzueignen und sich völlig frei auszutauschen. Auch ein paar Männer sind Teil der Gruppe.

In einer Zukunftsvision der Schwestern breitet sich ihre Idee aus, und weitere Dorfgeflüster-Gruppen entstehen. "Wir haben eine Struktur erstellt, die andere Menschen gern für ihren Ort übernehmen können", meint Lisa Wernz. Man könne sich auch Veranstaltungen mit Referenten vorst ellen, ergänzt Lena.

Ein konkretes Projekt steht schon in den Startlöchern. Bei "lauschen und lernen" sollen einzelne Mitglieder der Gruppe zu Kurzvorträgen zu bestimmten Themen motiviert werden. "Das soll ein paar Mal im Jahr virtuell stattfinden. So findet auch jeder die Zeit, dabei zu sein, und die Hürde ist niedriger", meinen die Schwestern. Und das sei umso wichtiger, wenn man sich öffnen und auf einer tieferen Ebene diskutieren wolle.

Wetere Informationen: Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail an fem. dorfgefluester@gmail.com wenden.