Wie der Vater, so der Sohn: Philipp und Bernd Haag teilen die Leidenschaft fürs Gleitschirmfliegen. Der Wettkampf in Ecuador war für beide ein besonderes Erlebnis. Fotos: Haag Foto: Schwarzwälder Bote

Abenteuer: Philipp und Bernd Haag aus Seedorf berichten vom Gleitschirm-Wettkampf in Ecuador

Dass Familie Haag aus Seedorf zur abenteuerlustigen Sorte gehört, hat sie schon mehrfach bewiesen: Bernd und Ursula Haag haben vor zwei Jahren den Kilimandscharo bestiegen, Sohn Philipp mischt in der Elite der Gleitschirmflieger mit. Jetzt waren Vater und Sohn beim Weltcup in Ecuador mit dabei.

Dunningen-Seedorf. Starts bei großen Wettbewerben im Ausland sind für den erfolgreichen Gleitschirmflieger Philipp Haag eigentlich schon normal. Die Reise ins südamerikanische Ecuador war jedoch etwas ganz Besonderes. Der Erfahrungsbericht von Philipp und Bernd Haag wird demnächst auch in einem Fachmagazin veröffentlicht. Sengende Sonne, abenteuerliche Transportmittel, restlos begeisterte Bewohner, die die Gleitschirmflieger frenetisch feierten – "es war schon außergewöhnlich", sagt Philipp Haag über die Reise im vergangenen November.

Und sein sportlicher Erfolg setzte dem Ganzen die Krone auf: Der 22-Jährige erkämpfte sich die beste deutsche Platzierung und den insgesamt elften Platz beim Paragliding-Weltcup. Er ist mittlerweile unter den Top 40 der Weltrangliste.

Mit dem Gleitschirmvirus hat ihn sein Vater Bernd Haag angesteckt, der in Ecuador nicht nur als Unterstützer, sondern auch als Vorflieger beim Wettbewerb mit dabei war. Durch seinen Flug vor dem Wettbewerb konnten die Teilnehmer abschätzen, wie Wind und Thermik in der Luft sind. "Das ist schon ein spannender Moment, wenn 120 weltbeste Piloten auf jede deiner Bewegungen achten und auf dein Feedback warten", erzählt er. Die Starthöhe war zudem ungewöhnlich niedrig: Auf gerade mal 280 Metern Höhe befand sich der Startplatz.

Begeisterte Einwohner und jede Menge Brandblasen auf der Nase

"Und schon bei der Eröffnungsfeier mussten wir erfahren, wie hoch die UV-Belastung war. Alle nicht bedeckten oder eingecremten Stellen bekamen starken Sonnenbrand. Philipps Nase war sogar mit Brandblasen bestückt", berichtet Bernd Haag.

Trotz erschwerter Bedingungen ging Philipp Haag schnell im Führungspulk auf Punktejagd. Die Wettkampfflüge gingen überwiegend ins Hinterland, über teils nicht erschlossene Gegenden.

Auch die Landung nach den Wettkampfflügen wurde für Philipp Haag zum beeindruckenden Erlebnis: "Auf dem Landeplatz wurden wir herzlichst mit Zurufen und Händeschütteln von den Einheimischen begrüßt. Man hat sich wie ein Star gefühlt. Die Faszination der Einwohner für diesen Sport war an den Ziellandeplätzen deutlich erkennbar. Die gefühlte halbe Stadt ist auf dem Landeplatz zusammengelaufen. Die Kinder sind den Piloten entgegen gerannt, die Stimmung war sehr außergewöhnlich. Die Bewohner wollten einen Händedruck oder ein Selfie mit vielen der Piloten."

Doch es gibt auch eine andere Seite: Die Stadt Guayaquil, in der die Wettkämpfe stattfanden, ist für ihre hohe Kriminalität bekannt. Auch das Auswärtige Amt verweist auf diese Situation. "Die Schutzmaßnahmen sind überall erkennbar, drei bis vier Meter hohe Zäune, mit Stacheldraht mehr oder weniger um jedes Grundstück, Polizei und Security auf den Straßen und öffentlichen Plätzen, ja sogar an jeder Restauranttür, überall vertreten. Selbst Wohnanlagen sind wie ein Gefängnis bewacht", berichten die beiden Seedorfer.

Dennoch haben sie die Reise in toller Erinnerung, und für Philipp Haag gilt es schon wieder, die nächsten Trips zu planen: Gleitschirm-Wettkämpfe in Bulgarien, Frankreich und Italien stehen in diesem Jahr auf dem Programm. Eigentlich hat er sich in Ecuador auch für das große "Super Final" in Kolumbien qualifiziert, das jetzt im Januar stattfindet. Doch Philipp steckt mitten in den Prüfungen zum Techniker an der Technikerschule in Sulgen – das hat trotz aller Leidenschaft fürs Fliegen Vorrang.