Die Archivarin Birgit Tuchen übergab die beiden Findbücher für die Archive von Lackendorf und Seedorf beim Bürgertreff an Bürgermeister Gerhard Winkler. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder-Bote

Archivarin Birgit Tuchen übergibt die Findbücher für die Ortsarchive von Seedorf und Lackendorf

Von Peter Schönfelder Dunningen. "Das Archiv ist das Gedächtnis einer Gemeinde", so Dunningens Bürgermeister Gerhard Winkler beim Bürgertreff in Lackendorf. Aber es braucht einen Kompass, die so genannten Findbücher, die Archive nutzen zu können.

Die Aufgabe, zwei solche Findbücher zu erstellen, hatte die freiberufliche Archivarin Birgit Tuchen mit Unterstützung des Kreisarchivs, hier besonders durch Archivar Armin Braun, übernommen und konnte an diesem Abend die beiden Findbücher der Ortsarchive von Lackendorf und Seedorf übergeben. Die Bedeutung der Ortsarchive werde leider oft unterschätzt, so Winkler weiter, aber nun seien alle drei Ortsteile auf einem wichtigen Gebiet auf der Höhe der Zeit.

Kreisarchivar Bernhard Rüth betonte die Bedeutung der Archive für die Identität der Ortsteile und als "integraler Bestandteil des Kulturerbes einer Gemeinde". Lackendorf und Seedorf seien durchaus geschichtsträchtige Orte, so Rüth. Die Archive stellten gewissermaßen die Speicherplatten der Gemeinden dar, die durch die Findbücher erst nutzbar gemacht würden. In Lackendorf seien immerhin 20 Meter Akten mit 841 Archivalien aufzuarbeiten gewesen. Trotz dieser bescheidenen Dimensionen erlaube das Archiv einen Blick in 400 Jahre Ortsgeschichte. In Seedorf waren schon 53 Meter Aktenbestände mit etwas mehr als 2000 Archivalien zu sichten. Die älteste Archivalie steht übrigens im Lackendorfer Ortsarchiv und stammt aus dem Jahre 1626.

Das Kresiarchiv übernehme gern die fachliche Begleitung, so Rüth, denn die Gemeinden verfügten in der Regel nicht über das nötige Fachpersonal. Birgit Tuchen habe die beiden Archive geradezu in Rekordzeit aufgearbeitet, lobte Rüth.

Mit Birgit Tuchen konnten die Gäste des Bürgertreffs einen ersten Blick in die Archivalien werfen. Sterbe- und Heiratsurkunden ließen einen genauen Blick auf die damaligen Lebensumstände zu, so Tuchen. So war in der Seedorfer Ortschronik zu lesen, dass einst die Verarmung der Bevölkerung so groß war, dass es durchaus Überlegungen gab, einige Seedorfer auf Kosten der Gemeinde nach Amerika zu schicken. Auch die bekannte Geschichte vom schaurigen Mord im Seedorfer Wald wurde von ihr zitiert.

Jetzt sei es sogar möglich, die Geschichte des heutigen Dunninger Ortsteils durchgehend von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der Selbstständigkeit zu verfolgen, sagte Tuchen. Sie lud dazu ein, den Archiven einen Besuch abzustatten und selbst in der Geschichte "seines Ortsteils" zu stöbern. Schließlich übergab sie die beiden Findbücher an Bürgermeister Gerhard Winkler, der sie strahlend entgegennahm.