Konzeptlosigkeit und eine "Versteinerung" hat der Planer Harald Klein auf dem Lackendorfer Friedhof ausgemacht. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Friedhofsentwicklungsplanung angestoßen / Harald Klein sieht einiges im Argen in Lackendorf

Man ist versucht, zu kalauern, dass ausgerechnet das Entwicklungskonzept der Dunninger Friedhöfe streckenweise "sterbenslangweilig" präsentiert und unter einem Schwall von Worten fast "totgeredet" wurde.

Dunningen-Lackendorf. Das wichtige Thema stand am Montagabend auf der Tagesordnung des Ortschaftsrats Lackendorf.

Vielleicht kann man von einem Missverständnis reden: Harald Klein war unsicher, was die Räte an Erläuterungen erwarteten und so verlor sich der engagierte Planer ("Seit 25 Jahren bin ich mit Friedhöfen befasst") am Ende seines Vortrags in Kleinigkeiten, Planungsdetails und schönen Bildern von schönen Friedhöfen.

Auf der anderen Seite fühlte sich beispielsweise Ortschaftsrat Berthold Rall ein wenig überfahren. Das Thema sei wichtig, räumte er ein, aber dass sich die Verwaltung bereits mit der Weiterentwicklung der Friedhöfe beschäftigt hatte, sei bislang noch nicht bis zu ihm vorgedrungen. Da hätte er im Vorfeld der Sitzung gern den Standpunkt der Verwaltung gehört. Hier könnte man anmerken, dass Bürgermeister Peter Schumacher gut daran getan hätte, an der Sitzung teilzunehmen, oder statt seiner Ortsbaumeisterin Karola Heinz.

Ortschaftsrat Martin Sauter wollte sich bereits auf Planungsdetails stürzen. Viel zu früh, wie Klein klarmachte, und ihn gleich stoppte. Denn es ging es am Montag lediglich darum, das Planungsbüro "landschaft4" aus Villingen mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für die Dunninger Friedhöfe zu beauftragen.

Der Technische Leiter der Gemeinde, Rafael Burri, gab sich alle Mühe zu vermitteln, aber Harald Klein war kaum zu bremsen. Er hatte sich warm geredet und zeigte Bild auf Bild. Doch die Relevanz des Hüfinger Friedhofs für den in Lackendorf erschloss sich wohl auch nicht jedem.

Das Thema Friedhöfe wird in den kommenden Jahren eminent wichtig werden, irgendwann ist jeder betroffen. Und es tut sich was. War noch vor wenigen Jahrzehnten die traditionelle Sargbestattung beherrschend, verlangen die Menschen immer mehr nach anderen, moderneren Bestattungsformen wie Baumgräber, Urnenwände, Urnenstelen oder sogenannte Aschewiesen.

Damit einher geht schon in einer überschaubaren Zeitspanne ein Rückgang des Platzbedarfs durch neue Bestattungsformen und der Bestattungszahlen. Ebenso zu bedenken ist eine sinnvolle Bewirtschaftung der Friedhöfe in allen drei Ortsteilen. Und natürlich spielen Geologie und Topografie bei der Erarbeitung einer Friedhofsentwicklungsplanung eine Rolle.

Planer rechnet in Jahrzehnten

All das werde schon allein verfahrenstechnisch eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, kündigte Klein an. Nicht nur am Montagabend, sondern überhaupt. Er rechne in Jahrzehnten, bis eine solche Planung umgesetzt sein werde. Und bevor man in eine Planung einsteige, sei eine Bestandsaufnahme überhaupt erst die Grundlage, wie Klein betonte.

Und die hatte der Planer in Lackendorf vorgenommen. Dabei hatte sein Kennerauge schnell Vor- und Nachteile ausgemacht. Positiv fiel ihm die reizvolle Lage und das großzügige Grundstück auf. Auch seien genügend Reserven an Bestattungsflächen vorhanden.

Auf der Negativseite wurde die Liste länger. Es fehlten Bestattungsgenehmigungen, es gebe keine Belegungsplanung, bei Größe und Lage der jüngsten Grabfelder herrsche Konzeptionslosigkeit, das Erscheinungsbild im Bestand sei "versteinert". Klein sah ungepflegte, standortfremde Gehölze, zu breite Wege und eine renovierungsbedürftige Aussegnungshalle.

Die Ortschaftsräte sahen schließlich die Notwendigkeit, sich mit den Missständen auseinanderzusetzen. Ortsvorsteher Hermann Hirt sah keine Alternative: "Wir müssen diesen Weg gehen." Und Armin Wetzel riet den Kollegen, das Angebot Kleins als Chance zu sehen: "Wir sollten das auf uns zukommen lassen."

Bei der anschließenden Abstimmung fasste der Ortschaftsrat den Empfehlungbeschluss, dem Planungsbüro "landschaft4" den Auftrag zur Erarbeitung eines Friedhofsentwicklungskonzepts für alle drei Ortsteile zu erteilen. Berthold Rall enthielt sich allerdings der Stimme.